Ein Blick in die Datenbanken der Bundesliga offenbart die Knackpunkte der Top-Spiele des vergangenen Wochenendes: Wie sich Borussia Dortmund den Sieg gegen Bayer Leverkusen verdient hat, warum Schalke gegen den Hamburger SV kaum über die Mittellinie kam, und wo der FC Bayern den VfL Wolfsburg klar dominierte. Signifikante Statistiken zu den Topspielen des 18. Spieltags im Überblick.
Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund 1:3
Zugriff im Zentrum: Als Jürgen Klopp vor dem Rückrunden-Auftakt erklärte, was bei der 0:2-Niederlage im Hinspiel gegen Leverkusen schief gelaufen war, sprach er immer wieder vom "fehlenden Zugriff". Damals kam Dortmund in den entscheidenden Zonen im Mittelfeld nicht in die Zweikämpfe. Leverkusen dominierte die erste halbe Stunde nach Belieben und kam zu zwei frühen Toren. Vidal und Ballack entschieden während der 90 Minuten mehr direkte Duelle für sich als alle fünf BVB-Mittelfeldspieler zusammen. Alleine Vidal gewann ganze 19 von 31 Zweikämpfen; Dortmunds Sechser Kehl und Sahin kamen auf der Gegenseite zusammen nur auf 15 von 29.
Im Rückspiel am Freitag fehlten Vidal und Ballack zunächst beide wegen Trainingsrückstands - und der BVB, der seine Lektion gelernt hat, kehrte die Verhältnisse von Beginn an komplett um. In den ersten 15 Minuten sprach die Zweikampf-Bilanz mit 71 zu 29 Prozent erdrückend klar für Dortmund. Sahin, Sven Bender und Götze im zentralen Mittelfeld entschieden in der Anfangsphase überragende 13 von 17 Duellen für sich, Bayers Doppelsechs mit Rolfes und Lars Bender gewann im selben Zeitraum nur 4 von 12.
Auch wenn Leverkusen nach knapp 30 Minuten etwas besser ins Spiel kam, blieb Dortmunds "Zugriff" im Mittelfeld einer der Schlüssel zum Sieg. Schwachpunkt in Leverkusens Zentrale war dabei vor allem Rolfes. Der 28-Jährige kam mit 4 von 22 auf die bemerkenswert schlechte Quote von 18 Prozent. Dortmunds Sahin hatte am Ende 14 von 23 gewonnene Zweikämpfe auf dem Konto.
Pressing aus dem Lehrbuch: Im Hinspiel kreierte Leverkusen immer wieder gefährliche Szenen über die Flügel, auch beide Tore fielen über die damals starke rechte Seite von Castro und Renato Augusto. Das Duo wurde am Freitag allerdings gesprengt, weil Castro den gesperrten Kadlec links in der Viererkette ersetzen musste. Rechts verteidigte dafür Schwaab.
Trotzdem baute Bayer weiterhin klassisch im 4-4-2 über die Außenverteidiger auf, Castro (111) und Schwaab (97) hatten die meisten Ballkontakte aller Feldspieler - rein quantitativ überragende Werte. Diesmal aber hielten die Dortmunder mit ihrem im Saisonverlauf immer weiter perfektionierten Pressing entscheidend dagegen.
Das immer gleiche Muster dabei (vgl. Video): Sobald Leverkusen aus dem Zentrum einen Außenverteidiger anspielt, läuft die einzige Spitze Lewandowski sofort den Passweg zurück auf den Innenverteidiger zu. Während der äußere Mittelfeldspieler den Ballführenden attackiert und Zuspiele die Außenlinie entlang blockiert, schließt Götze die Diagonale und nimmt den ballnahen Sechser des Gegners aus dem Spiel. Damit verkleinert der BVB fast lehrbuchhaft das Spielfeld in der Breite und lockt den Außenverteidiger in einen Trichter, während Sahin und Sven Bender konsequent auf die entsprechende Seite verschieben, um gegebenenfalls im Zweikampf zu doppeln.
Das Resultat: Auf links ging Castro immer wieder in die Falle und musste entweder gegen eine Dortmunder Übermacht in den Zweikampf oder sich mit unkontrollierten langen Bällen aus der Not befreien. So spielte Castro ganze 18 Fehlpässe (25 Prozent) - mit Abstand die meisten aller Feldspieler. Seine Zweikampfquote lag mit 40 Prozent ebenfalls weit unter dem Durchschnitt eines Außenverteidigers. Vor allem aber kam sein offensiver Partner Sidney Sam überhaupt nicht ins Spiel. Der in der Hinrunde so gefährliche 22-Jährige hatte im kompletten Spiel nur 31 Ballkontakte (die wenigsten aller Leverkusener) und gewann nur 4 von 11 Zweikämpfen. Auch ein Ergebnis vieler unsauberer Zuspiele, die sein Kollege unter Druck spielen musste.
Ein ähnliches Bild auf der rechten Seite von Bayer: 13 Fehlpässe von Renato Augusto und 9 von Schwaab bedeuten den zweit- bzw. drittschlechtesten Wert in dieser Statistik. Leverkusens Flügel waren weitgehend lahmgelegt und die Stürmer hingen in der Luft.
Teil 2: Stumpfer Raul, starker Kacar, übermächtiger van Bommel
Schalke 04 - Hamburger SV 0:1
Stumpfe Spitzen, starker Kacar: Gegen eines der zweikampfstärksten Teams der Liga gewann Schalke immerhin 52 Prozent der direkten Duelle, für Königsblau in dieser Saison eigentlich ein überdurchschnittlicher Wert. Gegen einen taktisch sehr disziplinierten HSV sprang trotzdem nur eine einzige echte Torgelegenheit heraus, im Spiel nach vorne hatten die Gastgeber kaum klare Aktionen. Denn die Zweikampfstärke beschränkte sich vor allem auf das defensive Zentrum. Das Hauptproblem: Huntelaar und Raul konnten sich in der Spitze nie entscheidend durchsetzen und die Bälle behaupten, bis die - am Samstag in der Grundordnung extrem tief stehenden - Mannschaftskollegen nachrücken konnten.
Raul gewann in der 75. Minute seinen ersten und einzigen Zweikampf im ganzen Spiel, weitere 16 Mal hatte er im direkten Vergleich das Nachsehen. Auch Huntelaars 4 von 13 sind selbst für einen Stürmer eine sehr schlechte Quote. Nicht zuletzt das Verdienst des Hamburger "Notnagels" in der Innenverteidigung: Kacar gewann in der ersten Hälfte 6 von 6 Zweikämpfen. In der zweiten Halbzeit steigerte sich sein Nebenmann Westermann und kam über 90 Minuten auf starke 76,5 Prozent gewonnene Duelle (13 von 17). Damit lag einer der besten Zweikämpfer der Liga sogar fast 10 Prozent über seinem eigenen Durchschnitt.
Schalkes Probleme auf Außen: "Unsere jungen Spieler haben sich verunsichern lassen und nicht mehr ins Spiel gefunden", erklärte Magath nach dem Spiel. Die Zahlen geben Schalkes Trainer Recht: Schmitz, Matip und Moritz waren nach den beiden Angreifern die schwächsten Zweikämpfer ihrer Mannschaft. Vor allem die beiden Außenverteidiger hatten einmal mehr große Probleme. Schmitz verlor satte 61 Prozent seiner Zweikämpfe. Unter anderem 6 von 9 gegen den quirligen Pitroipa - und den einen gegen Demel, der vor dem 0:1 flanken durfte. Matip verlor 8 von 15 seiner direkten Duelle - unter anderem das gegen van Nistelrooy, der Demels Flanke über die Linie drückte.
VfL Wolfsburg - Bayern München 1:1
Bayerns Übermacht auf der Sechs: Wolfsburg erarbeitete sich mit einer starken kämpferischen Leistung einen Punkt gegen die Bayern. Trotzdem zeigten sich erneut die großen Probleme im defensiven Mittelfeld, die den VfL schon die ganze Saison über begleiten. Cicero wurde zur Pause mit nur 21 Ballkontakten ausgewechselt. Für ihn kam Cigerci in die Partie - der 27 Mal den Ball berührte und nur magere 3 von 14 Zweikämpfen gewann.
Und auch Josue musste in der 69. Minute akut Gelb-Rot gefährdet raus; seine Bilanz: 23 Ballkontakte und nur 6 von 20 direkten Duellen gewonnen. Zum Vergleich: Mark van Bommel hatte bei den Bayern 18 Ballkontakte mehr als die drei Wolfsburger zusammen - und gewann alleine auch 3 Zweikämpfe mehr (18 von 25, bester Zweikämpfer der Münchner).
Comebacker im Fokus: Arjen Robben durfte nach der Verletzung von Ribery früher als gedacht wieder eingreifen. Sein Arbeitszeugnis in Zahlen: Gute 53 Ballkontakte, vier Torschüsse, eine Torschussvorlage. 24 geführte Zweikämpfe sind ebenfalls ein sehr ordentlicher Wert, nur 37,5 Prozent davon gewonnen sind allerdings ausbaufähig.
Für Wolfsburg machte Arne Friedrich sein erstes Spiel überhaupt - und zeigte gleich Topform: 15 von 18 gewonnene Zweikämpfe ergeben bärenstarke 83 Prozent, der Bestwert aller Spieler auf dem Platz. Seine Passquote von 86 Prozent wurde nur von Breno (89 Prozent) und Thomas Müller (93 Prozent) übertroffen, der im kompletten Spiel nur zwei Fehlpässe spielte.
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