Zum Aufstieg des FC St. Pauli in die Bundesliga

Einfach mal glücklich sein III: Ausblick auf die kommende Saison

Die sportliche Richtung ist klar: Es kann nur um den Klassenerhalt gehen, selbst Platz 16 wäre schon ein bescheidener Erfolg! Als erstes von mehreren Zitaten in diesem Blog sei Manager Helmut Schulte zitiert: "Ich glaube, wir werden ganz unten dabei sein." Laut Schulte wird kein Bundesligist in der kommenden Saison so wenig Geld in seine Mannschaft stecken wie der FC St. Pauli. Nicht nur aus finanziellen Gründen wird St. Pauli ganz sicher seine Mannschaft kaum teuer verstärken, hat man doch aus dem letzten Aufstieg 2001 gelernt. Damals wurde alles gekauft, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Die absolute Krönung der 15 Neuzugänge war der teuerste: Stürmer Marcao (die "Sturm-Schnecke") wurde vorher nie gescoutet, sondern auf Grund eines Videos mit seinen besten Szenen gekauft. Für die kommende Saison ist die Rede von drei oder vier Neuzugängen. Vermutlich wird ein talentierter Torhüter verpflichtet, der nach der kommenden Saison den 37-jährigen Mathias Hein ablösen soll. Im Angriff ist Fin Bartels von Hansa Rostock laut Hamburger Abendblatt schon gebucht, der zuletzt ins Gespräch gebrachte englische Ex-Nationalspieler Sol Campell ist in meinen Augen eine Ente.

Einen großen Pluspunkt für die kommende Saison sehe ich in dem momentan professionellen Umfeld und der bisher nicht übermäßig großen Erwartungshaltung der Fans. Als Vorbild kann hier gerne der SC Freiburg gesehen werden, der als einziger bis zuletzt abstiegsgefährdeter Verein nicht den Trainer entlassen hat. Meiner Meinung war dies einer der Gründe für den Klassenerhalt der Braisgauer. Trainer Holger Stanislawski dürfte im Umfeld und Präsidium mindestens den gleichen Rückhalt haben wie Robin Duit in Freiburg. Ein Fan im Forum postete: "Ich werde mich nächstes Jahr über jedes einzelne Spiel in der Bundesliga freuen, und mir soll jemand mit der Schaufel auf den Kopf hauen, wenn ich einen unserer Spieler oder den Trainer anpöbeln werde, egal bei welcher Gelegenheit und bei welchem Spielstand." So denkt die Mehrzahl, die kommende Saison wird erst einmal so angegangen, dass man eigentlich nur gewinnen kann. Ein Jahr "einfach mal glücklich sein" und genießen!

Aber es gibt noch weitere Pluspunkte, die in meinen Augen einen Klassenerhalt realistisch erscheinen lassen: Kein Leistungsträger wird den Verein verlassen, die einzigen Abgänge werden Spieler sein, die vom Verein keinen neuen Vertrag bekommen. Die Konkurrenz im Abstiegskampf ist zumindest zum Teil nicht in dieser glücklichen Lage. Kaiserslautern hatte sechs Leihspieler in der Stammelf, kann mit Sicherheit nicht alle halten und muss darauf bauen, dass die Neuzugänge einschlagen. Auch Nürnberg (für den Fall des noch unsicheren Klassenerhalts) muss mehrere Leistungsträger wieder an die Heimatvereine abgeben. Der Kader des FC St. Pauli hat hingegen einen Stamm an Spielern, die schon in der Regionalliga für den Verein spielten: Kapitän Fabio Morena, Ralph Gunesch, Carsten Rothenbach (alle Abwehr) ,Charles Takyi, Timo Schultz, Fabian Boll und Florian Bruns (Mittelfeld) sind schon mit in die 2. Liga aufgestiegen und werden nächste Saison zum Bundesligakader zählen. Mit Ausnahme von Schultz waren alle Stammspieler in der abgelaufenen Saison.
Die für den Klassenerhalt erforderlichen 30-35 Punkte sollten also möglich sein, insbesondere dann, wenn der Grundstock am heimischen Millerntor gelegt werden kann. Auswärts dürften noch einige Punkte dazu kommen, hat die Mannschaft doch in dieser Saison teilweise begeisternden Konterfußball gezeigt. Einige Mannschaften, die drei Heimpunkte gegen St. Pauli ganz fest einplanen, dürften sich noch wundern.

Auf was kann also sich die Bundesliga freuen? Manager Helmut Schulte: "Auf unvergleichliche 17 Millerntor-Erlebnisse. Auf die total geile Stimmung, die jeder Fan eines Gegners hier mal erleben will. Und auf eine Mannschaft, die ihre Kreativität und die Fähigkeit Fußball zu spielen ausleben darf. Wir werden die Liga bunter machen."


Teil 1: Aus der Pleite in die Bundesliga

Teil 2: Was passierte vor dieser Saison