Hallo liebe Leser,
damit meine Analyse etwas leichter zu verfolgen ist hier ein paar Vorschläge als Grundlage:

http://www.formula1.com/gallery/launches/2009/348.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/382.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/394.html
http://www.formula1.com/news/technical/2009/0/625.html



Sieht so Raffinesse aus?

Autobezeichnung: Renault R29
Motorbezeichnung: Renault RS27
Homepage: http://www.ing-renaultf1.com/de/_2009/team/#/team/home_team/


Analyse:
Als ich den R29 am 19. Januar zum ersten Mal sah, war ich erst geschockt. Ein so radikales Design hatte ich nicht erwartet. Zwar ist Tim Densham bekannt für mechanische Funktionalität und extreme Detaillösungen, speziell die Front wirkt aber eher klobig als raffiniert. Um genügend Steifigkeit an der Vorderachse muss sich das französisch – englische
Team aber nicht sorgen, das steht fest. Die Gewichtsverteilung, die Vorderachsmechanik und die Luftführung unter das Auto waren aber zu Beginn der Testfahrten nicht in Einklang zu bringen. Zudem mehrere technische Defekte, die das Testprogramm verlangsamten. Nichts ist zu sehen von Fakten, die für Alonsos Pläne bei der Präsentation sprechen: "Beide Titel holen."
Renault scheint wieder an der technischen Ausstattung zu scheitern. Wie schon 2006, 2007 und auch 2008 entsprechen die Windkanal- und Simulationsdaten nicht den realen Zeiten. Glück im Unglück für die ordentlich durchgeschüttelte Briatore-Truppe (ca. 100 Mitarbeiter wurden entlassen, als Reaktion auf die Wirtschaftskrise, ING kürzt das Budget um 40% und beendet nach der Saison das Engagement), dass der Nummer 1 – Fahrer Alonso heißt. Seine Testzeiten wurden verlängert, als Reaktion auf die Probleme. Zusammen mit Renningenieur Greenwood wurde fleißig am Auto gefeilt. 8 (!) verschiedene Frontflügel wurden in der letzten Woche getestet. Mehrmals verfeinerte man die Luftführung unter der Nase. Eine neue Vorderradaufhängung kam in Barcelona zum Vorschein. Neue Vortex – Generatoren an den Seitenkästen. Eine leicht modifizierte Nasenform. Doch warum das alles?
Das Konzept im Heckbereich passt ganz einfach nicht zu dem des Vorderwagens. Eigentlich erstaunlich, dass so etwas passiert. Das Heck scheint mir sehr durchdacht und gut umgesetzt. Tief unterschnittene Seitenkästen, gute Luftführung zum Heck hin, ein gut funktionierender Unterboden – Diffusor – Komplex (der im Vergleich zu 2008 nur 15% Abtrieb verloren haben soll, obwohl mit 50% kalkuliert wurde), ein einfacher, aber effektiver Heckflügel und eine gut positionierte und verkleidete Hinterachse. Auch die Testaufnahmen zeigen, dass das Problem Renaults nicht im Heckbereich liegt. Die Finne an der Motorabdeckung – Überbleibsel aus 2008 – sorgt speziell in schnellen Kurven für eine bessere Anströmung des Heckflügels, macht das Auto auf Geraden aber anfällig für Seitenwind. Die Frontpartie ist jedoch so schlecht ausbalanciert worden, dass man nur mit schlechten Kompromissen auf die Strecke gehen konnte. Bei steileren Flügeleinstellungen leidet die Anströmung unter das Auto, sodass der R29 in schnellen Passagen – wie der Campsa–Kurve in Barcelona – schlagartig Abtrieb verliert und quer geht, wie man bei einigen Aufnahmen auf Youtube sehen konnte. Bei flacheren Einstellungen kommen die Vorderreifen nicht auf Temperatur und der Wagen untersteuert selbst für einen Alonso (der untersteuernde Wagen mag) zu stark. Inzwischen stimmen immhin wieder die Zeiten bei Renault und die Entwicklung im Frontbereich läuft auf Hochtouren. Kürzlich ließ Alonso verlauten, dass man bis Melbourne noch ein neues Aeropaket bekomme, andere Bremsen, eine modifizierte Hinterradaufhängung sowie einen überarbeiteten Diffusor (Toyota- oder Brawnkopie?!). Zudem verfolgt man bei der Gewichtsverteilung ähnliche Philosophien wie bei Ferrari. KERS wird zentral unter dem Tank positioniert = Agilität in langsamen Passagen. Zudem funktioniert die Technik von Magneti Marelli inzwischen einwandfrei. Renault könnte tatsächlich eines der Teams sein, die in Melbourne schon mit KERS starten.


Fazit:
Nach einem ordentlich verbockten Start in die Saison 2009 mit vielen katastrophalen Fehlentwicklungen und dummen Fehlern, sowie einigen Standfestigkeitsproblemen hat sich Renault wieder ein wenig gefangen. Das Leistungsdefizit des RS27-Motors anno 2008 durfte über den Winter behoben werden. Rob White (Motorenchef) spricht nurnoch von 2% Leistungsnachteil gegenüber Ferrari. KERS funktioniert und die Probleme des Frontbereichs wurden und werden stückchenweise behoben. Die Longruns und Rennsimulationen versprechen einen starken Wagen im Rennen. In den Qualiproben hatte man noch kleinere Probleme, die Vorderreifen auf Temperatur zu bringen. Jedoch geht der R29 sehr schonend mit den Reifen um, was vielleicht der Schlüssel zum Erfolg werden könnte im Jahr 2009, vielleicht mehr noch, als ein gutes kinetisches Energierückgewinnungssystem. Und wenn Renault sich während der Saison nur ansatzweise so stark steigern kann wie in der letzten Saison, dann geht vielleicht doch was. Meiner Einschätzung nach steht Renault im Vergleich zur Konkurrenz besser dar, als zu Beginn 2008. Jedoch befindet man sich definitiv hinter BMW, Toyota und Ferrari (und Brawn?!). Ich schätze den Renault etwas besser ein als den FW31 und in etwa auf einem Level mit dem Red Bull. Jedoch nur, wenn Alonso im Auto sitzt. Piquet kommt überhaupt nicht mit den Slicks und den Änderungen dieser Saison klar. Schlecht, wenn ein Rennfahrer so unflexibel ist. Und definitiv ein entscheidendes Jahr für den Weltmeistersohn. Steigert er sich nicht enorm, ist er weg. Vielleicht noch während der Saison, wir kennen das von Briatore. Alonso wird seine Leistung bringen. Er hat die Raffinesse, der R29 braucht noch ein wenig mehr um den Ansprüchen gerecht zu werden.


Tipp:
Renault hängt hinter den Ansprüchen zurück. Kann aber aus einer Gurke ein Auto machen, wie 2008 bewiesen hat. Speziell die Fähigkeiten Alonsos machen Renault zu einem nicht zu unterschätzenden Team. Sie werden sich steigern und vielleicht für die ein oder andere Überraschung sorgen. Für den WM – Titel wird es aber nicht reichen. Dafür ist die Konkurrenz zu weit vorn.



In der nächsten Folge gibts die Analyse zum TF109...