Dortmund - Die Profis schwiegen, der Trainer schwärmte. Selten hat man Thomas Doll redseliger erlebt als nach dem 2:1 (1:1) von Borussia Dortmund gegen den VfL Bochum.
Noch während seine Spieler stumm den Heimweg antraten, dozierte er mit leuchtenden Augen über den Kraftakt seiner Verlegenheits-Elf.
Als die Not am größten war, entdeckte sie verloren geglaubte Tugenden und kämpfte den Gegner trotz großer spielerischer Defizite und Unterzahl nieder. "Ich hoffe, das war ein Brustlöser. Die Mannschaft hat erkannt, was man mit Herz und Leidenschaft erreichen kann", sagte Doll.
"Lucky Punch" durch Federico
Eine bessere Dramaturgie konnte sich der in die Kritik geratene Coach kaum wünschen: Nach der Gelb-Roten Karte für Christian Wörns (58.) schien es nur eine Frage der Zeit, wann die schon vorher wankende und ohne sieben verletzte Profis angetretene Borussia zu Boden geht.
Doch mit einem "Lucky Punch" bewahrte Giovanni Federico (70.) seine Mitstreiter vor dem vierten Knockout in Serie und seinen Trainer vor einem stürmischen Herbst. Verwundert rieb sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc, der zuletzt über "Weichei-Fußball" geklagt hatte, die Augen: "Das war eine enorme Willensleistung. Dabei waren die Vorzeichen unwahrscheinlich schlecht."
Watzke stützt Doll
Der glückliche Sieg beendete zwar nicht den Medienboykott der Spieler, wohl aber die Diskussion über die Arbeit von Doll. "Er hat bei uns einen sicheren Arbeitsplatz", stellte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schon in der Halbzeitpause klar.
Immerhin taugte das Spiel gegen Bochum als Nachweis für die Motivationskünste des Fußball-Lehrers. Anders als bei den leidenschaftslosen Auftritten gegen Berlin (2:3), Hamburg (0:3) und Karlsruhe (1:3) ergaben sich seine Profis nicht in ihr Schicksal.
Deshalb sah auch der Anhang großzügig über die noch immer fehlende spielerische Klasse hinweg: "Die Zuschauer wollen die Spieler in erster Linie kämpfen sehen. Dann verzeihen sie auch Fehler", kommentierte Doll die ausgelassene Partystimmung im Stadion.
Vor allem Roman Weidenfeller genoss die Jubelfeier. 16 Gegentore in nur fünf Begegnungen hatten ihm mächtig zu schaffen gemacht. Doch gegen Bochum trug er mit einer guten Leistung maßgeblich zum Sieg bei. Zur Freude seines Trainers: "Das war wieder der alte Weidenfeller. Dieses Erfolgserlebnis war sehr wichtig für ihn."
Sechs Spiele ohne Sieg
Anders als bei Doll hielt sich die Lust auf ausufernde Erklärungen bei Marcel Koller in Grenzen. Die überflüssige Niederlage schlug dem VfL-Coach mächtig aufs Gemüt. Obwohl seine Mannschaft die Partie über weite Strecken dominierte, blieb sie zum sechsten Mal in Serie ohne Sieg.
Deshalb droht ein längerer Aufenthalt im Tabellenkeller. Noch hält sich die Aufregung beim im Klassenkampf erprobten Revierclub in Grenzen. Inständig hofft Koller, dass dies auch in den kommenden Wochen so bleibt: "Wir kennen diese schwierige Situation. Wichtig ist nun, in Ruhe weiter zu arbeiten."
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