Er gilt als der Rambo der Bundesliga: Jeder Gegenspieler fürchtet den Zweikampf mit Maik Franz. Doch wer steckt wirklich hinter dem Raubein des Karlsruher SC? Mit SPOX sprach der 27-Jährige vor dem Spiel gegen den FC Bayern (Sa., ab 15.15 Uhr im SPOX-TICKER und bei Premiere) über das Leben mit dem Bad-Boy-Image und eine sanfte Leidenschaft.
SPOX: Herr Franz, am Samstag geht es gegen die Bayern. Die sind im Moment in der Krise und haben für gewöhnlich nach der Länderspielpause Probleme. Der optimale Zeitpunkt also für einen KSC-Sieg?
Maik Franz: Bayern München ist Bayern München, gegen die ist es immer schwer. In meinen Augen ist das trotz aller Probleme die absolute Top-Mannschaft in Deutschland. Für uns ist es das einfachste Spiel der Saison, weil man nichts zu verlieren hat.
SPOX: Die Bochumer Spieler sagten nach dem 3:3 in München, die hätten keinen Respekt vor dem Gegner gehabt. Ist die Angst vor dem Rekordmeister verflogen?
Franz: Wenn man keinen Respekt hat, kann man auch schnell eins auf den Sack bekommen. Wir haben letztes Jahr ganz gut gegen die Bayern gespielt und trotzdem 1:4 verloren.
SPOX: Auf Ihrer Homepage finden sich die Rubriken "Maik&Kochen" und "Lafer&Kochen". Ist das Kochen Ihre große Leidenschaft?
Maik Franz: Große Leidenschaft ist vielleicht ein bisschen zu viel, aber es macht mir viel Spaß. In unserem Aufstiegsjahr hat Thomas Kies einen Kochkurs organisiert, und ich fand das toll. Da habe ich mir gedacht, das könnte auch für die Fans interessant sein, deshalb steht das auf der Homepage. Der Kontakt zu Johann Lafer entstand bei einem Show-Termin in Karlsruhe.
SPOX: Das passt so gar nicht zu Ihrem Image als "Iron Maik".
Franz: Da wird ja auch immer viel geschrieben, was gar nicht stimmt.
SPOX: Das sehen wohl nicht alle so: Zuletzt hat Sie Wolfsburgs Trainer Felix Magath für die Gelb-Rote Karte von Grafite verantwortlich gemacht.
Franz: Eine Zeit lang habe ich mich darüber aufgeregt, mittlerweile finde ich es eher witzig. Letztes Jahr nach dem Pokalspiel hat er sich schon einmal in diese Richtung geäußert, kurze Zeit später sagte er, er wünscht sich einen Spieler wie mich. Jetzt verliert Wolfsburg und auf einmal heißt es wieder: "Maik Franz provoziert". Mittlerweile kommt es mir fast so vor, als ob ich der Buhmann bin, wenn die anderen schlecht spielen.
SPOX: Ihr Trainer hat vor kurzem gesagt, es laufe eine Kampagne gegen Sie.
Franz: Da hat er auch Recht. Natürlich können die Leute gerne genau auf mich schauen, aber sie sollen fair bleiben und nicht auf Teufel komm raus meine Fehler suchen. Da verstehe ich die Fußballwelt nicht mehr...
SPOX: Fühlen Sie sich benachteiligt und von den Schiedsrichtern besonders beobachtet?
Franz: Nein, das nicht. Die machen ja auch nur ihren Job. Aber die ganzen Sachen, die immer geschrieben werden vom Raubein oder vom Rüpel sind da nicht förderlich. Und sie entsprechen nicht der Realität.
SPOX: Dann klären Sie uns auf.
Franz: Statistisch gesehen mache ich für einen Abwehrspieler nur wenige Fouls. Ich will mich aber auch nicht hinstellen und mich beschweren. Ich versuche einfach, mein Ding fair durchzuziehen und wenn ich ein Spiel gewinnen will, muss ich an die Grenzen des Erlaubten gehen.
SPOX: Glauben Sie, dass irgendwann bald wieder Normalität in diese Diskussion einkehrt?
Franz: Das wird schwer. Denn ich stecke in dieser Maik-Franz-Rüpel-Treter-Provozierer-Schublade drinnen. Und viel wird darauf reduziert. Das nervt nicht nur mich, sondern auch meine Mitspieler. Denn es gibt ja mehr beim KSC als Maik Franz.
SPOX: Sie arbeiten auch mit einem Mental-Trainer zusammen.
Franz: Ich bin jetzt seit dreieinhalb Jahren bei ihm. Wir treffen uns ungefähr einmal im Monat und telefonieren miteinander. Thomas Strunz hat ihn damals in Wolfsburg für die gesamte Mannschaft organisiert.
SPOX: Wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen?
Franz: Es ist wichtig, dass man mit einer Vertrauensperson spricht, die alles neutral bewertet, was um mich herum geschieht. In den Gesprächen geht es um Fußball, aber auch um private Dinge. Er hilft mir Erfolgslösungen zu finden. Er sagt mir, woran ich arbeiten und in welchen Bereichen ich mich verbessern muss.
SPOX: Welche Ratschläge bekommt man dann vor einem Spiel gegen Bayern?
Franz: Es geht da weniger um konkrete Spiele. Man lässt sich bestimmte Situationen durch den Kopf gehen, die man einfach so durchspielt, um mit einem positiven Gefühl ins Spiel zu gehen und sich von bestimmten Aktionen nicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen.
SPOX: Im Gleichgewicht befindet sich auch der KSC nach dem ordentlichen Saisonstart. Dabei wurden Sie vor der Saison nach den Abgängen von Tamas Hajnal und Mario Eggimann von vielen Experten als Abstiegskandidat gehandelt. Hat Sie das besonders motiviert?
Franz: Ja, schon. Das war letztes Jahr genauso, da hat uns vor der Saison auch keiner was zugetraut. Diesmal hieß es, der KSC erlebt das schwere zweite Jahr und bricht ein.
SPOX: Und warum ist das nicht der Fall?
Franz: Wir wissen, was wir können. Wir haben nach sechs Spielen neun Punkte, das ist okay. Bei den Top-Mannschaften Stuttgart und Hamburg haben wir sehr gut gespielt, da hätten wir was mitnehmen müssen. Aber wir haben gemerkt, nur schön spielen bringt uns nicht weiter, wir müssen erfolgreich spielen. Das haben wir in den letzten beiden Spielen gemacht.
Im zweiten Teil verrät Maik Franz u.a., warum er mit Jogi Löw beim Shoppen war.
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