Mario Gomez hat im Testspiel gegen Markt Schwaben sein Comeback beim FC Bayern gefeiert. Schon gegen den 1. FC Nürnberg könnte er wieder zum Bundesliga-Kader gehören. Auf ihn wartet aber eine neue Situation.
Am Samstag saß Mario Gomez noch auf der Tribüne der Allianz Arena. Eingepackt in eine schwarze Winterjacke und mit grauer Mütze verfolgte er das 2:0 des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt. Auch am Sonntag war Gomez in Freizeitklamotten unterwegs.
Am Dienstagabend streifte sich der Nationalstürmer aber erstmals nach mehr als dreimonatiger Verletzungspause wieder das Trikot des FC Bayern über, um für die Münchner beim extra für ihn arrangierten Testspiel gegen den Landesligisten FC Falke Markt Schwaben (6:0) aufzulaufen und gleich viermal zu treffen.
Dass Gomez weder am Samstag noch am Sonntag zum Einsatz kam, liegt vor allem daran, dass der FC Bayern in der Bundesliga derzeit mit seinen Stürmern Claudio Pizarro und Mario Mandzukic erstklassig besetzt ist und Trainer Jupp Heynckes von Einsätzen seiner genesenen Profis in der zweiten Mannschaft wenig bis gar nichts hält. Das sei "psychologisch nicht so gut", sagt Heynckes.
Letzter Einsatz Anfang August
Es ist das dritte Mal in den letzten Wochen, dass der FC Bayern unterklassige Gegner nutzt, um Spieler wieder an den Wettkampf zu gewöhnen. David Alaba durfte sich gegen die SpVgg Unterhaching warm spielen, Claudio Pizarro gegen den SC Fürstenfeldbruck und jetzt also Mario Gomez.
Seit zweieinhalb Wochen ist Gomez wieder im Mannschaftstraining und nimmt man Heynckes' Vorgehensweise bei Alaba als Vorlage, könnte Gomez schon am Samstag im Derby beim 1. FC Nürnberg wieder zum Kader gehören.
Gomez stand zum letzten Mal am 4. August beim LIGA total! Cup in Hamburg auf dem Platz, damals musste er nach 43 Minuten ausgewechselt werden. Drei Tage später wurden Gomez freie Gelenkkörper im linken Sprunggelenk entfernt. Obwohl zunächst nur über eine Pause von vier bis sechs Wochen spekuliert wurde, fiel Gomez drei Monate aus. Laut eigener Aussage, habe ihn die Dauer nicht überrascht, es sei halt nur weder von ihm noch vom Verein klar kommuniziert worden.
Kritik von Scholl und Hoeneß
Es gab im Sommer ohnehin ein paar Kommunikationsprobleme mit und um Gomez. Zunächst ging Mehmet Scholl in seiner Funktion als TV-Experte während der EM auf Gomez los und setzte seinen mittlerweile berühmten "Wundliegen"-Spruch in die Welt.
Auch wenn er von Karl-Heinz Rummenigge später dafür gerügt und ihm ein Ende seiner Tätigkeit beim Fernsehen nahe gelegt wurde, gab es immer wieder Stimmen, die behaupteten, Scholl habe nicht nur seine eigene, sondern eine im Verein gängige Meinung vertreten.
Die im Juli folgende Kritik-Reihe von Uli Hoeneß, der seinem Stürmer zuerst das Prädikat "sehr gut" verweigerte und ihn später sogar für das verlorene Endspiel in der Champions League gegen den FC Chelsea verantwortlich machte, verstärkten diesen Eindruck.
Prototyp des Wohlfühlspielers
Eine sportliche Antwort konnte Gomez aufgrund seiner Verletzung bisher nicht geben. Manche halten sie nach seiner vergangenen Saison mit 41 Toren in 51 Pflichtspielen auch nicht für nötig. Seine zukünftigen Leistungen werden aber immer am Maßstab der Hoeneß-Kritik gemessen werden.
Hoeneß meinte, er müsse Gomez ein "gewisses Phlegma austreiben" und ihn "reizen". Nur stellt sich die Frage, ob Gomez der Typ ist, der mit dieser Art Motivation etwas anzufangen weiß? "Das ist etwas, das man niemals mit Mario Gomez machen darf. Gomez ist ein sehr sensibler Stürmer", sagte Louis van Gaal der "Sport Bild" und fügte sich damit in die öffentliche Meinung.
Gomez gilt als Prototyp des Wohlfühlspielers. Er braucht das uneingeschränkte Vertrauen seines Umfelds und die Sicherheit, auch mal ein paar schlechtere Spiele machen zu können, ohne gleich ausgewechselt zu werden oder auf der Bank zu landen.
Luxus-Problem für Heynckes
Insofern war die vergangene Saison ein Paradies für Gomez. Mit Ivica Olic und Nils Petersen hatte er nur bedingt Konkurrenz im Sturmzentrum. Ein Missstand, den Heynckes seitdem immer wieder bemängelt hat. Er habe in den wichtigen Spielen keine Alternativen gehabt, um mit Einwechselungen zu reagieren.
Durch die Transfers von Mandzukic und Pizarro hat der Trainer jetzt die Möglichkeiten und das, was man wohl ein Luxus-Problem nennt.
"Ich finde die Vorstellung gar nicht mal so schlecht, wenn man die Arbeit auch ein bisschen teilen kann", sagt Gomez. Am Ende der vergangenen Saison sei er als Einzelkämpfer "am Ende auf dem Zahnfleisch" dahergekommen, "weil ich alles gespielt habe".
Akzeptiert, aber nicht geliebt in München
Bisher ist sein Ausfall kaum ins Gewicht gefallen. Seine Vertreter haben ihren Job bravourös erledigt und sich auch die Sympathien der Fans erspielt. Gomez hat sich zwar durch seine vielen Tore in der letzten Saison Akzeptanz verschafft, geliebt wird er in München aber nach wie vor nicht.
Das für gewöhnlich kritische Publikum wird ihm nicht viele Spiele zur Eingewöhnung zugestehen. Gomez muss sofort liefern, mit Pfiffen haben die Bayern-Fans bei ihm schon früher nicht lange gezögert. Zumal bei Mandzukic und Pizarro spielerische Vorteile ausgemacht werden. Auch von dieser Seite lastet Druck auf Gomez.
Dass Heynckes sein System in manchen Spielen auf zwei Spitzen umstellt, scheint ob der qualitativ hochwertigen Besetzung der Mittelfeldreihe sehr unwahrscheinlich. Es gibt als nur Platz für Gomez oder Mandzukic oder Pizarro.
Neustart im Winter
Gomez gibt verständlicherweise zu Protokoll, dass er sich vor niemandem zu verstecken brauche und er sofort angreifen wolle.
Heynckes sprach seinem Stürmer schon Ende August das Vertrauen aus: "Natürlich leben wir in einer Leistungsgesellschaft, man muss den Kampf annehmen. Doch wenn Mario zurückkommt, muss er sich nicht hinten anstellen. Er muss nur fit werden, und wenn er fit ist und Leistung bringt, ist er mein Stürmer Nummer eins."
Bis zur Winterpause hat der FC Bayern noch neun Pflichtspiele. Heynckes wird bis dahin seine aktuelle Stürmerhierarchie für Gomez nur geringfügig aufbrechen müssen. Der wahre Kampf um den einen freien Platz im Sturmzentrum beginnt erst im Wintertrainingslager, sofern alle Angreifer fit sind.
Der Kader des FC Bayern München
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