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Von: Antidote
05.01.2014 | 3187 Aufrufe | 14 Kommentare | 9 Bewertungen Ø 3.6
Wieso Bayern momentan die Bundesliga gefährdet
Competition, we need more competition!
Warum der Wettbewerb in Gefahr ist, und wieso wir Wettbewerb benötigen

Das Jahr 2013 war für den FC Bayern nicht nur aus sportlicher Sicht eines der größten der Vereinsgeschichte, man konnte auch dem unmittelbaren Konkurrenten Borussia Dortmund aus Deutschland einen Denkzettel für die zwei zurückliegenden Jahre geben. Nicht dass das Tripple schon genug Balsam für die angeschlagene Bayernseele war, man konnte auch mit dem Abwerben des Dortmunders Juwel Götze den Dortmundern einen psychologischen Schaden mitgeben. Fußballdeutschland wurde klar, wenn Bayern die Muskeln spielen lässt, sind die anderen Vereine chancenlos. Obwohl Dortmund sein Gesicht wahren wollte und dem Lewandowski-Wechsel einen Riegel vorschob, konnten sie es letztendlich nicht verhindern, dass Lewandowski im Sommer 2014 einen neuen Vertrag bei den Bayern unterschreibt.

Wettbewerb als Entdeckungsverfahren

Dass Lewandowski als einer der weltbesten Stürmer zu den Bayern geht ist nachvollziehbar, da dort die Chance auf Titel national wie international nun mal am Größten ist, doch was bedeutet das für die Bundesliga? Die Presse schlussfolgert daraus, dass einerseits Bayern seine Vormachtstellung ausbaut, andererseits Dortmund nachhaltig im Zweikampf mit den Bayern erheblich geschwächt wird. Fürchtete man sich in Deutschland um spanische Verhältnisse, ist nun die Gefahr von schottischen. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch muss man sich um die Konsequenzen bewusst sein: Der Branchenprimus frisst gewissermaßen seinen unmittelbaren Konkurrenten auf und baut seine Monopolstellung aus.

Diese Gefahr erkannten vor allem liberale Ökonomen im Nachkriegsdeutschland und setzten sich für die Etablierung von Kartell-/ und Wettbewerbsbehörden ein, um die wettbewerbszerstörenden Tendenzen einzugrenzen mit dem Ziel den Wettbewerb zu stärken. Dieser Wettbewerb, den der österreichische Ökonom Friedrich August von Hayek als "Wettbewerb als Entdeckungsverfahren" bezeichnete, sicherte uns den zivilisatorischen und ökonomischen Fortschritt innerhalb Europas und der Welt. Zwar bedeutet dies (erstmal) Einschränkungen für die Branchenführer, doch lies diese Wettbewerbsgesellschaft auch die Benachteiligten profitieren, die gegenüber den Marktgewinnern erst einmal "ruhig gestellt" wurden. Wohlwissend, dass ihnen eine Mindestsicherung garantiert wird. Wettbewerb ist zwar aus den Augen der Monopolisten lästig, doch ist er notwendig um sich weiterzuentwickeln. Um die Kurve zur Bundesliga zu bekommen: Dass Bayern die letzten Jahrzehnte sich zu einem solchen Vorzeigeverein entwickelt hat, liegt mitunter auch daran, dass die Wettbewerbsstruktur der Bundesliga Bayern zu außerordentlichen Leistungen im Allgemeinen, und Borussia Dortmund in den letzten Jahren im Besonderen, getrieben hat. Doch momentan laufen wir Gefahr, diese Besonderheit der Bundesliga zu verlieren.

Wettbewerb in der Bundesliga

Die Bundesliga gleicht momentan einem "ungezügelten Manchesterkapitalismus", in dem die großen Vereine durch TV-Einnahmen, konstante Champions-League-Teilnahme und vorteilhaften Standortbedingungen immer größere Umsätze einfahren, und kleinere Vereine den Anschluss verpassen. Ja sogar kurzfristiger Erfolg mittelfristig sogar eher schädlich sein kann, wenn man Freiburg und Frankfurt als jüngstes Beispiel heranzieht.

Diese ungleichen Standortbedingungen gleichen wir in Deutschland üblicherweise durch einen Sozialstaat aus, der zumindest die ungleichen Startbedingungen ein bisschen abzufedern versucht. Trotz dieser Einschnitte in das Marktgeschehen ist Deutschland hochkompetitiv. Der Sozial-/ bzw. Leistungsstaat lässt somit sowohl die Marktverlierer, als auch die Marktgewinner profitieren, denn erst das kompetitive Umfeld (gut ausgebildete Fachkräfte, Infrastruktur) ermöglicht Unternehmen Wachstum und Prosperität. Der Sozialstaat bremst nicht die Akteure, sondern bietet als Versicherung erst die Möglichkeit an, risikoriskante Investitionen einzugehen. Die Erfindung der Bremse im Automobil, ermöglichte erst höhere Geschwindigkeiten.

Überträgt man den oben angeführten Gedanken auf die Bundesliga, betrachtet man den Götze-Transfer (und den Lewandowski-Vertrag) unter neuem Licht: Die Bundesliga verliert seine Attraktivität und seine Kernkompetenz: Ein Umfeld starker Vereine die sich gegenseitig schlagen können und die jedes Jahr ein Titelrennen mit möglichst ähnlichen Pferden veranstalten. Zwar gab es immer einen "heimlichen" Favoriten, doch dieser musste sich ebenfalls weiterentwickeln und konnte auch mal vor dem Ziel scheitern. Überraschungsmeister wie Bremen, Stuttgart oder Wolfsburg waren potentiell möglich.Das Gesamtpaket Bundesliga, getragen durch hohe Zuschauerzahlen und hohe Begeisterung, sucht(e) in der Welt seinesgleichen.

Zukunftsaussichten


Der Blog zielt darauf ab, dass die Branche und sein Umfeld dafür sensibilisiert werden muss, welche Richtung sie nun einschlägt. Die erfolgreichen Vereine sind neben ihrer hervorragenden(!) Entwicklung, die als Vorbild auch für schwächere Vereine gilt, auch Teil einer Wettbewerbsgesellschaft, die diesen Aufstieg erst ermöglichte! Somit spielt immer die Gesamtentwicklung eine Rolle. Es darf nicht darum gehen, erfolgreiche Vereine für ihre Leistung zu bestrafen, sondern es muss darum gehen, dass andere Vereine ebenfalls die Chance haben müssen, sich in einem kompetitiven Umfeld durchzusetzen. Denn dies führt nicht nur zu einem spannenderen Gesamtpaket Bundesliga, sondern auch zu Leistungssteigerungen bei den Branchenführern. Es muss erkannt werden, dass Erfolg nur innerhalb eines kompetitiven Rahmens bestehen kann und darf. Nicht die Reihenfolge der Vereine ist entscheidend, sondern die Entwicklung der Abstände und die Möglichkeit die Reihe durch positive Entwicklung in allen seinen Bereichen zu verändern.

Welcher Weg eingeschlagen werden kann, ist offen. Ob Spielertransfers unter wettbewerbsverzerrenden Gesichtspunkten verboten werden dürfen, schwächere Vereine prozentual mehr TV-Gelder erhalten, oder es Zugriffssperren auf junge Talente von erheblich größeren Vereinen geben soll, bleibt zu evaluieren. Dieser Beitrag soll die Allgemeinproblematik jedenfalls mehr in den öffentlichen Diskurs rücken. Ansonsten könnte als Negativausblick drohen, dass die Marke Bundesliga an Wert verliert und die Entwicklung des deutschen Vereinsfußball stagnieren wird, was zwar kurz-/ und mittelfristig nur den kleinen Vereinen schadet, langfristig aber auch den großen.

Abschließend bleibt festzuhalten: Es geht nicht darum stärkere Vereine auf Kosten ihrer Leistung zu beschneiden, sondern im Vorteil aller Akteure den Wettbewerb zu stärken, ansonsten könnten sich Allianzen der "schwachen" Vereine mit unvorhersehbaren Folgen gegen die "starken" drohen. Sponsoren verlieren Anreiz für Investitionen in kleinere Vereine und die Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft schwindet. Diese Negativauswirkungen betreffen alle Vereine. Die Negierung dieser Tatsachen mancher Verantwortlichen erzeugt ein gefährliches Klima.

KOMMENTARE
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Hallodri
06.01.2014 | 17:31 Uhr
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Hallodri : 
06.01.2014 | 17:31 Uhr
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Hallodri : 
Also ich finde das ist alles ziehmlich kurzsichtig gedacht. Überleg doch mal wenn jetzt in der Bundesliga angefangen wird den FCB unten zu halten, hat Deutschland international bald gar nichts mehr zu sagen. Und das soll besser für die Liga sein? Und schau dir mal das Niveau der Nationalmannschaft an, glaubst du das ist Zufall, dass sie jetzt so stark ist seit Deutschland Europa rockt?
Wenn man irgendeine Regulation einführt, dann schon Weltweit, ansonsten hast du in dem einen, speziellen Land keine Chance mehr auf internationale Titel und dann kommen auch keine Topspieler mehr. Das einzige was ich teilweise sinnvoll fände, wäre ein maximalwert für Spielergehälter, und zwar wie gesagt Weltweit. Allerdings ist das im Mom auch nur eine Idee von mir und ich habs nicht wirklich durchdacht (würde mich aber über Meinungen dazu freuen ).
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Schnumbi
06.01.2014 | 17:49 Uhr
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Schnumbi : 
06.01.2014 | 17:49 Uhr
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Schnumbi : 
Bluesmaker hat dazu alles gesagt.

Als ob es Chancengleichheit im Profisport gäbe

Ist wie in der freien Wirtschaft. Die großen schlucken oft die kleinen.
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porta
06.01.2014 | 17:54 Uhr
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porta : bluesmaker :
06.01.2014 | 17:54 Uhr
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porta : bluesmaker :
Haste vergessen, das Bayern in den letzten 10Jahren auch 360 Millionen für neue Spieler ausgegeben hat.

Die sind nicht aus Nächstenliebe zu Bayern gekommen.
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redwhitepassion
07.01.2014 | 14:43 Uhr
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07.01.2014 | 14:43 Uhr
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Antidote nehm es mir nicht böse und auch jetzt ohne groß auf deine "Anregungen" einzugehn, hättest Du die Zeit besser investieren können
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