Am Sonntag startete Borussia Dortmund ins Trainingslager in Bad Ragaz. Für den neuen Trainer Thomas Tuchel die beste Gelegenheit während der kurzen Vorbereitungszeit, intensive Einheiten abzuhalten. Was steht in der Schweiz auf dem Programm? Wie geht es mit den angeschlagenen Spielern weiter? Was passiert im Sturm und zwischen den Pfosten? SPOX gibt einen Überblick über die fünf wichtigsten Fragen.
Welches Programm sehen die Tage in der Schweiz vor?
Der BVB flog am Sonntagvormittag in die Schweiz und kam um kurz nach 14 Uhr im renommierten 5-Sterne-Hotel Grand Resort in Bad Ragaz an. Zum fünften Mal in Serie gastieren die Borussen im 5000-Seelen-Dorf in der Ferienregion Heidiland.
Der Aufenthalt endet nach einer Woche am kommenden Sonntag, vier Tage vor dem ersten Pflichtspiel der Saison in der Europa-League-Qualifikation.
Die erste Trainingseinheit auf dem Sportplatz Ri-Au fand bereits drei Stunden nach der Ankunft statt, Chefcoach Thomas Tuchel will keine Zeit unnötig verstreichen lassen. Hierbei lag der Schwerpunkt wie in den bisherigen Einheiten auch auf konditionellem Arbeiten sowie diversen Passübungen auf abgestecktem Raum.
Vorgesehen sind täglich zwei Einheiten, nicht-öffentliche Laufeinheiten am frühen Morgen nicht mit eingerechnet. Die einzigen beiden Youngster, die die Profis begleiten durften, sind Ersatztorhüter Hendrik Bonmann und Rechtsverteidiger Pascal Stenzel.
Zwischen den Trainings finden um die Mittagszeit tägliche Presserunden statt. Am Montag werden Sportdirektor Michael Zorc und Chefcoach Thomas Tuchel gemeinsam auf dem Podium Platz nehmen, tags darauf spricht Neuzugang Roman Bürki zu den Medien.
Am Dienstag und Samstag wird Tuchel unter Ausschluss der Öffentlichkeit jeweils nur einmal auf den Trainingsplatz bitten, da am Abend Testspiele (beim von Markus Babbel trainierten FC Luzern sowie gegen Juventus Turin in St. Gallen) absolviert werden.
Fest steht schon jetzt: Besonders an den Tagen ohne Partie am Abend dürfte es intensiv zur Sache gehen. Tuchel hat bei seiner Vorstellung betont, dass für die durch die strapaziöse Asien-Reise sowie den frühen Einstieg in die Europa-League-Qualifikation beeinträchtigte Vorbereitung Lösungen gefunden werden müssen.
"In der Kürze der Zeit müssen wir ein Gefühl bekommen, wer zu wem gut passt", so Tuchel. In der Schweiz werden sein Trainerteam und er nun aus allen Rohren feuern.
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Wie steht es um die angeschlagenen oder verletzten Spieler?
In den Vorjahren hatte die Borussia mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen, die nun jedoch nur noch zu einem Bruchteil in die aktuelle Vorbereitung hineinreichen.
Am schlimmsten steht es um Nuri Sahin, der bereits weite Teile der letzten Saison aufgrund von hartnäckigen Kniebeschwerden und einer Sehnenansatzreizung im Adduktorenbereich verpasste. Der türkische Nationalspieler befindet sich derzeit in der Reha, trat die Reise nach Bad Ragaz aber immerhin an. Am Sonntag arbeitet er im Kraftraum am Trainingsplatz. Es ist davon auszugehen, dass Sahin den Auftakt in die Pflichtspielphase verpassen wird.
Deutliche Fortschritte macht dagegen Adrian Ramos. Der Kolumbianer stieg Anfang des Monats nach einer schweren Knöchelverletzung rund zwei Wochen früher als erwartet ins Lauftraining ein, die Teilnahme am Trainingslager ist für ihn ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Die Einheit am Sonntag konnte der Stürmer mit der Mannschaft absolvieren. Für die anstehenden Testspiele dürfte es für den 29-Jährigen aber wohl noch nicht reichen.
Auch für Kevin Großkreutz ist wieder Land in Sicht. Der Weltmeister, der am Sonntag seinen 27. Geburtstag feiert, erlitt in der vergangenen Spielzeit einen Muskelbündelriss sowie später eine Knie-Verletzung. Ende April wurde ihm dann eine Schleimhautfalte aus dem Knie operiert.
Tuchel empfahl Großkreutz einen Arzt, der die Genesung des Allrounders den entscheidenden Schritt voranbrachte. Großkreutz nimmt seit Dienstag vergangener Woche wieder am Mannschaftstraining teil, die Belastungsschwerpunkte werden speziell bei ihm aber noch genau dosiert. Gut möglich, dass er erste Einsatzminuten in den Testspielen erhält - am ehesten gegen Juventus.
Jakub Blaszczykowski dagegen arbeitet weiter individuell. Kuba, der im Vorjahr nach der Genesung von einem Kreuzbandriss noch zwei Muskelfaserrisse verdauen musste, leidet unter muskulären Problemen und sagte deshalb bereits die Tour nach Asien ab. Der Pole befindet sich aktuell im Lauftraining unter Anleitung von Athletikcoach Florian Wangler abseits des Teams.
Bliebe noch Oliver Kirch, der in Japan, Singapur und Malaysia zwar dabei war, doch mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte und den Großteil der dortigen Einheiten aussetzen musste. In Bad Ragaz tummelte er sich am Sonntag allerdings bereits wieder im Mannschaftstraining. Der 32-Jährige muss aufholen, damit ihm aufgrund des Überangebots im Mittelfeld nicht dasselbe passiert wie im Vorjahr. Damals wurde Kirch nach einer starken Vorbereitung von einem Muskelbündelriss außer Gefecht gesetzt und musste sich hinten anstellen.
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Sind noch Zu- oder Abgänge geplant?
"Dass wir jetzt noch jemanden verpflichten, ist überhaupt nicht angesagt", stellte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Freitag im Vorfeld des Testspiels gegen den VfL Bochum (1:2) klar.
Damit ist eigentlich alles gesagt, wenn auch wiederum sicher ist, dass Watzke seine Pläne in Transferfragen sowieso nie mit der Öffentlichkeit teilen würde.
Dringlicher erscheint da schon eher das Thema Abgänge. Die Kaderstärke von 27 Mann ist enorm, in der Theorie bedeutet das für neun Spieler einen Platz auf der Tribüne oder bei den Amateuren in der Regionalliga.
Allerdings deutet sich derzeit nur wenig an. Bis zur Schließung des Transferfensters ist jedoch noch rund sechs Wochen Zeit, Dortmund wird den Kader in jedem Fall reduzieren. Möglicherweise hält Zorc am Montag in der Medienrunde neue Einblicke bereit.
Am ehesten stehen bei Rückkehrer Moritz Leitner die Zeichen auf Abschied. Der Mittelfeldspieler war der einzige mitgereiste Akteur, der in Bochum nicht zum Einsatz kam. Leitner verkündete bereits, "auf keinen Fall" noch einmal ausgeliehen werden zu wollen.
Das scheint die Geschichte zu verkomplizieren, da ihn der BVB einerseits nicht verschenken möchte, die Interessenten nach Leitners dürftigen Leistungen in den letzten beiden Jahren beim VfB Stuttgart andererseits aber auch nicht Schlange stehen.
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Wie regelt der BVB die Torhüterfrage?
Im Duell der beiden Romans deutet vieles darauf hin, dass Neuzugang Bürki die meiste Spielzeit erhalten wird. Tuchel ließ sich in dieser Frage bislang noch nicht in die Karten schauen, zumal die Personalie Weidenfeller aufgrund seiner großen Verdienste um den Verein auch keine einfache ist. Weidenfeller grußlos abzusägen und ihn auf der Bank versauern zu lassen, wird nicht passieren.
Es wird daher kolportiert, dass der Weltmeister in Europa League und DFB-Pokal zum Einsatz kommen könnte, Bürki hingegen in der Bundesliga zwischen den Pfosten steht.
In Bochum war Weidenfeller aufgrund von Schulterproblemen zu Hause geblieben, stieg aber bereits am Folgetag wieder voll ins Training ein. Immerhin: Tuchel äußerte, dass die Keeper ab sofort jeweils 90 Minuten Spielpraxis erhalten werden. Am Dienstag in Luzern soll Weidenfeller an der Reihe sein.
Gegen Bochum ließ sich dagegen bereits Bürkis Spielstärke erahnen. Der Schweizer wirkt sehr ballsicher und positionierte sich hoch im Feld, seine Mitspieler suchten ihn auch häufig - dies hatte man mit Weidenfeller im Kasten zuletzt selten gesehen.
Dass der BVB mit diesem Torwartgespann in die Saison gehen wird, steht zweifelsfrei fest. Einige Vereine aus In- und Ausland liebäugelten mit einer Verpflichtung Weidenfellers, eine entscheidende Annäherung fand aber nie statt.
Das liegt auch daran, dass Tuchel wohl eine solche Konstellation mit zwei ähnlich starken Keepern bevorzugt und die Verantwortlichen nicht gewillt waren, Weidenfeller aus seinem bis 2016 datierten Vertrag zu entlassen.
"Ich sehe die Torwart-Konstellation sehr, sehr positiv, weil wir zwei hervorragende Torhüter haben", sagte Watzke. "Alle Ableitungen daraus muss der Trainer treffen. Ich hoffe aber, dass diese Zusammensetzung so bleibt, weil das eine sehr, sehr gute Konstellation ist.
Weidenfeller, der bereits in Hin- und Rückrunde der Vorsaison eine Degradierung zur Nummer zwei hinnehmen musste, sendet bislang positive Signale aus. Am Sonntag liefen Bürki und er gemeinsam Richtung Kabine und tauschten sich gut gelaunt aus.
"Roman ist seit 13 Jahren bei uns und ein Spieler mit einer sehr hohen Identifikation. Er nimmt den Wettbewerb gut an. Wir fühlen uns in dieser Konstellation sehr wohl", betonte auch Sportdirektor Michael Zorc.
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Ist die Besetzung des Sturms nicht zu dünn?
Die Sachlage ist klar: Pierre-Emerick Aubameyang ist fit und aufgrund seiner Torquote die klare Nummer eins im Angriff. Hierarchisch folgt Adrian Ramos, der allerdings noch eine ganze Weile brauchen wird, bis er wieder vollständig hergestellt ist und die nötige Wettkampfhärte erlangt hat.
Marvin Ducksch, dessen Leihe zum SC Paderborn 07 durch zwei Mittelfußbrüche jäh gestoppt wurde, laboriert noch an den Folgeerscheinungen und spielt in Tuchels Planungen offensichtlich keine Rolle.
Ob sich der 21-Jährige, dessen Vertrag bis 2018 läuft, nach seiner Rückkehr mit einem Stammplatz bei der U23 in der Regionalliga zufrieden geben wird, scheint wenig realistisch. Allzu viele Alternativen dürfte Ducksch aufgrund seiner Krankenakte, in Paderborn war er zudem für mangelnden Trainingsfleiß kritisiert worden, aller Voraussicht nach aber nicht in der Hinterhand haben.
Inwiefern Marco Reus eine Option für den Angriff darstellt, ist noch nicht endgültig absehbar. Tuchel ließ ihn - allerdings auch mangels Alternativen - bei der Asien-Tour zweimal in vorderster Front auflaufen, in Bochum fungierte er an der Seite von Aubameyang als Doppelspitze. Bei diesem Experiment, beide boten sich häufig in der Breite an und vernachlässigten das Zentrumsspiel, besteht jedoch noch reichlich Luft nach oben.
Nach dem Abgang von Ciro Immobile meinte Zorc: "Es gibt keine absolute Notwendigkeit, einen neuen Spieler zu verpflichten, aber wir haben den Markt wie immer im Blick." Ramos' Chancen sind durch den Immobile-Transfer und die Ankunft Tuchels jedenfalls rasant gestiegen, der Coach versuchte bereits zu Mainzer Zeiten vergeblich, den Kolumbianer an den Bruchweg zu holen.
Dortmund muss darauf hoffen, dass die Belegschaft in diesem Mannschaftsteil gesund bleibt. Bei derzeitigem Stand würde ein Ausfall gerade von Aubameyang nach Schließung des Transferfensters sehr schmerzhaft sein.
Andererseits: Verletzt sich niemand und steht Ramos Ende August voll im Saft, ist die Besetzung des Sturms durchaus ausreichend. Tuchel hat sich derzeit noch eine Findungsphase verordnet und probiert mehrere Herangehensweisen aus. Nicht auszuschließen, dass er im Laufe der Transferperiode noch eine Verstärkung im Angriff für sinnvoll erachtet - besonders wahrscheinlich ist dies allerdings nicht.
Denn die zahlreichen Gerüchte, Jordan Ayew vom FC Lorient, Aleksandar Mitrovic vom RSC Anderlecht oder Obbi Oulare vom FC Brügge wurden oft genannt, liefen bislang allesamt ins Leere.
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