Hallo liebe Leser,
damit meine Analyse etwas leichter zu verfolgen ist hier ein paar Vorschläge als Grundlage (Danke Red7 für den Tipp, aber mit den Links ist die Auswahl der Aufnahmen größer, deswegen bleibe ich hierbei, auch wenn es für den Leser etwas aufwändiger ist :

http://www.formula1.com/gallery/launches/2009/351.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/378.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/382.html
http://www.formula1.com/gallery/testing/2009/394.html



Ist Erfolg planbar?

Autobezeichnung: BMW-Sauber F1.09
Motorbezeichnung: BMW P86/9
Homepage: http://www.bmw-sauber-f1.com/de/index.html

Analyse:
BMW – Sauber hat in dieser Saison die einmalige Chance, als eines der ersten Teams die Erfolgsplanung zu 100% zu erfüllen. Dr. Mario Theissen relativiert jedoch: "Man kann die eigene Leistungsfähigkeit planen, nicht aber die Resultate.". Im ersten Jahr Punkte, im zweiten Jahr das Podium, im dritten Jahr der erste Sieg und im vierten Jahr wollten sie um die WM fahren. Aber gibt das der F1.09 her?
Die Frontpartie trägt in diesem Jahr absolut die Handschrift von Loïc Sera. Chefdesigner Christoph Zimmermann holte den Ex-Michelin-Mann 2007 zum deutsch-schweizerischen Rennstall. Sera arbeitete dort als rechte Hand von Pascal Vasselon (heute technischer Direktor bei Toyota F1) und gilt als Reifenexperte. Die sehr klobig wirkende Nase bietet maximalen mechanischen Grip. Je steifer der Bereich an einem Formel 1 Auto ist, an dem die Vorderradaufhängung befestigt ist, desto weniger Sturz (vertikale Neigung der Vorderräder; je stärker die Neigung, desto höher die Kurvengeschwindigkeit) geht in einer Kurve durch die hohen Seitenführungskraft verloren. Das primäre Ziel einer solchen Konstruktion ist die optimale Nutzung der Vorderreifen; schnell auf Temperatur und gleichmäßiger Verschleiß. Der Frontflügel ist dreigeteilt und in der neuesten Ausführung an den Enden nach oben geneigt, zur besseren Luftführung über die Vorderräder. Die Luftführung unter das Auto ist offensichtlich ein Ziel mit großer Priorität beim Autodesign gewesen. Anders kann ich den breiten "Lufteinlass" unter der Nase nicht erklären. Obwohl die Luftführung um das Auto herum mit breiten Seitenkästen und kaum Unterschneidung, ähnlich dem MP 4-24 (vgl. meinen Blog dazu) ist, war die Balance im Heckbereich zufriedenstellend. In Sakhir fuhr BMW mit den steilsten Heckflügeleinstellungen (im Vergleich zu Toyota und Ferrari). Das unterstreicht zwar auch eine übersteuernde Charakteristik des Wagens, durch den starken, standfesten Motor und einen gut funktionierenden Unterboden scheint man diesen Nachteil jedoch kompensieren zu können. Zumindest in den Rundenzeiten zeigt sich der F1.09 sehr stark. Die Lufteinlässe an den Seitenkästen fallen im Vergleich zur Konkurrenz groß aus. Man experimentiert bei BMW aber mit Kondensatoren, die an Stelle von Batterien die Bremsenergie für das KERS speichern sollen. Der Vorteil: Kondensatoren sind leichter und brauchen weniger Kühlung. Sollte BMW diese im Laufe der Saison einsetzen, dann kann man mit geringerem Kühlaufwand bei gleicher Leistung mehr Abtrieb generieren. Auch hier liegt viel Potential für die Saison. Ansonsten ist der BMW – Sauber schlicht und ohne großes Risiko entwickelt worden. Die Außenspiegelbefestigung ist inzwischen von Ferrari "kopiert" und dient so auch als Vortex – Generator für die Luftführung zum Heck. Dort soll bis Melbourne noch ein neuer Heckflügel kommen, der dem Red Bull Pendant ähnlich sein soll (Seitenblech bis zum Unterboden verlängert). Der Hintergrund ist eine bessere Reifenbeanspruchung am Heck. Das gesamte Auto ist absolut auf mechanische Aspekte ausgelegt. Das KERS gilt als best entwickeltes im F1 – Feld. Der Motor gilt ebenfalls als einer der stärksten. Aber muss man nicht mehr riskieren, wenn man Weltmeister werden will?


Fazit:
Meiner Meinung nach stimmt der Grundstock. KERS und die neuen Reifen in dieser Saison versprechen die entscheidenden Faktoren zu werden. Insofern ist BMW – Sauber mit dem F1.09 auf dem richtigen Weg. Eine hohe Standfestigkeit bei den Tests und gute Setuparbeiten sorgten für durchweg gute Zeiten. Doch ist mir das Design in vielen Bereichen nicht radikal genug, um den Ansprüchen schon gerecht zu werden. Gerade im Heckbereich ist man doch eher bei simplen, unriskanten Lösungen geblieben, was aber zur Arbeitsweise der Truppe passt. Die konsequente Verfolgung der hauseigenen Philosophie verspricht aber eine Steigerung gegen Ende der Saison. Die technische Ausstattung des Teams ist ohne Konkurrenz (Supercomputer Albert2; 2 Windkanäle, einer davon mit 1:1-Modellen und simulierten Geschwindigkeiten bis 300km/h; 5 topmoderne Hydraulikprüfstände, usw.). Das kann der Vorteil sein für BMW.
Im Nachteil sieht sich Robert Kubica. Der hochtalentiere Pole, der nach der starken letzten Saison schon in einem Zug mit Hamilton, Alonso und Räikkönen genannt wird, gehört mit 72 Kg zu den schwersten Piloten (zum Vergleich: Nick Heidfeld wiegt nur 59 Kg) und sieht deswegen für sich einen größeren Zeitvorteil, ohne KERS zu fahren und dafür die Zusatzgewichte besser zu verteilen. Auch seines Fahrstils wegen (genau wie Alonso; Einzigartig im Feld) braucht Kubica mehr Gewicht auf der Vorderachse und einen tiefen, zentralen Schwerpunkt des Autos. Er bremst sehr spät (im Schnitt 5-7m später, als andere) und in die Kurve hinein, also mit leichtem Übersteuern. Dafür ist es schlecht, wenn das Gewicht des Fahrzeugs, sich durch die Lagerung der KERS – Batterien in den Seitenkästen, auf eine breitere Fläche verteilt. Bei den Testfahrten ist er bislang noch nicht mit KERS gefahren. Eine interessante teaminterne Situation. Dennoch schätze ich Kubica etwas stärker ein als Heidfeld, auch wenn dieser dieses Jahr näher dran ist am Polen.


Tipp:
Ich sehe BMW – Sauber in einer ähnlichen Position wie zuletzt 2008, also knapp hinter der Spitze, die im Moment von Ferrari und Toyota definiert wird. Jedoch ist das nicht schlecht, denn konstante Punkte zu Beginn der Saison schaden nicht, wenn das Potential so gut ist, wie beim F1.09. Ich habe BMW auf der Rechnung und glaube, dass sie Erfolg planen können!
Kubica fährt um die WM!



In der nächsten Folge gibts die Analyse zum R 29...