Harting will neues Leichtathletik-Format

SPOX
03. Juni 201314:08
Für mehr Attraktivität: Robert Harting fordert für die Leichtathletik ein neues Formatgetty
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Diskus-Olympiasieger Robert Harting fordert im Kampf gegen die zunehmende Bedeutungslosigkeit der Leichtathletik ein neues Wettkampfformat. Man müsse das Produkt der Zeit anpassen, so der Berliner.

"Man muss das Produkt der Zeit anpassen. Meine Idee ist, Leichtathletik dem Fernsehpublikum in einem wiederkehrenden Format anzubieten. Zehn ständig gleiche Disziplinen, plus eine Einladungsdisziplin, so ist der Wiedererkennungswert gegeben. Eine Art Zehnkampf", sagte der Berliner, der am Wochenende in Eugene/Oregon mit 69,75 m ein Saison-Richtmaß gesetzt hatte, im Gespräch mit der Tageszeitung "Die Welt".

Als warnendes Beispiel für einen möglichen Absturz in die Versenkung führt Harting das Ringen an: "Es ist historisch furchtbar, dass die Sportart aus dem olympischen Programm fliegen könnte. Aber warum erwägt es das IOC? Weil die Ringer nicht fernsehrelevant sind. Ringen hat es nicht geschafft zu erkennen, ob das Produkt noch der Zeit angepasst ist."

Kritik aus dem eigenen Lager, beispielsweise der Hammerwerfer, hat Robert Harting bei seinen Überlegungen einkalkuliert. "Keine Frage, klar. Auch die 10.000- und 5000-m- oder Hindernisläufer. Die Hammerwerfer haben ihre Inszenierung auch verschlafen", sagte Harting. Es genüge heutzutage nicht mehr, eine Erwartungshaltung einzunehmen. Man müsse sich hinterfragen, reflektieren, so der 28-Jährige.

"Gut ist nicht sehr gut"

Probleme hat Robert Harting mit seiner Einstellung, nie zufrieden sein zu können. Dies sei ein Relikt aus dem Leistungssystem Ost. "Das kann die Psyche auch fertig machen. Das wirkt sich nicht nur aufs Training, sondern selbst auf die Uni aus. Eine gute Note ist eben keine sehr gute Note. Manchmal nervt diese Einstellung. Eigentlich ist sie dekadent. Furchtbar", sagte Harting. Wenn er mal mit dem Sport aufhöre, "brauche ich bestimmt zwei Jahre, um mich psychologisch zu normalisieren".

Mit den Erfolgen habe er gelernt, sein Umfeld besser zu sortieren. "In den vergangenen beiden Jahren bin ich sehr feingeistig geworden. Ich weiß inzwischen, wie viel ich den Leuten geben muss, wer mehr und wer weniger von mir erwarten darf", sagte Harting, der seine Erfahrungen aber nicht in Seminaren weitergeben will. "Nee, so was mag ich nicht. Ich will weiter kreativ die Welt beeinflussen, in irgendeiner Weise - und nicht reden in einem Raum, in dem 200 Kaffeetassen klappern", sagte Deutschlands Sportler des Jahres.