Der ewige Feuerwehrmann Karsten Heine glaubt fest an die Rettung der alten Dame Hertha, die auch auf der Intensivstation auf viele Trainer noch attraktiv wirkt.
Einen Tag nach der Entlassung von Lucien Favre impfte Interimscoach Heine den Spielern des Krisen-Klubs Hertha BSC neues Selbstvertrauen ein, während im Umfeld die Gerüchteküche wild brodelte und wahllos Namen ausspuckte.
Die Liste umfasst die unterschiedlichsten Trainertypen von Lothar Matthäus über Hans Meyer bis Berti Vogts.
"Es ist eine reizvolle Aufgabe, aber wir haben wenig Zeit. Wir müssen jetzt daran arbeiten, dass uns die einfachen Dinge wieder gelingen. Die Mannschaft hat genügend Qualität", sagte Heine nach der ersten Trainingseinheit am Dienstagvormittag.
Gute Stimmung in der Mannschaft
Die Stimmung im Team war in der 70-minütigen Übungseinheit wesentlich gelöster als zuletzt unter Favre.
U-23-Coach Heine übernimmt bereits zum vierten Mal die Profis und weiß genau, wo er vor dem Gruppenspiel der Europa League am Donnerstag bei Sporting Lissabon anzusetzen hat: "Wir müssen die Talfahrt stoppen und wieder Mut und Selbstvertrauen zeigen."
Der 54-Jährige wird in Lissabon und wohl auch im Ligaheimspiel am Sonntag gegen Tabellenführer Hamburger SV auf der Hertha-Bank sitzen. Danach soll ein gestandener Trainer das Ruder beim Tabellenschlusslicht übernehmen.
Erfahrung im Abstiegskampf gesucht
"Wir erstellen ein Trainerprofil und werden uns die gebotene Zeit für das Thema nehmen", sagte Manager Michael Preetz. Das Anforderungsprofil soll laut "Bild" Erfahrung im Abstiegskampf, keine Verbindung zu Schalke (wegen der Fan-Feindschaft der Fans) und die deutsche Sprache beinhalten.
Der gesuchte Mann muss aber gleichzeitig den eingeleiteten Umbruch fortsetzen und deshalb ein Händchen für Talente haben. Der von Favre zusammengestellte Kader ist vor allem mit Perspektivspielern gespickt, mit denen der Schweizer irgendwann den Titel holen wollte.
Angesichts der Millionen-Abfindung für Favre und Co-Trainer Harald Gämperle ist in der Winterpause kaum Spielraum für personelle Nachbesserungen.
Funkel Kandidat Nummer eins
Beide Qualitätsmerkmale - Abstiegskampferfahrung und Kompetenz im Umbruch - sind in der Branche aber nur schwer in einer Person zu finden.
Laut der Berliner "B.Z." steht der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts auf dem Zettel der Hertha-Bosse. "Ich bin gesprächsbereit. Berlin ist ein schlafender Riese. Ich müsste sehen, wo Hertha hin will", wird der Nationaltrainer Aserbaidschans zitiert.
Die "Bild" will erfahren haben, dass Friedhelm Funkel Kandidat Nummer eins hat und der ehemalige Augsburg-Trainer Ralf Loose Außenseiter-Chancen hat.
Matthäus aus dem Rennen
Der vor allem vom Boulevard gehandelte Matthäus durfte bislang genauso wenig seine Fähigkeiten in der Bundesliga unter Beweis stellen wie der Ex-Hertha-Profi Kjetil Rekdal. Matthäus ist aber bereits aus dem Rennen.
Hans Meyer, der den Klub bereits 2004 vor dem Abstieg rettete, werden Probleme bei der Arbeit mit Talenten nachgesagt.
Ebenfalls gehandelt werden die zurzeit vereinslosen Dieter Hecking und Mirko Slomka sowie Ex-Hertha-Coach Jürgen Röber, der mit dem türkischen Verein Ankaraspor in die 2. Liga strafversetzt wurde.
Hecking zeigt Interesse
Hecking zeigte bereits sein Interesse. "Ich bin wieder heiß auf Fußball. Ich würde mir die Aufgabe zutrauen. Hannover habe ich in einer ähnlichen Situation übernommen", sagte der ehemalige 96-Coach der Berliner "B.Z.".
Slomka, der seit seiner Entlassung bei Schalke 04 im April 2008 bei einigen Vereinen auf dem Zettel stand, bislang aber nirgendwo unterkam, wollte sich auf "Sid"-Anfrage zu den Spekulationen nicht näher äußern: "Das habe ich zuletzt oft genug getan. Aber es kam nicht gut an, dass mein Name überall herumgeisterte."
Preetz: Happiger als gedacht
Wer auch immer das Kommando übernimmt, Manager Preetz wird am Erfolg dieser Entscheidung gemessen werden. Bislang konnte der Nachfolger von Dieter Hoeneß, der über ein Jahrzehnt die Geschicke des Klubs führte und nach dem verlorenen Machtkampf mit Favre geschasst wurde, wenig Pluspunkte sammeln.
Der neue Trainer muss sitzen, ansonsten wird es auch für Preetz ungemütlich. "Ich wusste, dass die Saison schwierig werden könnte. Dass es aber so happig kommt, habe ich mir nicht vorgestellt", erklärte der Ex-Profi.
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