Hallo liebe Leser,
damit meine Analyse etwas leichter zu verfolgen ist hier ein paar Vorschläge als Grundlage:
http://www.formula1.com/gallery/launches/2009/346.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/350.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/376.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/382.html


Die nächste Generation: Glänzend in Form?

Autobezeichnung: McLaren Mercedes MP 4-24
Motorbezeichnung: Mercedes-Benz FO 108W
Homepage: http://www.mclaren.co.uk/

Analyse:
Ähnlich wie bei den Roten aus Maranello hat das Designteam rund um Chefdesigner Neil Oatley beim neuen McLaren Mercedes MP 4–24 wenige radikale Änderungen á la Renault, Williams oder Red Bull präsentiert. Bei genauerem Hinsehen aber fällt der verkürzte Radstand genauso auf, wie die tief nach unten gezogene Nase. Dort verfolgt man offensichtlich eine andere Philosophie in Bezug auf die neuen Regeln. Die tiefe Nase senkt einerseits den Schwerpunkt der Vorderachse und bietet andererseits die Möglichkeit, die Verbindungssteege zwischen Nase und Frontflügel kürzer und weiter auseinander zu gestalten. Das sorgt in aller erster Linie für eine deutlich stabilere Konstruktion. Der Vorteil hieraus kommt aber nicht etwa bei eventuellen Kollisionen zum Tragen, sondern beim Windschattenfahren während eines Rennens. Durch diese Konstruktionsweise gerät der Flügel nicht so schnell in Schwingbewegungen, wie dies beispielsweise bei Toyota oder Red Bull geschehen kann. Auch der mechanische Grip an der Vorderachse wird durch die erhöhte Steifigkeit optimiert. Man erhofft sich so bei McLaren Vorteile beim Überholen.
Die Luftführung unter das Auto war aber offenbar während der Tests in Portimao problematisch. Der Unterbodenkomplex (inklusive Diffusor) generierte zu wenig Downforce, was sich in starkem Übersteuern widerspiegelte. Dadurch wurden die Hinterreifen extrem beansprucht und bauten laut Mark Slade (Renningenieur von Kovalainen) schon nach 4 Runden wieder ab. Gleichzeitig schaffte man es aber nicht, die Vorderreifen bei der härteren Reifenmischung auf Temperatur zu bekommen, weswegen es bei den Longruns zu Untersteuern beim Anbremsen und Übersteuern beim Rausbeschleunigen kam.
Das die Berechenbarkeit des Fahrverhaltens durch den Heckbereich eher gering ist erkannte man aber schon früh. Anders ist es mir nicht zu erklären, weswegen es schon die zweite neue Hinterradaufhängung gab (vergangene Woche) und man in Woking fleißig an einer Rundumerneuerung der Heckbereiches arbeitet. Die breiten Seitenkästen sind nicht so tief unterschnitten, wie beispielsweise beim F60. Daraus lässt sich schließen, dass dort die Batterien der KERS gelagert werden. Zwar sorgt diese Positionierung für bessere Kühlmöglichkeiten (weswegen man die Motorkühlung über dem Fahrerkopf aerodynamisch kleiner und optimierter gestalten konnte), gleichzeitig aber offenbar für eine schlechtere Anströmung des Heckflügels.
Das McLaren Mercedes trotz vier(!) verschiedenen 09er Heckflügeln bis zuletzt mit dem 08er fuhr bleibt für mich rätselhaft und schränkt mein Fazit stark ein!

Fazit:
Die Frontpartie scheint mir in Hinsicht auf das 2009er Reglement durchdachter als beim Ferrari. Im aktuell modernsten aller Formel 1 – Simulatoren scheint man sich gut auf die bevorstehenden, neuen Probleme anno 2009 eingestimmt zu haben. Die höhere, nicht so steife Variante des F60 strömt den Unterboden jedoch besser an und die bessere Luftführung durch die schmaleren Seitenkästen relativiert diesen Nachteil aber offensichtlich.
Die ausstehenden Entwicklungsschritte beim MP 4-24 im Heckbereich geben mir für eine Einschätzung Rätsel auf. Zwar wird man bei McLaren mit einem anderen Mapping (anderes Simulationsprogramm, dass den Anpressdruck des 2009er-Flügels simuliert) im Windkanal arbeiten, als die Aerodaten mit 08er-Flügel auf der Teststrecke bringen, dennoch wirft die Arbeit mit alten Aeroteilen meiner Erfahrung nach die Telemetriedaten ordentlich durcheinander. Dass das gesamte Umfeld (Fahrer, Teamchef, Ingenieure, etc.) trotz dieser Probleme aber so ruhig bleibt, ist entweder verdammt abgezockt und verdeckt die Schwächen oder lässt darauf schließen, dass man in Melbourne mit einem genialen Zug hoch gepokert hat und dementsprechend abräumt. Ich persönlich glaube, dass man in Woking das – zugegeben – ehrgeizige Bestreben nach den gleichen Abtriebswerten verfolgt, wie gegen Ende der letzten Saison. Die neuen Regeln lassen das definitiv zu. Dafür arbeitet man im Moment sowohl an einem neuen Diffusor (sehr warscheinlich eine Kopie von Toyota und Williams), als auch an einem neuen Heckflügel und einem neuen Unterboden. Die vis-flow-Analysen (vis-flow ist eine Methode, bei der Farbe auf das Auto aufgetragen wird, die beim Fahren, dem Luftfluss entsprechend, das Auto einfärbt, sodass man daraus Schlüsse ziehen kann, was die Aerodynamik betrifft) ergaben, dass durch leichte Frontflügelmodifikationen die der Luftstrom unter das Auto, und durch neue Bargeboards (kleine Luftleitbleche vor den Seitenkästen) die Luft das Heck und den Unterboden besser anströmt. Der MP 4-24 mit den (vermuteten) Änderungen, in Kombination mit der guten Zuverlässigkeit der Technik (2008 nur ein Motorschaden), einem funktionierenden Energierückgewinnungssystem und einem Zweifels ohne hochtalentierten Weltmeister muss zum engeren Favoritenkreis für beide Weltmeisterschaften gelten.
Es besteht jedoch eine starke Abhängigkeit zwischen dem Erfolg der Neuerungen und dieser Einschätzung, denn derzeit fahren die Silbernen noch nicht auf einem Niveau mit der Scuderia. Aber schon die abschließenden Tests können dazu Aufschluss geben!

Tipp:
Der amtierende Weltmeister Lewis Hamilton wird mit einem guten McLaren um die Fahrerweltmeisterschaft mitfahren. Die Form von Kovalainen entscheidet über die Konkurrenzfähigkeit bei der Konstrukteursweltmeisterschaft.


In der nächsten Folge gibts die Analyse zum F1.09...