Der Wechsel von Lukas Podolski vom 1. FC Köln zum FC Arsenal ist beschlossene Sache. Ergibt der Wechsel des Nationalspielers Sinn? Was bedeutet der Abgang für Köln? Und warum holen die Gunners den 26-Jährigen?
Die offizielle Bestätigung steht zwar noch aus, doch längst ist klar: Lukas Podolski wird den 1. FC Köln am Saisonende verlassen und zum FC Arsenal wechseln. Das Kapitel FC ist für den Nationalspieler damit drei Jahre nach seiner Rückkehr vom FC Bayern München beendet.
Mit 26 Jahren sucht Podolski nun noch mal eine neue Herausforderung. Ein erneuter Wechsel innerhalb der Bundesliga kam für den Angreifer nicht in Frage. Stattdessen will Poldi seiner Karriere in London einen neuen Impuls geben. Macht der Wechsel Sinn? Was bedeutet der Abgang für Köln? Und wie plant Arsenal mit Podolski?
Was bedeutet der Wechsel für Lukas Podolski?
Für vier Jahre soll Podolski bei den Gunners unterschreiben und dabei pro Saison zwischen sieben und neun Millionen Euro verdienen. Finanziell lohnt sich der Wechsel für den Nationalspieler also auf alle Fälle. Beim FC kassierte er bislang "nur" 3,3 Millionen Euro.
In Köln wäre man durchaus bereit gewesen, Podolskis Salär nochmal aufzustocken, doch der finanzielle Aspekt ist nicht der Hauptgrund für den Wechsel des Angreifers. Poldi will sich sportlich weiterentwickeln. In Köln bestand dazu nur wenig Perspektive. Bei Arsenal hingegen scheinen die Voraussetzungen günstig.
Coach Arsene Wenger, so heißt es, hat Podolski schon seit 2008 auf dem Zettel. Der Franzose gilt als akribischer Arbeiter, der in der Lage ist, Spieler zu entwickeln und auf ein neues Level zu hieven. Außerdem gut für Poldi: Wenger spricht deutsch. Bei seiner Eingewöhnung wird ihm das sicher helfen, genauso wie Nationalmannschaftskollege Per Mertesacker, mit dem Poldi in den letzten Wochen häufiger Kontakt hatte.
Allerdings stellt Wenger auch hohe Anforderungen an seine Spieler. Der Gunners-Coach erwartet taktische Disziplin, vor allem im Spiel gegen den Ball. Eine Fähigkeit, die Podolski bislang allzu häufig vermissen ließ.
Dennoch scheint Arsenal sportlich zu passen. Podolski wird in London seine Einsatzzeiten bekommen - auf weitaus höherem Niveau als in Köln. Allerdings wird er auch zeigen müssen, dass er sich mittlerweile durchbeißen kann. Nach seiner "Flucht" vom FC Bayern wurde ihm vorgeworfen, zur früh resigniert zu haben und stattdessen lieber den bequemen Weg gegangen zu sein.
Mit dem Wechsel zu den Gunners zeigt Poldi nun, dass er es nochmal wissen will und mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden ist. Auch beim Bundestrainer punktet der 26-Jährige damit. Joachim Löw begrüßte zuvor bereits die Auslandswechsel von Per Mertesacker, Sami Khedira und Mesüt Özil (beide Real Madrid) ausdrücklich. Zuletzt hatte Podolski im DFB-Team mit Mario Götze und Andre Schürrle ernsthafte Konkurrenz bekommen und schien nicht mehr unumstritten.
In London will er seinen Status als Nummer eins auf der linken Offensivseite nun untermauern. Anders als der FC, ist Arsenal Dauergast auf der europäischen Bühne. Beste Chancen also für Podolski, auf hohem Niveau Werbung in eigener Sache zu betreiben.
Aber: Zur allerersten Kategorie in Europa zählen die Gunners auch nicht mehr. In der Liga liegt die Wenger-Elf bereits 17 Punkte hinter Spitzenreiter Manchester City, die erneute CL-Teilnahme ist noch in Gefahr. In der Königsklasse war im Achtelfinale gegen Milan Endstation.
Frage 2: Was bedeutet der Wechsel für Köln?
Frage 3: Was bedeutet der Wechsel für Arsenal?
Was bedeutet der Wechsel für den 1. FC Köln?
Das Positive vorneweg: 13 Millionen Euro zahlt Arsenal für Podolski und damit immerhin drei Millionen mehr, als der FC 2009 an den FC Bayern überwies. Geld, das die finanziell klammen Rheinländer (ca. 30 Millionen Euro Schulden) gut gebrauchen können.
Einen Haken hat die Sache allerdings: Einen Teil der Ablöse muss Köln an zwei Investoren, die die Rückholaktion von Podolski 2009 mit einer Finanzspritze ermöglichten, und den FC Bayern abgeben. Bleiben unter dem Strich noch rund acht Millionen Euro. Immerhin.
Sportlich hingegen ist Podolskis Abgang eine Katastrophe für den FC. Denn: Mit dem Nationalspieler sind die Rheinländer schlichtweg eine Klasse besser. In der laufenden Saison hat Podolski bereits 16 Mal getroffen und damit mehr als die Hälfte aller Kölner Tore erzielt. Hinzu kommen fünf Assists: Heißt: An 21 von 31 Saisontreffern war Poldi unmittelbar beteiligt.
"Ich sehe ganz schwere Zeiten auf Köln zukommen. Die Gefahr, dass der FC wieder absteigt, ist riesig", sagte FC-Ikone Toni Schumacher zuletzt mit Blick auf einen möglichen Podolski-Abgang. Aus dem aktuellen Kader ist niemand da, der den Verlust Podolskis kompensieren kann.
Christian Clemens ist mit vier Treffern aktuell treffsicherster Mann hinter Podolski, ein Torjäger ist der 20-Jährige allerdings nicht. Das wäre schon eher Milivoje Novakovic. Der Slowene plagt sich allerdings immer wieder mit Verletzungen herum und scheint seine beste Zeit hinter sich zu haben. Und der Rest? Hat schlichtweg nicht die Klasse.
Hinter den Kulissen sucht Sportdirektor Volker Finke deshalb bereits nach einem externen Ersatz, heißt es. Laut "France Football" soll Ibrahima Balde von Primera-Division-Klub CA Osasuna ein Kandidat auf die Podolski-Nachfolge sein. Der 22-jährige Senegalese soll allerdings etwa vier Millionen Euro kosten.
Wer auch immer auf Podolski folgt, zumindest die entstehende Lücke außerhalb des Platzes wird der Neue keinesfalls schließen können. Podolski war und ist Gesicht und Identifikationsfigur des Vereins. Einer, der Sponsoren bringt und Fans vereint.
Podolskis Abgang hinterlässt in Köln viele Fragezeichen - und das gerade jetzt, wo es bereits die eine oder andere Großbaustelle gibt. Noch immer ist beispielsweise nicht absehbar, wer die Nachfolge von Wolfang Overath übernimmt und neuer FC-Präsident wird. Ebenso offen: Was wird aus dem Duo Volker Finke/Stale Solbakken? Das Tischtuch zwischen beiden scheint zerschnitten, dass einer von beiden spätestens am Saisonende gehen muss, nicht mehr ausgeschlossen.
Frage 1: Was bedeutet der Wechsel für Podolski?
Frage 3: Was bedeutet der Wechsel für Arsenal?
Was bedeutet der Wechsel für den FC Arsenal?
Zur ersten Adresse in Europa gehören die Gunners nicht mehr unbedingt. Das wurde schon im Sommer klar, als man sich einige Absagen von internationalen Top-Leuten abholte und schließlich am letzten Transfer-Tag nochmal kräftig zuschlug, ohne allerdings echte Hochkaräter präsentieren zu können.
Doch bereits damals wurde deutlich, welchen Weg man künftig gehen will. Den hochtalentierten Youngstern aus den eigenen Reihen wie Jack Wilshere, Theo Walcott oder Aaron Ramsey sollen international erfahrene Profis zur Seite gestellt werden. Im Sommer Per Mertesacker, Gervinho oder Mikel Arteta. Nun Lukas Podolski.
Mit der Verpflichtung des Kölners verbindet Gunners-Coach Arsene Wenger zudem eine große Hoffnung: Entlastung für Robin van Persie. Der Niederländer ist mittlerweile so etwas wie Arsenals One-Man-Show. 25 Treffer hat van Persie in dieser Saison bislang erzielt und damit fünfmal mehr als Theo Walcott, der mit fünf Toren zweitbester Gunners-Torschütze ist.
Der Rest strahlt wenig bis keine Torgefahr aus. Thierry Henry (zurück in die MLS) und Andrei Arschawin (Zenit St. Petersburg) sind schon gar nicht mehr da.
"Poldi passt super in die Mannschaft. Er hat in Köln gezeigt, wie gut er vor dem Tor ist. Er hat echte Knipser-Qualitäten", sagt Mertesacker.
Wie in der Nationalmannschaft könnte Podolski bei Arsenal über den linken Flügel kommen oder bei Bedarf als hängende Spitze hinter van Persie agieren, der die Verpflichtung des Deutschen auch als Signal verstehen soll.
Immer wieder wurde zuletzt darüber spekuliert, dass van Persie die Gunners mangels personeller Qualität innerhalb des Kaders verlassen könnte.
Der Vertrag des Linksfuß läuft 2013 aus. Vor allem Manchester City soll derzeit intensiv um ihn buhlen. Durch den Podolski-Kauf hofft man bei Arsenal nun auch, van Persie vom Bleiben überzeugen zu können. "Hier haben alle eine positive Meinung von Poldi", verrät Mertesacker.
Nun muss Lukas Podolski diese Meinung nur noch bestätigen.