Ab Samstag (15.25 Uhr live auf DAZN) steht die 2017er-Ausgabe des Six Nations auf dem Programm. Einmal mehr streiten sich sechs europäische Nationen an fünf Wochenenden um die Championship Trophy. Obendrauf gibt es jede Menge weiteres Edelmetall. Zusammen mit Rugby-Experte und DAZN-Kommentar Jan Lüdeke wirft SPOX einen Blick zurück auf das letzte Jahr und wagt eine Prognose zu den Chancen der einzelnen Teams bei der diesjährigen Ausgabe.
England
Siege beim Six Nations: 5 (2000, 2001, 2003, 2011, 2016)
Grand Slams (Turniersieg ohne Niederlage): 2 (2003, 2016)
Wooden Spoons (letzter Platz): 0
Stadion: Twickenham Stadium in London (82.000 Plätze)
Spielplan: Frankreich (H), Wales (A), Italien (H), Schottland (H), Irland (A)
Das letzte Jahr: 5 Spiele, 5 Siege, volle Punktzahl! Im vergangenen Jahr konnten die Engländer das Six Nations nicht nur für sich entscheiden, sondern auch den zweiten Grand Slam seit der Erweiterung auf sechs Teams im Jahr 2000 feiern. Da folglich im direkten Vergleich auch die restlichen Home Nations (Schottland, Irland und Wales) geschlagen werden konnten, durften die Fans des Teams von Coach Eddie Jones, dem der Löwenanteil an der aktuellen Stärke zuzuschreiben ist, neben der Championship Trophy zudem den Gewinn der Triple Crown sowie durch den Sieg über die Schotten den Calcutta Cup bejubeln. Nicht genug? Obendrauf gab es nach einem Triumph über Irland noch die Millennium Trophy.
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Lüdeke blickt auf England: "Die Schlüsselentscheidung bei England war eindeutig die Verpflichtung von Coach Eddie Jones, der auch in Japan zuvor unglaubliche Arbeit geleistet hat. Jones hatte mit den Rugby-Zwerg unter anderem bei der WM 2015 Südafrika geschlagen, was zweifelsohne eine der größten Sensationen der Sport-Geschichte gewesen sein dürfte. Mit England ist er sogar noch erfolgreicher, weshalb das Team vor Selbstvertrauen nur so strotzt. Das Six Nations 2016 war die beste Bestätigung - und noch lange nicht der Endpunkt. Warum? Die Engländer schöpfen aus einem extrem tiefen Pool an Spielern und vor allem jungen Talenten. Was da nachkommt, ist einfach extrem stark. Auch die Mischung in der Mannschaft lässt keine Wünsche offen. Unschlagbar ist England aber ebenfalls nicht."
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Irland
Siege beim Six Nations: 3 (2009, 2014, 2015)
Grand Slams: 1 (2009)
Wooden Spoons: 0
Stadion: Aviva Stadium in Dublin (51.700 Plätze)
Spielplan: Schottland (A), Italien (A), Frankreich (H), Wales (A), England (H)
Das letzte Jahr: Im Jahr 2016 gab es für die Fans der Iren nur wenig Grund zum Feiern. Das Six Nations verlief aus irischer Sicht ernüchternd, nur zwei Siege und ein Unentschieden standen am Ende zu Buche. Mit leeren Händen ging es allerdings dennoch nicht nach Hause. Zwar konnte die Truppe rund um Rory Best wie gesagt nur zwei Spiele für sich entscheiden - eines davon jedoch gegen Schottland. Als Lohn durfte der Gewinn der Centenary Quaich, die seit dem Jahr 1989 zwischen beiden Mannschaften ausgespielt wird, bejubelt werden.
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Lüdeke blickt auf Irland: "So gut die Engländer sind, bei den Stürmern sehe ich Irland leicht vorne. Die Iren haben einfach einen extrem starken Sturm. Selbst Ausfälle sind in der Regel kein Problem, da das Team diese gut auffangen kann. Ein weiterer Pluspunkt ist wie bei England der Coach. Mit Josef 'Joe' Schmidt steht ein unglaublich fähiger Mann an der Seitenlinie, der auch schon länger im Amt ist und eine Philosophie aufgebaut hat. Hinzu kommt mit Conor Murray der wohl beste Scrum-half der Welt. Dennoch wird es spannend zu beobachten sein, wie sie den Ausfall von Jonathan Sexton kompensieren werden, der beim Auftakt in Schottland nicht dabei sein kann. Läuft alles normal, dann dürfte sich der Sieger des diesjährigen Six Nations am letzten Spieltag im direkten Duell mit England in Dublin entscheiden."
Frankreich
Siege beim Six Nations: 5 (2002, 2004, 2006, 2007, 2010)
Grand Slams: 3 (2002, 2004, 2010)
Wooden Spoons: 1 (2013)
Stadion: Stade de France in Saint-Denis (80.000 Plätze)
Spielplan: England (A), Schottland (H), Irland (A), Italien (A), Wales (H)
Das letzte Jahr: Ein denkbar knapper Sieg gegen Italien sowie ein Erfolg gegen Irland, die ersten beiden Wochen des letztjährigen Six Nations weckten in Frankreich leise Hoffnungen, die folgenden drei erstickten diese wieder. Nach fünf Spieltagen mussten sich die Franzosen mit einem ernüchternden 5. Platz zufriedengeben. Ein schwacher Trost: Über den Sieg gegen die Italiener konnte Frankreich sich zumindest die Giuseppe-Garibaldi-Trophy, die jedes Jahr im direkten Duell beider Teams vergeben wird, sichern. Die Freude dürfte sich vor allem aufgrund der nicht vorhandenen Spielstärke Italiens aber in Grenzen gehalten haben.
Lüdeke blickt auf Frankreich: "Die Franzosen haben vor allem ein großes Problem: Sie haben zuhause die bestbezahlte Liga der Welt, die voll ist mit internationalen Stars - und speziell Alt-Stars, die nochmal ordentlich Kohle einstreichen. Dementsprechend fehlt ein bisschen der Nachwuchs. Neu ist dieser Umstand nicht, was ihn eigentlich noch schlimmer werden lässt. Dennoch haben die Franzosen aus der WM-Blamage die richtigen Schlüsse gezogen und eine spannende Mannschaft aufgebaut. Gerade in der Hintermannschaft wirkt Frankreich stark, ist eingespielt. Auch die Außenpositionen mit den eingebürgerten Spielern von den Fidschi-Inseln könnten für Aufsehen sorgen. Viel Speed und gute Finisher lauten hier die Schlagworte. Im Sturm muss man schauen, was aufs Feld gebracht wird."
Schottland
Siege beim Six Nations: 0
Grand Slams: 0
Wooden Spoons: 4 (2004, 2007, 2012, 2015)
Stadion: Murrayfield Stadium in Edinburgh (67.144 Plätze)
Spielplan: Irland (H), Frankreich (A), Wales (H), England (A), Italien (H)
Das letzte Jahr: Triple Crown? Keine Chance. Calcutta Cup? Gegen England verloren. Endplatzierung? Vierter. Nein, wirklich viel gab es für die Fans der Schotten nicht zu feiern. Der Pflichtsieg gegen Italien in Rom war zu erwarten, auch Frankreich konnte geschlagen werden. Das war es dann allerdings auch schon. Immerhin gab es nicht Wooden Spoon Nummer fünf.
Lüdeke blickt auf Schottland: "Schottland hat in den letzten Jahren einen klar erkennbaren Aufstieg hingelegt, wenngleich noch Luft nach oben ist. Spiele mit schottischer Beteiligung waren nicht sonderlich beliebt, die Spielweise wirkte bieder, was vor allem an der Offensive lag. Das ist inzwischen Vergangenheit. Das Spiel der Schotten ist nun deutlich attraktiver, was natürlich an der gestiegenen Qualität im Kader liegt. Finn Russell ist etwa ein Name, den man auf dem Zettel haben sollte. In der zweiten Reihe stechen vor allem Jonny und Richie Gray hervor. Zudem wurden junge Spieler integriert. Auch in den Vereinsmannschaften ist die Qualität höher. Ich glaube deshalb, dass es bei optimalem Verlauf weit nach oben gehen kann. Ein guter Test wird das Duell mit Irland am ersten Spieltag."
Wales
Siege beim Six Nations: 4 (2005, 2008, 2012, 2013)
Grand Slams: 3 (2005, 2008, 2012)
Wooden Spoons: 1 (2003)
Stadion: Millenium Stadium in Cardiff (74.500 Plätze)
Spielplan: Italien (A), England (H), Schottland (A), Irland (H), Frankreich (A)
Das letzte Jahr: Warren Gatland dürfte mit einem Lächeln auf das letzte Jahr zurückblicken. In fünf Partien gab es drei Siege (Schottland, Frankreich, Italien). Dazu gab es ein Unentschieden gegen Irland sowie eine Pleite gegen England. Trophäen? Fehlanzeige.
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Lüdeke blickt auf Wales: "Die größte Wundertüte im Turnier ist wohl Wales. Zwischen Platz zwei und sechs ist alles drin. Mir fehlen eine klare Linie und die damit einhergehende Entwicklung. Die Klubmannschaften in der Pro 12 machen dennoch einen guten Eindruck, bringen immer wieder Talente hervor. Keelan Giles ist so ein Fall. Der Junge ist 19 Jahre alt, ob er viel spielen wird, wird sich erst zeigen. Interessant ist er aber auf jeden Fall. Wales wird zudem gleich von mehreren Verletzungsproblemen zurückgeworfen. Dennoch: Der Mix ist interessant, vieles hängt vom Auftakt in Italien ab. Entscheidend ist aber primär, wie sie auftreten."
Italien
Siege beim Six Nations: 0
Grand Slams: 0
Wooden Spoons: 11 (2000, 2001, 2002, 2005, 2006, 2008, 2009, 2010, 2011, 2014, 2016)
Stadion: Stadio Olimpico in Rom (73.261 Plätze)
Spielplan: Wales (H), Irland (H), England (A), Frankreich (H), Schottland (A)
Das letzte Jahr: Kein Sieg, eine Bilanz von 79:224 Punkten und der elfte Wooden Spoon. Die Bilanz des letzten Six Nations liest sich nicht nur verheerend, sie war es auch. Im Duell um die Giuseppe-Garibaldi-Trophy gegen Frankreich schlugen sich die Italiener bei den Franzosen mit 21:23 am ersten Spieltag immerhin achtbar. Danach ging es jedoch steil bergab.
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Lüdeke blickt auf Italien: "Bei Italien mache ich mir zugegebenermaßen einige Sorgen. Nach der Erweiterung der Five zu den Six Nations, damit sich Italien regelmäßig auf einem möglichst hohen Niveau messen kann, dienten die Italiener zumeist als Kanonenfutter, werden regelmäßig abgeschlachtet und sind noch weit hinter der Konkurrenz. Der Anschluss fehlt auch Jahre später noch. Momentan gibt es deshalb keine Chance für Italien, wenngleich Säulen wie Sergio Parisse dazukommen, die im Ausland spielen. Normalerweise sind die Italiener aber chancenlos und dürfen sich über den zwölften Wooden Spoon 'freuen'."
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