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12.05.2010 um 00:40 Uhr
Einfach mal glücklich sein
"Einfach mal glücklich sein": So steht es auf den T-Shirts der Spieler des FC St. Pauli nach dem Aufstieg. Grund dafür ist genug. Hier nun der Weg eines Vereins aus der (Fast-)Pleite zurück in die Bundesliga, der Gegenentwurf zu 1899 Hoffenheim! Wie geht es ohne den mit Geld um sich schmeißenden Geldgeber:

Ein Rückblick in das Jahr 2003: Der FC St. Pauli ist nach dem Abstieg aus der Bundesliga auch aus der 2. Bundesliga in die Regionalliga Nord abgestiegen. Um überhaupt die Lizenz für die Regionalliga zu bekommen, mussten binnen weniger Wochen 1,9 Millionen Euro aufgetrieben werden. Ein fast aussichtsloses Unterfangen! Die große Fanbasis konnte einen großen Teil des Geldes mit Hilfe der "Weltpokalsiegerbesieger-RETTER"-Shirts aufbringen, ein Wochenende wurde im Stadtteil ein Solidaritätszuschlag auf jedes in der Kneipe getrunkene Bier erhoben ("Saufen für St. Pauli") und Uli Hoeneß steuerte den Rest bei, als er mit seinen Bayern zu einem "Retter-Spiel" vorbei kam.

Trotzdem: Der Verein war praktisch pleite, die Mannschaft nicht auf allen Positionen regionalligareif besetzt und erst am vorletzten Spieltag wurde der Klassenerhalt gesichert. Der erste entscheidenden Schritte Richtung Zukunft passierte in der ersten Regionalligasaison, ohne dass dies jemand so sah: Der langjährige Kapitän Holger Stanislawski musste seine Karriere beenden und wechselte (zunächst als Praktikant) ins Management und zeitweise auch ins Präsidium. Der neue Präsident wurde ein bekanntes Gesicht: Schauspieler, Theaterbesitzer, Regisseur und "Hamburger Unternehmer des Jahres" 1999 Corny Littmann. Auch die Zusammenstellung der Mannschaft gelang zumindest auf einigen Positionen, tauchten 2003 im Regionalligateam Spieler wie Fabio Morena und Ralph Gunesch auf, die beide heute noch die Innenverteidigung der Mannschaft bilden. Dazu spielte auch Fabian Boll, im Hauptberuf Polizist, im Team mit, auch wenn er eigentlich für die Oberliga-Mannschaft vorgesehen war.

In den kommenden Jahren war immer deutlicher die Handschrift von Holger Stanislawski bei den Spielerverpflichtungen zu sehen. Ein nicht unbedeutender Teil des Bundesligakaders der kommenden Saison hat für St. Pauli schon in der Regionalliga gespielt. Geholt wurden also begeisterungsfähige Spieler mit Entwicklungspotential, zumeist Deutsche oder lange in Deutschland lebende Spieler, die sich mit dem Verein identifizieren.

Der nächste Meilenstein war die Saison 2005/2006: In der Liga lief es deutlich besser als die zwei Jahre zuvor, wichtig waren aber die Erfolge im Pokal: Sieg in Runde 1 gegen Zweitligist Burghausen, ein in der Höhe zu gering ausgefallenes 4:0 gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer der 2. Liga VfL Bochum, dann ein 4:3 n.V. gegen Bundesligist Hertha BSC und im Viertelfinale ein 3:1 gegen Bundesligist Werder Bremen. Erst im Halbfinale gegen die Bayern war Endstation. Wichtig war neben der überregionalen Beachtung besonders der finanzielle Aspekt, die Live-Übertragungen gegen Werder und Bayern machten den Verein fast schuldenfrei, was mit normalen Regionalligafußball kaum zu machen gewesen wäre.

Nun konnte das Team deutlich verstärkt werden: Thomas Meggle wurde zum dritten Mal verpflichtet, nachdem er den Verein zwei Mal Richtung München (1860!) und Rostock verlassen hatte. Aus Liga 2 kam vom Karlsruher SC Calle Rothenbach, von den HSV-Amateuren Charles Takyi. Allerdings gelang es Trainer Andreas Bergmann, einer der Väter der Pokaltriumphe, nicht, das Potential auszuschöpfen. Im Winter wurde er auf dem zwölften Tabellenplatz liegend entlassen und mangels eines Plan B übernahm Holger Stanislawski selbst den Job, assistiert von seinem langjährigen Partner in der Innenverteidigung, Andre Trulsen.

Den beiden gelang das nicht mehr für möglich gehaltene: Am vorletzten Spieltag reichte ein 2:2 gegen Dynamo Dresden zum Aufstieg in die 2. Liga. In den folgenden zwei Jahren wurde neben den weiterhin hervorragenden Spielerverpflichtungen auch die Handschrift des Trainers Stanislawski deutlich: Moderner Fußball, stets offensiv ausgerichtet und mit Spielzügen, die früher praktisch nie am Millerntor zu sehen gewesen sind.

So schaffte man im ersten Jahr in der 2. Liga schon am viertletzten Spieltag den Klassenerhalt. In der zweiten Saison spielte das Team im Winter sogar schon um die Aufstiegsplätze mit. Ohne dass auch nur ein Euro für Ablösesummen gezahlt worden ist und ohne besonders üppige Spielergehälter hat Stanislawski es geschafft, innerhalb von zwei Jahren aus einem mittelmäßigen Regionalligateam ein modernes Zweitligateam zu formen. Dazu hatte er nun schon Hilfe von Helmut Schulte, früher selbst als Trainer mit St. Pauli in die Bundesliga aufgestiegen und zuletzt bei Schalke 04 für die Jugend zuständig.

Nicht aus den Augen wurde auch die finanzielle und strukturelle Entwicklung des Vereins gelassen. Nahezu jeder frühere Präsident versprach ein neues Stadion. Littmann hat den Bau begonnen. Die neue Südtribüne steht, die Geschäftsstelle, das Kartencenter und der Fanshop befinden sich nun nicht mehr in einem Container neben dem Stadion, sondern in der Tribüne integriert. Außerdem gibt es für die reichen Fans nun Logen (Séparées, wir sind ja auf St. Pauli).

Teil 2: Was passierte nun vor dieser Saison

Teil 3: Ausblick auf die kommende Saison
Aufrufe: 6955 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 22 | Erstellt:12.05.2010
ø 8.0
KOMMENTARE
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Risi96
12.05.2010 | 21:20 Uhr
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Risi96 : 
12.05.2010 | 21:20 Uhr
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Risi96 : 
Sehr gut, wie kann dass den nur 7.5 Pkt haben, kriegst KLARE 10!!!

St. Pauli rocks!
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Nekro
12.05.2010 | 21:26 Uhr
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Nekro : 
12.05.2010 | 21:26 Uhr
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Nekro : 
Leider bleiben Vereine wie Pauli eine seltenheit :(
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TiTaBob
12.05.2010 | 21:40 Uhr
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TiTaBob : 
12.05.2010 | 21:40 Uhr
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TiTaBob : 
Gefällt ! 10 Punkte

aber ein Link zum Teil 2 wär schon nicht schlecht
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CockTailWürstchen
12.05.2010 | 21:44 Uhr
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12.05.2010 | 21:44 Uhr
-6
"...und Uli Hoeneß steuerte den Rest bei, als er mit seinen Bayern zu einem "Retter-Spiel" vorbei kam."

Man man man, die scheiß Bayern und der geizige Hoeneß

Ich freue mich auf Pauli im Oberhaus!
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KopfEB
13.05.2010 | 00:01 Uhr
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KopfEB : 
13.05.2010 | 00:01 Uhr
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KopfEB : 
Sehr schicker Blog! Man erlebt die Zeit glatt nochmal.
Nur die letzten zwei Jahre kommen ein bisschen kurz, aber vieleicht geht ja auch irgendwann der Link zum zweiten Teil...
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laynestanly
13.05.2010 | 12:07 Uhr
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13.05.2010 | 12:07 Uhr
-5
Peinlicher Titel! Diese Projektion auf Hoffenheim nervt! Habt ihr alle komnplexe oder was? man man man.
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DieZecke
13.05.2010 | 14:03 Uhr
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DieZecke : Hoffenheim ansich nervt
13.05.2010 | 14:03 Uhr
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DieZecke : Hoffenheim ansich nervt
Wen wundert es, dass Hoffenheim immer wieder auftaucht? Retortenvereine wie auch RB Leipzig (in 5 Jahren sicher auch in Liga 1) braucht doch wirklich keiner.
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