Am Sonntag startet die russische Liga in die neue Saison. Mit frischen Stars und altbekannten Gesichtern kämpfen die drei großen Klubs aus Moskau, St. Petersburg und Machatschkala um den Titel in der Premjer Liga. Kevin Kuranyi hofft nach einer verkorksten Saison aufs internationale Geschäft. Vorher steht in Rostov aber noch das Supercup-Spiel zwischen ZSKA Moskau und Zenit St. Petersburg an.
ZSKA Moskau
Neuzugänge: Georgi Milanov (Litex Lovetch - 3,6 Mio. €), Steven Zuber (Grasshopppers Zürich - 3,2 Mio. €)
Abgänge: Artur Nigmatullin (Volga NN), Uros Cosic (Pescara), Andrei Vasyanovich, Pyotr Ten (beide Rotor Volgograd)
Die Schlüsselspieler: Pontus Wernbloom und Rasmus Elm. Die beiden Mittelfeldspieler aus Schweden müssen ihre starken Leistungen aus der Vorsaison bestätigen, um mit ZSKA die Mission Titelverteidigung anzugehen. In der Vorsaison agierten die Skandinavier sowohl defensiv als auch in der Vorwärtsbewegung nahezu perfekt.
Der Trainer: Leonid Slutsky (seit 2009)
Die Aussichten: Die erste Saison nach einem Titelgewinn ist bekanntlich immer eine harte Herausforderung. Auch beim Hauptstadtklub ist es offensichtlich, dass die kommende Saison schwierigerer als die erfolgreiche Vorsaison wird. ZSKA muss die Doppelbelastung aus Liga und Champions League bewältigen und dem drohenden Verlust einiger Schlüsselspieler standhalten.
Es ist so gut wie sicher, dass Keisuke Honda den Verein noch in dieser Transferperiode verlassen wird. ZSKA-Chefscout Anton Emenov war in letzer Zeit u.a. häufig in Südamerika unterwegs, um nach einem passenden Nachfolger für den Japaner Ausschau zu halten. Bei der Verpflichtung von Georgi Milanov und Steven Zuber setzt der Verein vor allem auf das Entwicklungspotenzial der beiden Talente.
Auch wenn von Torwart Igor Akinfeev bis Stürmer Ahmed Musa einige Spieler des Armee-Klubs über ausgezeichnete Qualitäten verfügen, ist der kollektive Zusammenhalt unter den Spielern die größte Stärke von ZSKA.
Zenit St. Petersburg
Neuzugänge: Anatoliy Tymoshchuk (Bayern - ablösefrei), Andrey Arshavin (Arsenal - ablösefrei), Yuri Lodygin (Skoda Xanthi - 800.000 €), Ivan Solovjev (Dynamo Moskau - ablösefrei), Pavel Mogilevets (Zenit St. Petersburg II)
Abgänge: Bruno Alves (Fenerbahce - 5,5 Mio. €), Igor Denisov (Anschi - 15 Mio. €), Yuri Zhevnov (Vereinslos), Sergey Semak (Karriereende), Igor Cheminava (Dynamo St. Petersburg - ablösefrei)
Der Schlüsselspieler: Roman Shirokov. Im Zenit-Kader gibt es einige hochveranlagte Akteure, die den Unterschied ausmachen können. Roman Shirokov ist aber der Mann, von dem in der kommenden Saison viel abhängen wird. Wenn sich der Mittelfeldspieler mit den Fans versöhnt, könnte er die Mannschaft mit seinem kämpferischen und kreativen Spielstil zu großen Taten antreiben. Besonders nach dem Abgang von Igor Denisov zu Anschi werden seine Tore und Energie absolut entscheidend sein.
Der Trainer: Luciano Spalletti (seit 2009)
Die Aussichten: In der vergangenen Spielzeit hat Zenit gelitten. Die Millionen-Transfers von Hulk und Axel Witsel sorgten für Disharmonie im Kader. Auch der Knallkörper-Vorfall um Dynamo-Moskau Torwart Anton Shunin verursachte große Unruhe. Der Druck auf Trainer Luciano Spaletti steigt stetig. Er muss Meistertitel in Russlands "Zweite Stadt" zurück zu holen.
Es verspricht jedenfalls eine interessante Saison für den Klub zu werden, der in den letzten Jahren, mit Ausnahme von Anschi, die meisten internationalen Schlagzeilen in Russland für sich verzeichnete. Als Flaggschiff des Landes sind die Erwartungshaltungen im Petrovsky-Stadion generell immer sehr hoch gelegt.
Die Rückkehr der beiden Vereins-Helden Anatoly Tymoshchuk und Andrey Arshavin wird dem ohnehin schon routinierten Team noch mehr internationale Erfahrung geben. Dagegen behaupten böse Zungen in Russland, dass die Verpflichtung der beiden Altstars ohnehin nur in die Kategorie PR-Gags abfällt.
Interessanter Fakt: Zenits geplantes neues Stadion, die Gazprom Arena, befindet sich seit sechs Jahren im Bau. Die Kosten werden sich bis zur Fertigstellung (wohl Ende 2015) auf bis zu eine Milliarde Dollar belaufen.
Das Projekt wurde schon in einige Kontroversen verstrickt. Im März starb ein Bauarbeiter und auch illegale Immigranten wurden während der Bauarbeiten am Stadion gesichtet.
Seite 2: Anschi, Kuranyi und der Rest der Liga
Anschi Machatschkala
Neuzugänge: Aleksey Ionov (Kuban Krasnodar, 5 Mio. €), Igor Denisov (Zenit St. Peterburg, 15 Mio. €), Aleksandr Kokorin (Dynamo Moskau, 19 Mio. €), Mikhail Kerzhakov (Volga NN, 500.000 €), Christopher Samba (Queens Park Rangers - 11,6 Mio. €)
Abgänge: Kamil Agalarov (FK Rostov - 600.000 €), Nikita Burmistrov (Amkar Perm - Leihe), Serder Serderov, Evgeny Pomazan (beide Ural - beide Leihe)
Die Schlüsselspieler: Willian und Samuel Eto'o. Die beiden bisher teuersten Neueinkäufe der noch jungen Vereinsgeschichte. Willian fehlte im Frühling einen ganzen Monat verletzungsbedingt.
Aber auch nach seiner Rückkehr kam der Brasilianer nie an die von ihm erwarteten Leistungen heran. Nur ein Tor in 13 Partien waren eine Enttäuschung für den 35-Millionen-Euro teuren Winterneuzugang von Schachtjor Donezk.
Samuel Eto'o spielte hingegen eine exzellente Saison an deren Ende er 21 Treffern und 12 Torvorlagen in 44 Pflichtspielen vorweisen konnte. Über eine dritte Saison ohne Champions League-Fußball wird der Kameruner aber nicht besonders glücklich sein.
Der Trainer: Guus Hiddink (seit 2012)
Die Aussichten: Das Ziel des Klubs aus der russischen Teilrepublik Dagestan ist klar definiert. Am Ende dieser Saison soll endlich der Sprung unter die ersten Zwei gelingen und damit die Champions League-Qualifikation. Sollte Anschi von größeren Verletzungssorgen verschont bleiben, haben sie definitiv eines der talentiertesten Teams der Premjer Liga.
Anschis größte Stärken liegen in der Offensive. Mit Samuel Eto'o, Lacina Traore, Aleksandr Kokorin, Willian, Yuri Zhirkov und Mbarak Boussoufa hat Coach Guus Hiddink gleich sechs Topoptionen zur Verfügung. Hiddinks Entscheidung, noch ein weiteres Jahr als Coach dranzuhängen, war ein wichtiges Signal für den Verein des russischen Milliardärs Suleiman Kerimov. Im Idealfall könnte am Ende sogar der ganz große Coup gelingen, der Gewinn des Meistertitels.
Interessanter Fakt: Wegen des Austragungsverbots der UEFA für europäische Spiele in Dagestan und der gesamten Nord-Kaukasus Region, wird Anschi seine Europa-League-Heimspiele wie schon in der Vorsaison im Saturn-Stadion in einem Moskauer Vorort austragen.
Der Rest der Liga
Die Top-Transfers:
Tino Costa (von FC Valencia zu Spartak Moskau - 7 Mio. €), Denis Glushakov (von Lok Moskau zu Spartak Moskau - 8 Mio. €), Jose Manuel Jurado (von Schalke zu Spartak Moskau - 3 Mio. €), Djibril Cisse (von Queens Park Rangers zu Kuban Krasnodar - ablösefrei), Vladislav Kulik (von Kuban Krasnodar zu Rubin Kazan - 3,7 Mio. €), Inal Getigezhev (von Rostov zu Rubin Kazan - 2,5 Mio. €), Byung-Soo Yoo (von Al-Hilal zu FK Rostov - 1,5 Mio. €), Artur Jedrzejczyk (von Legia Warschau zu FK Krasnodar - 2,2 Mio. €), Aleksandr Filtsov (von Lok Moskau zu FK Krasnodar - 2 Mio. €), Ricardo Laborde (von Famagusta zu FK Krasnodar - 1,7 Mio. €), Gerard Gohou (von Erciyesspor zu FK Krasnodar - ablösefrei)
Der Geheimtipp:
FK Krasnodar
Viele Experten trauen dem FK Krasnodar zu, das Überraschungsteam in der kommenden Premjer-Liga-Saison zu werden. Der serbische Trainer Slavoljub Muslin lässt einen attraktiven und zugleich aggressiven Fußball spielen. Letzte Saison noch als Zehnter platziert, sind die Chancen auf einen Europa League-Platz durchaus berechtigt.
Geführt wird der Klub von Sergey Galitsky, dem reichsten Mann im russischen Fußball. Die Neuzugänge Gerard Bi Goua Gohou, Marcos Pizzelli, Ricardo Laborde und Artur Jedrzejczyk werden die "Bullen" qualitativ verstärken. Der Ivorer Gohou kommt übrigens als amtierender Torschützenkönig der zweiten türkischen Liga nach Russland. Die beiden spielstarken Brasilianer Joaozinho und Wanderson sorgten vergangene Saison zusammen für insgesamt 16 Tore und 17 Torvorlagen.
Kevin Kuranyi bei Dynamo Moskau
Nach dem schmerzhaften Ende der Vorsaison mit dem Verpassen eines Europa-League-Platzes am letzten Spieltag, sind die Voraussetzungen beim Klub des SPOX-Kolumnisten Kevin Kuranyi für den Saisonstart nicht gerade optimal.
Der Verlust einiger talentierter Spieler wie Aleksandr Kokorin oder Ivan Solovjev könnte ein wichtiger Faktor in der neuen Saison sein. Sollten erfahrene Spieler wie Kuranyi, Noboa und Fernandez nicht regelmäßig ihre Bestform abrufen, droht dem Team von Trainer Dan Petrescu eine weitere Saison ohne Qualifikation für das internationale Geschäft.
Der aus Düsseldorf zurückgekehrte Andrey Voronin soll Kokorin ersetzen. Kevin Kuranyi selbst wird zum Saisonstart ausfallen. Der Angreifer plagt sich mit Adduktorenproblemem herum.
Was sonst noch wissenswert ist:
Stanislav Cherchesov, ehemaliger Torwart von Dynamo Dresden (1993-95), ist seit diesem Sommer neuer Trainer bei Amkar Perm. In der Vorsaison betreute er noch den Ligakonkurrenten Terek Grozny.
Der ehemalige Bundesliga-Profi Dorinel Munteanu (Wolfsburg und Köln) betreut seit diesen Sommer Kuban Krasnodar als Trainer. Die Liga wird zwischen Anfang Dezember und Anfang März eine dreimonatige Winterpause abhalten. Der 30. und damit letzte Spieltag wird am 17. Mai 2014 ausgetragen.
Spielplan, Tabelle, Teams: Alles zur Premjer Liga 2013/14
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