Deutsches Wasserball-Team Zehnter

SPOX
24. August 200806:42
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Peking - Hagen Stamm schimpfte nicht, polterte nicht, hielt sich mit bissiger Kritik zurück. Der Wasserball-Bundestrainer wurde zum Mann der leisen Töne. Das 8:10 (3:4, 1:1, 1:1, 3:4) im Olympia- Platzierungsspiel um Rang neun gegen Italien ließ Stamm in seiner Analyse nachdenklich werden.

"Wir haben Defizite. Und die haben wir acht Jahre übertüncht", hielt der 48-Jährige als persönliches Fazit der Olympischen Spiele in Peking fest.

Riesige Probleme bei der Nachwuchsarbeit, zu wenig Professionalität, ein zu geringes Potenzial an Nationalspielern - "so geht es nicht weiter", klagte er.

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Mission noch nicht beendet

Dann brach der Olympia-Dritte von 1984 im Yingdong-Natatorium von Peking seine Ausführungen ab. Er wollte noch nicht in die Offensive gehen, wollte seinen Forderungskatalog an die Verantwortlichen im Deutschen Schwimm-Verband (DSV) zu diesem Zeitpunkt nicht offenbaren.

Doch Stamms Andeutungen nach Platz zehn lassen einen Rückschluss zu: Auch nach acht Jahren als Chefcoach soll seine Mission noch nicht beendet sein, der "Wasserball-Junkie" hat Lust, am abermaligen Neuaufbau eines Teams für London 2012 maßgeblich beteiligt zu sein.

Schnitt nötig

Das wird schwer. Langjährige Stammspieler wie Angreifer Thomas Schertwitis (35) oder Torhüter Alexander Tchigir (39) beenden nach Peking ihre internationale Karriere oder dürfen sie, wie der ehemalige Kapitän Steffen Dierolf (Herzfehler), nicht fortsetzen.

Stamm ist eines bewusst: "Es muss ein Schnitt gemacht werden." Der könnte wehtun, obwohl sich der Olympia-Fünfte von Athen schon vorzeitig für die WM 2009 und die EM 2010 qualifiziert hat.

"Mentale Kraft fehlte"

"Ich bin nicht traurig", hielt Stamm fest. Er und Spielführer Sören Mackeben waren einer Meinung. "Wir wollten mehr. Aber man wird schnell nach unten durchgereicht", lautete Mackebens Schlussbilanz nach zwei Siegen in sieben Partien.

"Müde und ausgelaugt" sei sein Team gewesen, meinte Stamm. Drei Olympia-Qualifikationen und die auf Platz sechs beendete Europameisterschaft in Malaga forderten in China ihren Tribut.

"Die mentale Kraft fehlte", sagte Stamm nach einem "sinnlosen Spiel", in dem es für ihn nur noch "um die goldene Blumenvase" ging.