Präsident Peter Fischer hatte nach eigenen Aussagen Tränen in den Augen, Vorstandschef Heribert Bruchhagen stand fix und fertig vor Kameras und Mikrofonen, und Trainer Friedhelm Funkel musste erstmal Fragen nach seinem gesundheitlichen Zustand beantworten.
"So etwas Aufregendes habe ich noch nie erlebt", sagte Bruchhagen nach dem "Herzkasper"-Spiel von Eintracht Frankfurt.
Mit seinem Treffer zum 2:1 (0:0) gegen den Karlsruher SC in der Nachspielzeit rettete der eingewechselte und eigentlich verletzte Kapitän Ioannis Amanatidis seinem Vorgesetzten Funkel wohl den Job und verhalf dem bisherigen Schlusslicht zum ersten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga.
"Ich hab' meinen Puls schon mal bei einem Spiel messen lassen. Er lag bei durchschnittlich 105, die höchsten Ausschläge waren 140, 150. Allerdings war ich da noch jünger", sagte Funkel.
Trainer-Diskussion verstummt - vorerst
Es gebe also keinen Anlass zur Sorge. Normalerweise altert ein Coach bei einer Partie wie am Mittwochabend um Jahre. Doch nach diesem "Sieg der Leidenschaft" lebt Funkel bei der Eintracht wieder auf und lässt die Trainer-Diskussion vorerst verstummen.
Die Frage, ob er in der 82. Minute, als Maik Franz die KSC-Führung erzielt hatte, schon weg vom Fenster gewesen sei, empfand der dienstälteste Coach als Unverschämtheit: "Wie kommen Sie denn zu dieser Aussage?", wetterte der 54-Jährige.
"Da haben wir wieder mal einen Trainer gerettet", meinte KSC-Profi Andreas Görlitz jedoch. Bereits zum sechsten Mal in dieser Saison kassierten die Badener in den letzten Minuten noch einen Gegentreffer, diesmal waren es sogar zwei.
"Keiner hat mehr daran geglaubt!"
Benjamin Köhler traf in der 84. Minute zum Ausgleich. Und als wieder einmal "Funkel-raus!"- Rufe durch die mit 47.500 Zuschauern gefüllte Commerzbank-Arena hallten, stocherte Amanatidis das Leder zwischen den Beinen von Torwart Markus Miller ins Netz (90.+1).
"Daran habe ich nicht mehr geglaubt. Keiner hat mehr daran geglaubt", gestand Bruchhagen später. "Eine unglaubliche Leistung. Wir haben heute glücklich gewonnen", meinte Funkel und räumte ein: "Die Schmährufe gegen die Mannschaft und mich waren schon sehr, sehr deutlich."
Amanatidis, der wegen einer Kniereizung erst nach einer Stunde eingewechselt werden konnte, hofft nun, "dass das die Wende war".
KSC mitten im Abstiegskampf
Davon, dass beide Teams die wohl unansehnlichste Partie der bisherigen Erstliga-Saison abgeliefert hatten, war nach dem Abpfiff natürlich nicht mehr die Rede. Clubchef Fischer meinte vor der Partie am Samstag in Cottbus: "Für uns fängt die Saison jetzt neu an."
SPOXFür den KSC hat hingegen der Abstiegskampf begonnen. "Das ist pure Amateurhaftigkeit, wenn man so ein Spiel noch verliert, wir waren zu dumm, den Sieg festzuhalten", meinte ein erzürnter Kapitän Franz.
Aus der Kabine der Karlsruher tönten wilde Schläge, doch Trainer Edmund Becker versicherte später, dass alle Türen noch heil seien: "Mich hätte es heute allerdings nicht gewundert, wenn die jemand aus den Angeln gehoben hätte."
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