Fazit:
Der exzellenten Aerodynamik gesellt sich im Heck noch Mercedes-Power hinzu. Dem Hondamotor fehlten letztes Jahr rund 45PS auf die besten Triebwerke, diesen Nachteil ist man nun los. Schon im Dezember erhielt man von Mercedes einen "Mock-up" (Modell-Motor zur Anpassung ins Chassis) mit dessen Hilfe man bei der erstmaligen Lieferung der Triebwerke im Februar schon alle Anpassungen vorgenommen hatte. Der Deal mit Mercedes beinhaltet jedoch nur die Motoren, kein Getriebe, kein KERS, also nicht so wie bei Force India. Hinzu kommt eine exzellente Mechanik, unter der Leitung von Ex-BMW-Mann Jörg Zander entwickelt, deren Antriebsstrang die Power offenbar sehr gut auf die Straße bringt. Im Winter beschloss Brawn dann auch noch den kompletten Wechsel des Fahrwerklieferanten zu ZF Sachs Racing (an der Hinterachse schon 2008 eingesetzt, aus Kooperationsgründen zwischen Honda und Showa aber nicht vorne, weil es dort sichtbar gewesen wäre). Diese Stoßdämpfer schonen die Reifen mehr als die bisherigen Showa-Dämpfer. Alles in allem beeindruckt der BGP001 nun durch das herausragende Zusammenspiel dieser Komponenten. So fiel Timo Glock in Barcelona auf: "Die BGP haben affenartig Traktion.". Besser kann man es nicht zusammenfassen.
Die Testzeiten sprachen dann ihre eigene Sprache. Während die Konkurrenz teilweise verzweifelt versuchte dem Team "Showfahrten" für das Ködern von Sponsoren anzuhängen, sehe ich das ein wenig anders. Die BGP-Boliden fuhren fast immer 23-Runden-Stints (Rennsimulationen), was eine Benzinmenge von circa 45 Kilogramm bedeutet. Dabei wurden die Runden gegen Ende dieser Stints immer schneller und sanken in Barcelona in den mittleren 1.19er Bereich. Zwei mal fuhren die BGP in Barcelona Quali-Simulationen und unterboten ihre Zeiten dann deutlich, was für den Benzineffekt spricht. Das Resultat waren die schnellsten Zeiten von Barrichello (1.18,926min) und Button (1.19,127min). Auch bei den Zusatzgewichten werden sie kaum gespart haben, denn die sind für die Rennsimulationen bezüglich der Gewichtsverteilung und der Simulation des Reifenabriebs unabdingbar, erst recht, wenn man nur so wenige Testtage fahren kann. Die Abriebswerte der Hinterreifen erreichten dabei jedoch keine kritischen Werte, deswegen: Schwächen zeigte diese Wunderwaffe keine. Denn auch die Zuverlässigkeit lag bei 100%. Das erste mal seit 1998 könnte so in Melbourne wohl das gesamte Feld wieder eine Runde Rückstand haben (damals siegte Häkkinen vor Coulthard mit einer Runde Vorsprung vor dem Rest des Feldes, auch HH. Frentzen als Dritter war eine Runde zurück). Zutrauen würde ich es ihnen, denn Brawn hat noch nie heiße Luft produziert und auch Felipe Massa stellt sich schon auf einen WM-Kampf mit BGP ein. Einziger Gegner der Truppe könnte das eigene Entwicklungstempo sein, welches wegen des geringen Budgets wohl sehr langsam ausfallen wird. Der zeitliche Vorteil könnte aber genügen, wenn nicht eine Protestwelle diesen schon zu Beginn der Saison "klaut". Der BGP001 ist aber definitiv der BESTE Wagen anno 2009!

Tipp:
Der etwas stärkere Barrichello fährt das erste Mal in seiner Karriere um die WM! Wenn Brawn nicht eingebremst wird, dann wird die Konkurrenz zu Beginn der Saison keine Chance haben. Nur nach Hinten raus könnte BGP noch Schwierigkeiten bekommen, wenn Ferrari und Co schneller und treffsicherer Entwickeln. Ansonsten schafft Brawn das, was vor ihm nur John Cooper 1959 und 1960 gelang: beide WM-Titel! Brawn blufft nicht! Formel 1 akzeptiere dies, so sieht Leistung aus!

Als nächstes folgt eine Zusammenfassung aller Analysen...