Der 1. Spieltag der neuen Bundesligasaison ist Geschichte - und hat natürlich auch neue Geschichten zu Tage gefördert. Beim BVB stellt sich zum Beispiel die Frage, ob der neue Ousmane Dembele bereits der alte Christian Pulisic ist. Auch Herthas Matthew Leckie scheint nichts mehr mit dem Leckie aus Ingolstadt zu tun zu haben.
Pulisic ist gut
Die defensiven Außenbahnen beschäftigen den BVB gerade, da die Personalien Erik Durm (soll an den VfB Stuttgart verliehen werden), Felix Passlack (Leihe nach Hoffenheim) und Jeremy Toljan (soll zum BVB wechseln) noch ungeklärt sind. Doch auch die offensiven Flügel bereiten Sorgen.
Andre Schürrle ist erneut verletzt, Emre Mor vielleicht bald nicht mehr in Dortmund, Ousmane Dembele streikt, Marco Reus fehlt noch die gesamte Hinrunde - viel passieren darf auf diesem Gebiet nicht mehr. Umso besser, wenn ein vermeintlicher Ersatzmann starke Form aufweist: Christian Pulisic gehörte beim Dortmunder 3:0 in Wolfsburg zu den besten Schwarzgelben.
Der US-Amerikaner hat dank des Verzichts auf den Gold Cup große Teile der Vorbereitung hinter sich bringen können und spielt wie gewohnt frech auf. Pulisic ist zwar auch als Einwechselspieler immer jemand, der auf Anhieb frischen Wind ins Spiel bringen kann. Angesichts der Personallage muss er aber jetzt in der Startelf liefern. Beim VfL lieferte er das Führungstor und die Vorlage zum 3:0 ab.
Der 18-Jährige hat nun die große Chance, sich immer fester in die Anfangsformation zu spielen und seinen Status zu erhöhen. "Vielleicht hat der BVB den neuen Dembele ja schon in seinem Kader", sagte Dortmunds Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder bei Sky über Pulisics starken Auftritt.
Schalkes neue Grundordnung
Auf Schalke gab es in den letzten Jahren viele Versuche, noch erfolgreicher zu werden. Wirkliche Konstanz sah man in Gelsenkirchen aber selten, die Spielzeiten ähnelten meist einem Auf-und-Ab mit zahlreichen unruhigen Phasen.
Nun hat Domenico Tedesco den Trainerjob bei S04 übernommen und der junge Newcomer scheut sich keinesfalls davor, seine Überzeugungen durchzudrücken. Das sah man nicht zuletzt an der Absetzung von Benedikt Höwedes als Kapitän.
Doch besonders taktisch hat Tedesco einiges in petto. Der Coach lässt in einer 3-4-3-Grundordnung spielen. Damit ist er nicht der erste Trainer, der defensiv in Ballbesitz auf eine Dreierkette setzt. Nur scheint sich dieses System nun von Anfang an und auf Dauer durchzusetzen.
Auch die Personalkonstellation dürfte in Kombination mit in der Offensive starken Außenverteidigern fürs Erste stehen: In Thilo Kehrer hat Tedesco einen Akteur mit hoher Spielintelligenz in seinen Reihen, der physisch stark und taktisch flexibel spielt.
Hinzu kommt Routinier Naldo als große Kante im Zentrum und der mit viel Ruhe agierende Matija Nastasic. Zusammen ließen die drei Hintermänner keine einzige klare Torgelegenheit der offensivstarken Leipziger zu.
Tedescos Rezept ging bislang auf, die Schalker kassieren unter dem neuen Coach kaum Gegentore. Die Rückkehr von Höwedes, der am Samstag 90 Minuten auf der Bank saß, ist daher nicht so selbstverständlich wie noch in den Vorjahren.
Leckie-o-mio
Drei Millionen Euro nahm die Hertha im Sommer in die Hand, um Matthew Leckie vom Absteiger aus Ingolstadt in die Hauptstadt zu lotsen. Beim FCI ging für Leckie in der vergangenen Saison rein gar nichts: Null Tore steuerte der Australier bei.
Mit einem solchen Zeugnis ist es eigentlich recht schwierig, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Die Hertha schlug dennoch zu, denn Leckie ist vor allem schnell und erfahren. Und wie es aussieht, hat sich das Geld für den 26-Jährigen schon fast gelohnt.
Leckie jedenfalls bezeichnet die zurückliegende als "eine der besten Wochen meines Lebens". Das ergibt Sinn, denn schließlich wurde der Angreifer kürzlich zum ersten Mal Vater. Dazu stimmt sein Start in Berlin, denn Leckie netzte nicht nur doppelt beim 2:0 gegen den VfB Stuttgart ein, sondern bereitete ein paar Tage zuvor beide späten Treffer beim Sieg im Pokal gegen Rostock vor.
Für Leckie sollte dies eine große Befreiung darstellen, schließlich traf er in der Bundesliga erstmals nach 2173 Minuten wieder. Zugute kommen der Hertha und ihm die leicht veränderten Rollen in der Offensive: Alexander Esswein, einer der Gewinner der Vorbereitung, agiert nun nicht mehr auf dem Flügel.
Dieser Platz ist nun für Leckie frei, der mit seinem Tempo häufig in direkte Duell gehen und viele Zweikämpfe bestreiten kann. Eine wichtige Erkenntnis für die Berliner, wenn man bedenkt, dass Top-Einkauf Davie Selke noch längere Zeit ausfallen wird.
Hannovers Suche
Der Aufsteiger beschäftigt sich seit mehreren Wochen mit potentiellen Neuzugängen für den Sturm. Da drückt auch etwas der Schuh, denn 96 hat in Niklas Füllkrug, Charlison Benschop und Martin Harnik lediglich drei Akteure für dieses Einsatzgebiet.
Manager Horst Heldt sucht daher händeringend nach einer hochkarätigen Alternative und ist sich auch mit dem einen oder anderen Kandidaten einig, doch zur Finalisierung ist noch kein Deal gekommen.
Und so sind die Namen Anthony Ujah, David Accam, Werders Aron Johansson, Jonathas Christian de Jesus oder Ex-Gladbacher Luuk de Jong bislang nur mögliche Kandidaten. Die Kohlen aus dem Feuer holen müssen jetzt erst einmal die Anwesenden.
Füllkrug und Harnik machen das auch gar nicht so schlecht. Vier von sechs Toren im Pokal gegen Bonn gehen auf das Konto dieses Duos, auch den Siegtreffer beim Auftakterfolg in Mainz erzielte mit Harnik einer der beiden aktuell effizienten Angreifer.
Klar ist: Hannover würde eine echte Kante, die eine zweistellige Anzahl an Toren garantiert, sehr gut zu Gesicht stehen. Man sollte auch davon ausgehen, dass Heldt noch einen Angreifer präsentiert, bevor das Transferfenster schließt. Ist dies der Fall, wird wohl auch Benschop noch abgegeben.
Doch sollten alle Stricken reißen, zeigten die bisherigen Ansätze des Duos Füllkrug/Harnik, dass sie auch in der Bundesliga ihre Rollen zufriedenstellend ausfüllen können.
Schuster: Oldie but Goldie
Julian Schuster ist seit Jahren der Kapitän des SC Freiburg, doch in den letzten drei Spielzeiten kam der 32-Jährige auch aufgrund von Verletzungen kaum einmal konstant durch eine Saison.
Im Vorjahr wurden es sogar nur neun Startelfeinsätze in der Bundesliga für Schuster. Der Routinier verlor seinen Status als Stammspieler. Nun jedoch ist Schuster wieder mitten drin und dank seiner Erfahrung ein wichtiger Posten im ansonsten ziemlich jungen Abwehrverbund.
Dort agierte Schuster sowohl beim 2:1 im Pokal gegen Halberstadt als auch beim 0:0 gegen Frankfurt als zentraler Mann der Dreier-/Fünferkette. Gegen die Eintracht wies Schuster die meisten Ballaktionen aller Feldspieler auf, fing Bälle ab und blockte sie und legte sogar noch zwei Torschüsse auf.
Es ist also eine Art Renaissance, die Schuster derzeit erlebt. "Ich habe mir erarbeitet, dass das Trainerteam sich wieder darauf verlassen kann, dass ich meine Leistung bringe", freut er sich.