Auch Rückkehrer Rafael van der Vaart brachte dem Hamburger SV kein Glück. Das 2:3 (0:2) bei Aufsteiger Eintracht Frankfurt bedeutet die dritte Niederlage im dritten Spiel. Die Eintracht dagegen ist dank eines perfekten Saisonstarts mit neun Punkten erster Jäger von Tabellenführer FC Bayern München.
Takashi Inui (13.), Olivier Occean (18.) und Stefan Aigner (53.) erzielten die Tore für Frankfurt, Heiko Westermann (45.) und Yung-Min Son (63.) schossen die ersten Saisontore des HSV, der in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit Petr Jiracek durch eine Rote Karte verlor.
Auch HSV-Coach Thorsten Fink wurde von Schiedsrichter Wolfgang Stark auf die Tribüne geschickt. Van der Vaart zeigte bei seinem Comeback in der Bundesliga eine gute Leistung.
Die Reaktionen:
Sebastian Rode (Frankfurt): "Die Konter müssen wir sicherlich besser ausspielen, aber auf Platz zwei zu stehen, ist ein geiles Gefühl."
Thorsten Fink (Trainer HSV): "Die ersten 20 Minuten haben wir geschlafen und nicht gut gespielt - darüber werden wir reden müssen. Danach habe ich eine wirklich gute Leistung gesehen, wir haben aber drei hundertprozentige Chancen vergeben. Auf die Tribüne musste ich, weil ich den Schiedsrichter in der Halbzeit höflich darauf aufmerksam gemacht habe, dass wir unter seiner Leitung noch nie gewonnen haben."
Rafael van der Vaart (HSV): "Nach 20 Minuten haben wir gedacht, jetzt ist sowieso alles egal. Dann haben wir uns aber einige Chancen herausgespielt. Wenn dann aber das Vertrauen nicht mehr da ist, trifft man die falschen Entscheidungen."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Frankfurt mit der gleichen Aufstellung wie beim 4:0-Sieg in Hoffenheim. Djakpa fehlt wegen Rotsperre und Kouemaha muss wegen einer Achillessehnenreizung passen.
Beim HSV steht Heilsbringer van der Vaart gleich in der Startelf. Für den Niederländer muss Ilicevic auf die Bank. Lam ersetzt auf der linken Verteidigerposition den Grippe kranken Aogo.
13., 1:0, Inui: Bruma köpft beim Klärungsversuch Mancienne an. Der Ball fällt Inui vor die Füße. Der Japaner tanzt Mancienne aus, der Rest der HSV-Abwehr schaut zu, wie Inui die Kugel aus 16 Metern klasse ins rechte Eck schlenzt.
15.: Freistoß van der Vaart vom linken 16er-Eck über die Mauer. Trapp ist im linken Giebel und faustet den Ball zur Ecke.
18., 2:0, Occean: Ecke von links flach nach innen. Zwei Hamburger hauen drüber, Anderson popelt den Ball vors Tor, wo Occean den Fuß reinhält. Links unten schlägt's ein. 1. Bundesligator für Occean.
22.: Badeij sieht Son frei auf rechts. Der Pass kommt, Son legt sich den Ball zu weit vor, Trapp macht den Winkel dicht und pariert.
28.: Jansen schlägt den weiten Ball die linke Linie runter in den Lauf von van der Vaart. Direktpass in die Mitte, wo Rudnevs in den Ball rutscht und an Trapps rechtem Fuß scheitert.
45.+2, Rot für Jiracek: Der Hamburger geht mit gestrecktem Fuß in einen Zweikampf mit Anderson am Eintracht-Strafraum. Harte, aber regelkonforme Entscheidung.
53., 3:1, Aigner: Schwegler spielt den Ball nach einem üblen Fehlpass zu Meier, der die Pille über die HSV-Abwehr in den Lauf von Aigner chippt. Der lupft den Ball aus zwölf Metern über Adler ins Tor.
63., 3:2, Son: Zambrano springt ein langer Ball vom Oberschenkel direkt zu van der Vaart. Der spitzelt den Ball zu Son, der Trapp umkurvt und aus spitzem rechten Winkel einschiebt.
74.: Wieder pennt die Frankfurter Abwehr bei einem Pass in die Tiefe. Diesmal taucht Diekmeier frei vor Trapp auf, der aber lange stehen bleibt und den Schuss aus elf Metern über die Latte lenkt.
Fazit: Etwas glücklicher, aber verdienter Sieg der Eintracht gegen defensiv erschreckend schwache Hamburger, die obendrein noch beste Torchancen vergaben.
Der Star des Spiels: Kevin Trapp. Ob Son, Rudnevs oder Diekmeier - im Eins gegen Eins war der Frankfurter Keeper unschlagbar. Dazu holte er van der Vaarts Freistoß aus dem Winkel.
Der Flop des Spiels: Michael Mancienne. Katastrophaler Beginn des HSV-Verteidigers. Ließ sich vor dem 1:0 von Inui plump ausspielen und haute vor dem 2:0 über den Ball. Keine Sicherheit im Passspiel, dazu eine schwache Zweikampfbilanz (33 Prozent gewonnene Duelle). Musste bereits in der 34. Minute für Diekmeier vom Platz.
Der Schiedsrichter: Wolfgang Stark. Entschied bei Jiraceks Roter Karte den Regeln entsprechend. Es war ein hartes Einsteigen und außerdem nicht das erste Foul des Tschechen. Ansonsten hatte Stark das Spiel gut im Griff.
Die Trainer:
Armin Veh sah keine Veranlassung, seine Mannschaft zu verändern. Die zahlte das Vertrauen mit einer fast perfekten Anfangsphase zurück. Erst in der 79. Minute nahm Veh den ersten Wechsel vor und brachte mit Celozzi einen eher defensiven Mann für den starken Inui.
Thorsten Fink setzte voll auf die Karte van der Vaart und stattete seinen Spielmacher mit allen Freiheiten aus. In der 34. Minute reagierte Fink auf die schwache Leistung von Mancienne und brachte Diekmeier. Mehr Stabilität gab das der Hamburger Abwehr aber nicht. Jiraceks Platzverweis änderte nichts an der taktischen Aufstellung. Son, Jansen und van der Vaart waren angehalten, Badelj im Zentrum zu unterstützen. Weil er sich offenbar zu heftig über die Rote Karte beschwert hatte, musste Fink die zweite Halbzeit von der Tribüne aus verfolgen.
Das fiel auf:
- Frankfurt war zu Beginn sehr präsent und baute seine Angriffe gegen tief stehene Hamburger überlegt auf. Dabei nutzten Ozcipka und Inui ihren Freiraum auf links, wo Bruma von Son mit den Defensivaufgaben oft allein gelassen wurde.
- Der HSV konnte in der ersten Halbzeit nahezu keine Flanke unterbinden. Und jeder Ball, der in den HSV-Strafraum flog, sorgte für Gefahr vor Adler. Ob Westermann, Mancienne oder Diekmeier - die Hamburger Innenverteidiger standen entweder falsch oder ließen sich im Kopfballduell düpieren.
- Van der Vaart fehlte noch etwas die Bindung zu den Kollegen. Allerdings deutete er mit seinen Pässen, Freistößen und Ecken an, dass er die erhoffte Verstärkung für den HSV sein wird. Kein Hamburger war an mehr Torschüssen beteiligt wie van der Vaart (9 von 14). In der Schlussphase forderte van der Vaart jeden Ball.
- Frankfurt spielte nach der 2:0-Führung naiv. Statt sich etwas zurückzuziehen, stürmte die Eintracht weiter und ließ mehrere sehr gute Konterchancen der Hamburger zu.
- Die Eintracht hatte im Mittelfeld keinen Spieler, der die Partie an sich riss - was sich aber vorteilhaft auswirkte. Die Doppelsechs Rode/Schwegler machten viele Meter, bearbeitete van der Vaart und war für das Aufbauspiel verantwortlich. Die Spieler der Offensivreihe Inui/Meier/Aigner hatten nahezu die gleiche Anzahl an Ballkontakten.
- Beide Mannschaften erlaubten sich eine Vielzahl an individuellen Fehlern. Drei von fünf Toren wurden direkt nach einem Fehlpass in der Vorwärtsbewegung erzielt, bei den beiden anderen Treffern schliefen die Abwehrreihen nach einem Eckball.
- Der HSV muss sich ankreiden lassen, gleich mehrere Torchancen von Top-Qualität nicht genutzt zu haben. Drei Mal scheiterte ein Hamburger im Eins gegen Eins an Trapp.
Eintracht Frankfurt - Hamburg: Daten zum Spiel
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