Die Szene in der Nachspielzeit des Bundesligaspiels zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Bayern München (2:2) hat eine Welle der Diskussion ausgelöst.
Bayern-Torhüter Michael Rensing faustete einen Eckball der Stuttgarter vor die Füße von Sami Khedira, der den Ball volley aus knapp 16 Metern unter die Latte drosch. Rensing sah sich nach seiner halbherzigen Abwehraktion von VfB-Keeper Jens Lehmann behindert und bekam Unterstützung von Bayern-Manager Uli Hoeneß.
Tadel von Beckenbauer
Premiere-Experte Franz Beckenbauer interessierte sich indes nur für die missglückte Faustabwehr. "Seine Faustabwehr war amateurhaft. Wenn ein Torhüter rauskommt, muss er den Ball haben. Er muss das Rauslaufen und das Fausten lernen. Da ist er mangelhaft", sagte Beckenbauer.
Ein Affront oder berechtigte Kritik? Fest steht: Rensing hat sich einige Wackler in der Strafraumbeherrschung geleistet. Seine große Klasse auf der Linie und im Eins-gegen-Eins ist dagegen unbestritten.
Als Nachfolger von Oliver Kahn muss Rensing jedoch damit leben, dass jede mickrige Unsicherheit penibel dokumentiert und analysiert wird.
Rückendeckung von Kahn
Rensing spaltet die Bayern. Trainer Jürgen Klinsmann und die Mitspieler betonen stets, vollstes Vertrauen in Rensing zu haben. Beckenbauer haut drauf und Franck Ribery macht sich im Interview mit SPOX für eine Verpflichtung seines französischen Landsmanns Sebastien Frey vom AC Florenz stark - wohl nicht als Nummer 2.
Jetzt sprang ihm sein Vorgänger zur Seite und forderte ein Ende der Diskussion. "Michael zeigt deutliche Aufwärtstendenz. Aber er braucht Vertrauen. Sonst macht man ihn kaputt", sagte Oliver Kahn der "Bild"-Zeitung.
Schon vor Saisonbeginn hatte er Rensing im Gespräch mit SPOX als "absolut würdigen Nachfolger" bezeichnet, der "alles mitbringt, was das Torwartspiel fordert. Er ist fleißig, lernfähig und extrem heiß. Ich habe nicht die geringsten Bedenken, ihm mein Erbe zu übertragen."
"Er muss brutaler werden"
Frei von Schuld am Gegentor gegen Stuttgart spricht er Rensing jedoch auch nicht. "In solchen Situationen muss er einfach brutaler werden. Einfach rein in den Pulk und den Ball ohne Rücksicht auf Verluste weghauen. Er muss zeigen, dass er Herr der Lage ist."
"In solchen Situationen das richtige Timing zu finden, ist das Schwerste für einen Torhüter", so Kahn, deswegen müsse Rensing weiter hart an sich arbeiten.
Neuer bester deutscher Keeper
In der Hierarchie der deutschen Torhüter nimmt Rensing derzeit keinen Spitzenplatz ein. Dieses Schicksal teilt er mit Manuel Neuer. Der Schalker sollte ursprünglich mit Leverkusens Rene Adler um die Nachfolge von Jens Lehmann im Tor der deutschen Nationalmannschaft streiten, ehe ihn ein Mittelfußbruch in der Saisonvorbereitung weit zurückwarf.
Mittlerweile hat Neuer zu alter Stärke zurückgefunden und wesentlichen Anteil daran, dass Schalke 04 die beste Defensive der Bundesliga stellt (16 Gegentore). Neuer ist statistisch gesehen der beste deutsche Torhüter der Hinrunde (siehe Faktenbox).
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Schnusenberg: Neuer für Deutschland
Kapitän Marcelo Bordon hält Neuer für den "besten Torhüter in Deutschland" und Präsident Josef Schnusenberg fordert einen Einsatz im DFB-Team: "Manuel muss im neuen Jahr zur Nationalmannschaft eingeladen werden. Er hat es längst verdient, ist Aushängeschild und Vorbild unserer jungen Schalker Spieler."
Neuer stellt keine Ansprüche, will sich stattdessen durch Leistung empfehlen.
Mit der U 21 spielt er im Juni 2009 die EM in Schweden. Kein guter Zeitpunkt. Ende Mai fliegt das A-Team nach Asien und absolviert zwei Testspiele gegen China und die Vereinigten Arabischen Emirate. Zu dieser Zeit befindet sich Neuer im Trainingslager mit der U 21.
Michael Rensing hat im Juni 2009 noch nichts vor. Das Potential, um für Deutschland zu spielen, hat er allemal. Er muss es nur abrufen.
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