Furiose Bayern: Sechs Tore in 20 Minuten

Thomas GaberDaniel Börlein
02. September 201223:18
Thomas Müller erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für die BayernGetty
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Der FC Bayern München hat die Tabellenführung durch ein furioses 6:1 (3:1) gegen den VfB Stuttgart am 2. Spieltag der Bundesliga verteidigt. Stuttgart bleibt ohne Punkt und ist Tabellenletzter. Bayerns Neuzugang Javi Martinez feierte sein Bundesliga-Debüt.

Die Stuttgarter Führung durch Martin Harnik (25.) verwandelten Thomas Müller (32./49.), Toni Kroos (33.), Luiz Gustavo (43.), Mario Mandzukic (47.), Bastian Schweinsteiger (51.) in einen 6:1-Erfolg.

Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer Bayern München): "Wir haben uns schon in den ersten Minuten etwas schwergetan. Dann haben wir peu a peu die Kontrolle über das Spiel gewonnen und überragend gespielt. Er (Javi Martinez, Anm. d. Red.) hat schon angedeutet, dass er kicken kann. Er ist genau der Spieler, den wir brauchen."

Fredi Bobic (Manager VfB Stuttgart): "Wir haben uns selber aus dem Spiel genommen mit vielen Ballverlusten. Wenn du den Bayern solche Möglichkeiten gibst, darfst du dich nicht beschweren, dass du Tore kriegst. Wir waren sehr naiv in dieser Phase. Ich habe keine Lust, groß darüber (Rote Karte für Ibisevic (Anm. d. Red.) zu reden. Das waren für mich beides Gelbe Karten. Beim 6:1 und dann noch so ein Nackenschlag.... Über Kinhöfer habe ich auch keine Lust zu reden."

Javi Martinez (Bayern München): "Vor dieser Kulisse ein deutlicher Sieg - ich bin im Moment wunschlos glücklich. Mit meinem Transfer ging am Ende alles so schnell, so dass ich mich noch gar nicht richtig einleben konnte. Aber die Leute haben mich mit offenen Armen empfangen. Ich kann mich nicht beklagen."

Thomas Müller (Bayern München): "Javi strahlt viel Positives aus. Er lächelt oft, weil er noch kein Deutsch versteht. Morgen hat er die erste Deutsch-Stunde. Wenn es mit der Kommunikation besser klappt, werden wir ihn auch besser kennenlernen. Dass er fußballerische Fähigkeiten hat, weiß jeder. Ich bin ganz gut in die Vorbereitung gegangen und habe auch währenddessen gut trainiert. Es ist jetzt zweimal gut gelaufen. So lange ich die leichten Beine weiter habe, freue ich mich. Ansonsten mache ich mir keinen Kopf."

Bastian Schweinsteiger (Bayern München): "Das war heute schon ganz gut. Ich versuche, so schnell wie möglich wieder zu der Form zu kommen, die ich von mir erwarte. Ich habe das erste Mal in dieser Woche wieder beschwerdefrei trainieren können seit Februar. Dieses Gefühl beflügelt, da tritt man auch anders auf. Ich habe aber noch etwas Rückstand, daran werde ich arbeiten und dann gegen Mainz wieder voller Kraft sein."

Sedar Tasci (Kapitän VfB Stuttgart): "Wir hatten hier andere Ambitionen. Ich kann es mir nicht erklären. Das darf uns eigentlich nicht passieren. Es ist schon traurig, wenn man sieht, mit was für einem Ergebnis wir nach Hause fahren. Da kann man sich nur bei den Fans entschuldigen, die hier waren."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei den Bayern fehlt der erkrankte Robben. Dafür rücken Ribery und Schweinsteiger in die Startelf, Shaqiri bleibt nur die Bank, weil sich Heynckes für Kroos auf der Zehn und Müller rechts entscheidet. 40-Millionen-Euro-Mann Martinez ist im Kader und sitzt zunächst auf der Bank.

Beim VfB spielen im Vergleich zum 0:1 gegen Wolfsburg die beiden Japaner Sakai und Okazaki statt Hoogland und Traore.

25., 0:1, Harnik: Freistoß VfB aus dem linken Halbfeld auf den zweiten Pfosten. Müller ist nicht nah genug bei Harnik, der den Ball volley nimmt. Neuer ist noch dran, aber die Pille landet hinter der Linie.

32., 1:1, Müller: Mandzukic weicht mal nach rechts aus und flankt halbhoch an den Strafraum. Da steht Müller blank und nimmt das Ding direkt. Ulreich lässt nach vorne prallen. Müller setzt nach und schnibbelt den Ball an Ulreich vorbei ins Tor.

33., 2:1, Kroos: Stuttgart im Mittelfeld nachlässig, die Bayern aggressiv. Gustavo erobert gegen Okazaki den Ball, passt auf Kroos. Der hat freie Bahn. Aus 16 Metern packt er den Hammer aus, Ulreich ist dran, doch unter der Latte schlägt's ein. Spiel gedreht in 73 Sekunden.

43., 3:1, Gustavo: Lahm spielt 25 Meter vor dem VfB-Tor von rechts zu Gustavo. Der nimmt Maß und haut den Ball unhaltbar für Ulreich ins linke untere Eck.

47.; 4:1, Mandzukic: Stuttgart stellt sich hinten wieder äußerst dämlich an. Kroos legt quer auf Müller, der alleine vor Ulreich steht. Der hat die Finger dran, doch Mandzukic schaltet am schnellsten und drückt das Ding über die Linie.

49., 5:1, Müller: Die Bayern laufen Fünf gegen Zwei. Ribery legt quer auf Mandzukic. Auch der ist alleine vor Ulreich und versucht es mit dem Chip. Ulreich reißt die Arme hoch und lenkt den Ball noch ab. Doch Müller steht richtig und nickt die Pille über die Linie.

51., 6:1, Schweinsteiger: Müller darf von rechts an den Fünfer flanken. Dort ist Schweinsteiger und natürlich kein Stuttgarter. Bayerns Mittelfeldspieler nickt aus fünf Metern ein.

74., Rote Karte für Ibisevic: Der Stuttgarter und Boateng geraten aneinander. Boateng geht auf Ibisevic zu, der springt auf und setzt eine Mischung aus Kopfstoß und Bodycheck an. Er zieht zwar nicht durch, dennoch richtige Entscheidung von Kinhöfer, ihn runter zu schicken. Boateng kriegt Gelb.

Fazit: Sechs Tore innerhalb von 20 Minuten - der FC Bayern schoss sich nach einem 30-Minuten-Anlauf eindrucksvoll zurück an die Spitze. Stuttgart löste sich nach dem Doppelschlag auf. SPOXGetty

Der Star des Spiels: Thomas Müller. Brach mit seinem Tor zum 1:1, bei dem er energisch nachging, den Bann. Müller war enorm viel unterwegs, gewann 70 Prozent seiner Zweikämpfe und legte per Kopf einen zweiten Treffer nach. Wer ist Dein Man of the Match?

Der Flop des Spiels: Rein sportlich würde sich aus der Stuttgarter Defensivabteilung jeder Spieler anbieten, inklusive Torhüter Ulreich, der den Bayern den Ausgleich ermöglichte. Kapitän Tasci, Sakai, Boka und Gentner waren völlig von der Rolle. Der Flop ist aber Ibisevic, der sich beim Stand von 1:6 nach einem harten Zweikampf zu einem Bodycheck gegen Boateng hinreißen ließ und vom Platz flog.

Der Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer. Hatte das Spiel weitgehend im Griff, hätte aber auf Elfmeter für Bayern entscheiden müssen, als Boka Mandzukic von hinten umrannte. Die Rote Karte für Ibisevic war vertretbar.

Die Trainer:

Jupp Heynckes gab Schweinsteiger die dringend benötigte Spielpraxis vor der Länderspielpause. Schweinsteiger hatte zu Beginn Probleme, kam aber mehr und mehr in den Rhythmus und machte sogar ein Tor per Kopf. Martinez bekam von Heynckes das schönste Geschenk zum 24. Geburtstag - der Spanier wurde in der 77. Minute eingewechselt.

Bruno Labbadia ließ seine Mannschaft attackieren und der Plan ging auch in den ersten 30 Minuten auf. Wie gegen Wolfsburg wechselte Labbadia zur Pause Torun für Hajnal ein. Der Wechsel brachte nichts, ebenso wenig Labbadias Halbzeitansprache. In sechs Minuten nach der Pause kassierte der VfB drei Tore.

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Das fiel auf:

  • Stuttgart war vom Anpfiff weg extrem giftig, presste mit bis zu fünf Mann tief in der Bayern-Hälfte und provozierte so viele frühe Ballverluste der Münchner.
  • Im Bayern-Mittelfeld fehlte in der ersten halben Stunde die ordnende Hand. Gustavo rieb sich in Zweikämpfen auf, auch Schweinsteiger hatte Mühe, in den Rhythmus zu kommen. Zudem spielten die Bayern im Spiel nach vorne einige einfache Fehlpässe. SPOX
  • Beim VfB ging's nach der Balleroberung meistens über rechts, wo Harnik das eine oder andere Laufduell gegen Badstuber gewann. Allerdings konnten die Schwaben nach dem starken Beginn die Bälle selten länger als über zwei, drei Stationen halten.
  • Mehrere individuelle Fehler der Gäste ermöglichten den Bayern den Doppelschlag. Ulreich ließ Müllers Schuss nach vorne abprallen, Maza pennte, als Müller nachging. Vor dem 2:1 verlor Okazaki im Zentrum den Ball leichtfertig an Gustavo.
  • Fehlte den Bayern anfangs noch die Zielstrebigkeit, waren die drei Tore vor der Pause das Resultat von Power und Entschlossenheit. Auffällig: Der VfB ließ dabei große Lücken im Zentrum, knapp 25 Meter vor dem eigenen Tor.
  • Unerklärlich, wie naiv Stuttgart vor und nach der Pause verteidigte und in seine Einzelteile zerfiel. Die Bayern nutzten jeden Fehler gnadenlos aus und spielten sich in einen Rausch.

Bayern - Stuttgart: Daten zum Spiel