Reizklima in Franken

SPOX
07. Oktober 201213:56
Club-Coach Dieter Hecking: Gute Laune sieht anders ausGetty
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Eine Viertelstunde nach dem Schlusspfiff feierten die Spieler des SC Freiburg immer noch ihren zweiten Saisonsieg, da machte Nürnbergs Innenverteidiger Timm Klose im stickigen Kabinengang schon frisch geduscht seinem Ärger Luft.

"Du gibst alles auf dem Feld und bist der Arsch in der Abwehr. Wir setzen überhaupt nichts um. So macht es keinen Spaß mehr. Ich bin stinksauer", schimpfte der noch beste Nürnberger Spieler nach der verdienten 0:3 (0:1)-Auswärtsniederlage gegen die Badener. Es war die vierte Pleite hintereinander für den zur Schießbude der Liga abgestürzten "Club".

Klose war bereits auf dem Sprung in seine Schweizer Heimat, wo der Eidgenosse im Kreise der Nationalmannschaft erwartet wurde. Der aufrechte Abwehrrecke bekam die deutlichen Worte, die der stinksauere Trainer Dieter Hecking für den Sonntag ankündigte, deshalb gar nicht mit. Als einziger Nürnberger Feldspieler musste sich Klose aber auch nicht angesprochen fühlen, als der Fußballlehrer erklärte: "Das war zu wenig, nicht nur heute. Das verwundert mich. Wir werden eine Nacht darüber schlafen und dann auch einmal Tacheles reden."

Hecking unzufrieden

Hecking ging vieles gegen den Strich, was sich sein mit zwei Siegen und einem Unentschieden überaus erfolgreich in die Saison gestartetes Team gegen die deutlich bissigeren und besseren Freiburger leistete. "Die Mannschaft hat leider all das verloren, was sie an den ersten drei Spieltagen ausgezeichnet hat: Diese hohe Laufbereitschaft, dieses hohe Tempo, diese Aggressivität", polterte Hecking. Auch fehlende "Leidenschaft und Leichtigkeit" bemängelte der Trainer, der die Klose-Kritik so kommentierte: "Vielleicht brauchen wir jetzt auch ein bisschen ein Reizklima."

Es stehen ungemütliche Tage bevor in Franken, aber wegen der Länderspieleinsätze des Großteils des Kaders kann Hecking zu seinem Bedauern seine Maßnahmen erst in elf Tagen im Kollektiv ergreifen. "Leider sind die Nationalspieler weg, die können froh sein, dass sie nicht da sind", wetterte Hecking. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Nach den Länderspielen sei bis zum nächsten Bundesligaeinsatz am übernächsten Sonntag gegen Augsburg "genug Zeit, um auch im großen Kreis einige Sachen anzusprechen".

Torgefahr nur bei Standards

Mike Frantz zeigte sich schon nach dem Debakel in Freiburg schuldbewusst. "Wir haben den Karren jetzt komplett an die Wand gefahren", sagte der Mittelfeldspieler, der nach seiner Einwechslung auch keine Impulse setzen konnte. Mit Blick auf das richtungsweisende Duell gegen Augsburg forderte Frantz: "Wir müssen da ein ganz anderes Gesicht zeigen, vor allem, was die Aggressivität angeht." Offensivkraft Sebastian Polter gab zu bedenken, dass die Probleme nicht an Wollen und Willen lägen: "Wir müssen auch spielerisch zu Chancen kommen und nicht nur durch Standards."

Während die Gäste nur nach ruhenden Bällen für etwas Torgefahr sorgten, brachten die Freiburger den Gegner immer wieder durch druckvolles Angriffsspiel in Verlegenheit. Vor allem über die beiden Außen sorgte die Mannschaft von Trainer Christian Streich für Erfolg versprechende Aktionen. Eine Flanke von Jonathan Schmid leitete in der 36. Minute das 1:0 ein, als Erik Jendrisek den Ball vom langen Pfosten per Kopf vors Tor beförderte und der überragende Cedrick Makiadi einen Meter vor der Linie nur noch einnicken musste.

Der Führungstreffer brachte Sicherheit ins Spiel der Gastgeber und war entscheidend für den Spielverlauf in der zweiten Halbzeit, als die Franken hinten aufmachten und die Breisgauer immer wieder zu Konterchancen kamen. Doch erst in der Nachspielzeit schlug sich die Überlegenheit der Gastgeber auch in der wirklich relevanten Statistik nieder. Erst verwandelte Daniel Caligiuri den von Verteidiger Timothy Chandler an ihm verschuldeten Foulelfmeter selbst, dann sorgte Marco Terrazzino mit seinem wunderschönen Distanzschuss zum 3:0 endgültig für Nürnberger Tristesse.

Freiburg - Nürnberg: Daten zum Spiel