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03.07.2012 um 17:27 Uhr
Alles absolut spanisch? Teil 2
Nur mit schön spielen gewinnt man nichts

Auch wenn diese Aussage bezüglich dem spanischen Wunderfußball wie blanker Hohn klingt. Hinter dem gesamt Kunstwerk Spanien steckt auf dem Platz harte Arbeit. Bei Ballverlust denkt die gesamte Mannschaft von einer auf die andere Sekunde kollektiv defensiv. Wenn man von Spaniens Defensive spricht, wird an erster Stelle immer das tolle Pressing hervorgehoben. Dieses Pressing und die Intension der schnellen Rückeroberung des Balls ist aber nur ein Teil des Systems. Wie man in den Spielen gegen Portugal und auch gegen Italien gesehen hat, auch von Spanien nicht 90 oder gar 120 Minuten durchführbar.

Was bleibt also übrig wenn das System nicht 90 Minuten greifen kann?

Richtig! Gute, alte Wertarbeit. Beeindruckend fand ich bei diesem Turnier die Arbeit der Verteidiger Mann gegen Mann. In der Verteidigung wie auch im Mittelfeld von Busquets und Xabi Alonso.

Die deutsche Nationalmannschaft hingegen lässt genau diese harte Arbeit, eigentlich grundlegende deutsche Tugend, in ihrem Spiel in entscheidenden Situationen vermissen. Besonders seit dem sie selbst technisch auf international höchstem Niveau mitspielt. Mal ausgenommen von Khedira, der bei diesem Turnier seine Arbeit wirklich konstant auf höchstem Niveau erledigt hat. Wurden vorher noch technische und taktische Defizite mit konsequenter Bearbeitung des Rasens und des Gegners ausgeglichen, hat man das Gefühl bei Löws Männern, dass ihnen diese Tugend ein Stück weit zuwider geworden ist. Jede Situation soll spielerisch gelöst werden.

Natürlich muss es auch der Anspruch dieser fabelhaften Fußballergeneration sein, mehr Fußball zu spielen als Fußball zu Arbeiten. Aber die grundlegenden Hausaufgaben wurden im Spiel entscheidenden Spiel gegen Italien, wieder nicht gemacht. Wie schon vor 2 Jahren gegen Spanien, als ihnen das Herz in die Hose gerutscht ist. Die Niederlage vor 4 Jahren schließe ich aus, da waren sie einfach noch zu deutlich spielerisch unterlegen.

Dass es auch anders geht, hat die Löw Truppe schon des Öfteren bewiesen. Nur kann man in einem Turnier, in dem man in 5 Spielen ein Finale erreichen kann, in jedem Spiel diesen absoluten Siegerwillen erwarten? Als gutes Beispiel fällen mir die Argentinien Spiele 2006 und 2010 ein. In diesen beiden Spielen wurden die Gauchos gandenlos niedergekämpft. 2010 hieß es am Ende sogar 4:1. Klingt nach Gala.

Dieser Erfolg basierte aber nicht darauf, dass wir Argentinien 90 Minuten lang an die Wand gespielt haben, sondern dass wir vorher 70 Minuten lang Messi, Tevez, Agüero und Co. mit gezogenen Messern von der ersten Minuten an bekämpft haben. Erst als die argentinischen Wunderkicker in den Seilen hingen wurde es eine Gala. Verdient!

Spanien hat 30 Jahre lang gebraucht um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Ich hoffe bei uns hält diese Erkenntnis schneller Einzug. Schließlich wurden schon genug schmutzige Siege in der Geschichte des DFB gefeiert. Nur eben in einer anderen Generation. Ich fordere jetzt hier auch keine Klopper a lá Jeremies für das Team, wo sollen wir den heutzutage auch noch herbekommen. Ich will aber wieder Aggressivität und Härte in den Zweikämpfen sehen und zwar gerade in den wichtigen Spielen, bei denen es keinen Schönheitspreis zu gewinnen gibt.

Wer gedacht hat (SCHULDIG!) Deutschland würde bei allem Talent das sie besitzen, Italien in einem Halbfinale einfach ausspielen, der war einfach vorher nicht umsichtig genug. Etwas, das Joachim Löw in die Köpfe der Spieler unbedingt hinein bekommen muss und ich hoffe, dass die deutschen Spieler gestern beim Endspiel genau hingeschaut haben.

Denn dann wird auch dem Letzten aus Löws Truppe endlich klar geworden sein, dass Spanien nicht einfach nur schönen Fußball spielt. Die Arbeit auf dem Feld, die dafür verrichtet wird, dass dieser Fußball in seiner Gesamtheit glänzen kann, ist die entscheidende. Bei den Spaniern bekommt man keinen Zentimeter Rasen geschenkt. Nicht nur Tiqui Taca, sondern Ellenbogen raus und kompromisslose Defensivzweikämpfe

Ein Balotelli, der unserer Verteidigung noch auf der Nase herumgetanzt ist und danach dachte, er könnte jetzt im Finale vier Tore schießen, hat dies vorgestern gegen Piqué und Ramos schmerzhaft zu spüren bekommen. Selbst ein Casillas hat ihm gezeigt, dass er heute in deren Strafraum nichts zu suchen hat.

Gerade gegen Spieler wie Balotelli muss man Flagge zeigen. Das ist ein Mann der so krass polarisiert, dass er sogar stille Wasserflaschen beim Öffnen zum übersprudeln bringen könnte. Gegen Stürmer wie Balotelli muss man von der ersten Minute dagegen halten. Notfalls diesen Mann solange nerven, dass er an alles denkt, nur nicht mehr an Fußball. Balotelli hat unsere Defensive an diesem Tag einfach zum Frühstück verspeist. Gekrönt hat er seine Show nach dem zweiten Tor mit einer eindeutigen Pose aus dem Hause Sparta, die auch an unsere Abwehrspieler gerichtet war. „Seht her! Das Ding ist gelaufen, ihr könnt mir heute nichts."

Gegen Piqué tut´s einfach weh

Dagegen hat es für Balotelli gegen Spanien gewaltig im Gehirn gescheppert. Piqué und Ramos können nicht nur Ball, die können auch Bein. Was die spanischen Mittelfeldspieler zum größten Teil mit Auge und Eleganz erledigen wird in der Verteidigung spätestens auch mit Grätsche, Knie und Ellenbogen gelöst.

Gerade Ramos, Puyol (leider verletzt) Piqué und Arbeloa kennen im Zweikampf kein Erbarmen. Da gibt es notfalls auf die Knochen. Hart an der Grenze, aber nicht brutal. Dennoch wird sich so ab der ersten Minute bei den gegnerischen Topspielern Respekt verschafft und ihnen so konsequent die Lust am Spiel genommen. Kommt der Ball endlich mal durch, verliert man auch noch die Zweikämpfe. Frustration pur!

Eine Tugend die den Spaniern bei all ihrer jahrelangen Schönspielerei gefehlt hat. Damit meine ich jetzt keine übertriebene Fouls oder unnötige Fouls in Nähe des 16ers. Ich meine damit ständige Präsenz am Mann. Balotelli hat vorgestern gezeigt bekommen, dass es kein Weg am Gegenspieler vorbei gibt. Knallharte Verteidigung Marke Kohler und Augenthaler. Deutsche Tugenden halt. Klingt vielleicht etwas altbacken, finde ich aber nicht verkehrt. Es ist die Körpersprache die einfach vielen unserer Spieler abgeht, sowie die nötige Präsenz am Mann. Gerade auch im Mittelfeld. Als es Balotelli im Finale zuviel wurde nahm er es aus Trotz gegen drei spanische Spieler gleichzeitig auf. Er konnte nur verlieren. Verteidigen leicht gemacht.

Aber ein bisschen ist das auch alles ein Ausdruck unserer Feiermentalität. Da werden die Jungs für zweite und dritte Plätze in den Himmel gelobt und über die Berliner (nicht Frankfurter) Fanmeile gejagt. Als seinen sie es gewesen die Euro-, Welt-, Europameister geworden sind.

Teil 3

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Aufrufe: 2281 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 2 | Erstellt:03.07.2012
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