Ich bin dann mal raus.
Bei SPOX.
Hatte ich vor einiger Zeit verkündet.
Damals sollte es kein Abschied für immer werden, mehr so ein Entgiftungsprozess, denn ich war, wie viele von Euch auch, viel zu oft und viel zu lange bei SPOX unterwegs.
Ich habe hier viel zu viel Zeit mit Diskussionen verbracht und dabei einige Dinge vernachlässigt, die wichtiger sind.
Wichtiger als Fussball, wichtiger als Sport, wichtiger als der Meinungsaustausch.
Ich habe das wahre Leben vernachlässigt. Familie, Beruf, Freunde und alls was so ein echtes Leben ausmachen. Ich habe mich dabei ertappt das ich immer häufiger über Themen nachgedacht und versucht habe, diese so wie ein Blog für mich zu formulieren. Selbst wenn ich nicht Online war.

Ist das blogtauglich?
Ich habe das ganze Ding hier dann irgendwann zu ernst genommen und begonnen, mich über Dinge aufzuregen, die mir eigentlich total egal waren. Meine Laune stand in einem (ungesunden) Verhältnis zu der Stimmung in der ich nach stundenlangem SPOX-Genuss war.
Anfangs war das Klasse, denn diese Stimmung war durchweg positiv.

Neue Leute, neue Ideen, neue Ansichten!
Wie formulierte es der Altkanzler Willy Brand am 20.Juni 1991 in seiner Rede al Alterspräsident zur Hauptstadtdebatte, als er sich bei Wolfgang Schäuble bedankte?
"Da gibt man Beifall bei Leuten, da hätte man früher keine Hand gerührt"
Und genau so war es bei SPOX. Die Community wuchs, die witzigsten und skurrilsten Gruppen entstanden. Auch weil Leute sich fanden, die die gleichen Interessen oder den gleichen Ansatz/Anspruch hatten. Diese Gruppen wuchsen und vermehrten sich und wurden zu einer Anlaufstelle für Gleichgesinnte. Die Gruppen entstanden vereinsübergreifend und mit Menschen mit den gleichen Interessen/Ansichten, unabhängig vom Lieblingsverein.
Ein Teil dieser Menschen übertrug diese virtuelle Freundschaft in die reale Welt. Auch mir ging es so und ich kann mich gut an den Tag erinnern, als ich mich das erste Mal mit Midget und Josh traf.
Der eine noch kleiner, der andere doch mehr Anthony Kiedis als gedacht. Und daraus wurde dann im Laufe der Jahre regelmässige Treffen. Die Freundschaft ging sogar so weit, dass man sich gemeinsam Fußballspiele wie effzEh gegen Hoffenheim oder Hertha gegen Stuttgart anschaute.
Dabei waren diese Spiele für die meisten nur ein Anlass und nicht der Grund für ein persönliches Treffen. Und so wurden diese Treffen immer häufiger und die MMC-Gruppe wuchs.

Als SPOX dann beschloss, dass man für jeden Verein eine Lead-Gruppe wollte, damit die Fans der Clubs „eine Heimat" finden würden, entstand eine neue Gruppendynamik und ein neues SPOX.

"Gruppendynamik ist die Bezeichnung für Zusammenwirken und zwischenmenschliche Beziehungen von Mitgliedern einer Gruppe und die Art und Weise, in der die Gruppe sich formiert, funktioniert und sich auflöst. Gruppendynamik beeinflusst das Ergebnis von gemeinschaftlichen Aktivitäten stark. Persönliche Konflikte, Kämpfe um Macht und Einfluss beeinträchtigen die Dynamik und Leistung einer Gruppe."

Ob und wie weit sich diese Gruppen inzwischen untereinander verständigen, weiß ich nicht. Es ist mir auch egal. Es ist bei einigen Gruppen offensichtlich, dass diese „Abstimmungen" bewusst oder unbewusst längst stattfinden. Und das nicht in Sachen Terminabstimmung, wer wann was blogt.
Dank der neuen Gruppenstruktur, weg von der „normalen" Interessens- hin zur Vereinsgruppe entstand bei SPOX auch eine neue Kommunikationskultur.
Alles in einem schleichenden Prozess.
Miteinander diskutiert wird jetzt meist nur noch in den Gruppen untereinander.
Wenn es dann mal andere, kontroverse oder auch provozierende Meinungen gibt, wird dank der Gruppendynamik dann nur noch beschimpft statt diskutieren.
Gruppenmitglieder blasen ins gleiche Horn, weil man ja in einer Gruppe und damit einer Meinung ist. Beispiele brauche ich nicht zu nennen und auch die entsprechenden Themenfelder sollten hinlänglich bekannt sein.
Leider wurden so die Vereinsfarben wichtiger als die Meinung!
Kritik wird kaum geduldet, diskutieren kann man fast nur noch in der eigenen Gruppe.
Dazu werden Meinungen dann gerne auch mal verdreht und/oder absichtlich missverstanden.
Selbsterkenntnis, wenn man etwas falsch verstanden oder formuliert hat, findet kaum noch statt, weil alle immer mehr im Angriffsmodus sind.

Wenn Leute sich dann unter dem Deckmantel der Gruppe und der Anonymität des Internets einzurichten und neu zu definieren, entstehen Dinge, die mir nicht mehr gefallen haben.
Und bewusst oder unbewusst wird es diese Jungs und Mädchen immer geben, die in dieser Gruppe endlich mal das sein können, was sie im richtigen Leben vielleicht nie sind, gerne aber mal wären.
Hier finden sie eine geeignete Plattform.
Zumindest so lange wir/SPOX sie nicht daran hindern.

Allen Warnungen zum Trotz ist aber genau auch das Konzept von SPOX
Es bringt deutlich mehr Klicks, wenn gebasht wird und hitzig diskutiert wird, als wenn alle sich lieb haben und nur ja sagen.
Das ist das gute Recht von SPOX.
Aber es ist nicht mehr das SPOX, das ich mal gut fand und das mich zu mitmachen animiert hat.

Denn wenn die eigene Meinung komplett hinter der der Vereins-Gruppen verschwindet, selbst bei Menschen mit hohem Intellekt, dann verliert die ganze Sache ihren Anreiz für mich. Der Spaß geht komplett verloren und aus der gesuchten Diskussion wird dann ein Gekeife. Und ich nehme mich da nicht aus. Im Gegenteil.

Warum soll ich Zeit für Dinge opfern, die keinen Spaß mehr bringen, sondern zu schlechter Laune führen?

Warum soll ich mich mit Leuten auseinandersetzen, die sich auf einmal verhalten, als seien sie wieder im Kindergartenalter?

Warum soll ich mich oder meine Freunde beleidigen lassen, nur weil sie/wir eine andere Meinung haben und nicht der Gruppendynamik folgen?

Ich für meinen Teil werde das machen, was ich seit März immer mal wieder sporadisch mache. Ich werde kommentieren.
In der Golf-Gruppe, in der NFL-Gruppe, gerne auch im MMC und selbstredend in der HSV Gruppe und überall da, wo man diskutieren kann.
Alles andere, inklusive blogen, werde ich weiterhin hier sein lassen, denn das ist mir eindeutig zu kindisch geworden.
Leider.

Aber wir leben ja in einem freien Land, wo jeder das machen kann, was er machen will. Mir jedenfalls haben diese SPOXfreien Monate echt gut getan. Ich bin deutlich weniger genervt, ich habe, denke ich, wieder den nötigen Abstand zu der Nummer hier gefunden und weiß jetzt, was ich in Zukunft nicht mehr machen werde.

PS
Ich habe diese Zeilen bereits im April geschrieben, nur leicht angepasst. Und obwohl ich weiß, dass ich nichts damit ändern werde, stelle ich das hier z Diskussion. Vielleicht habt ihr Ideen, wie man die Diskussionskultur hier wieder in den Griff bekommen kann.