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"Das ist eine Verarschung"

SPOXOTHER
16. Februar 200919:48
Michael Ballack beim Heimspiel an der Stamford BridgeImago
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In England ist Chelsea-Manager Peter Kenyon voll ins Fettnäpfchen getreten und Opfer eines Telefonstreichs geworden. Daneben gab es jedoch wenig zu lachen in Europa: In Frankreich sorgt ein neuer Rassismus-Vorfall für unschöne Schlagzeilen und in Italien muss ein Fan nach Ausschreitungen um sein Leben kämpfen.

Und während in Mailand Paulo Maldini seinen Derby-Ausstand feierte, gab es beim "Old Firm" nur Fußball-Magerkost. Das und noch viel mehr in den Blitzlichtern aus Europa - den aktuellsten Geschehnissen des Wochenendes, zusammengetragen von unseren Korrespondenten vor Ort.

Serie A

von Oliver Birkner

Drama bei Ausschreitungen: Dem dramatischen Spiel folgte ein tragisches Drama. Nach einem mitreißenden 3:3 zwischen Genua und Florenz - die Fiorentina lag bereits 0:3 hinten, ehe Adrian Mutu drei Tore erzielte und in der 93. Minute ausglich - attackierten rund 200 aufgebrachte Genua-Tifosi den Mannschaftsbus der Gäste vor dem Stadion. Bei der raschen Abfahrt überfuhr der Bus dabei einen 37 Jahre alten Fan, der seither um sein Leben ringt. Spieler und Fahrer hatten davon allerdings nichts bemerkt, sie wurden von der Polizei 30 Minuten später auf der Autobahn gestoppt und zur Befragung an eine Autobahnraststätte geleitet. "Nach einer Partie denkt man eigentlich, in Ruhe nach Hause zu fahren, und dann das. Ich hoffe inständig, er kommt durch", sagte ein schockierter Sebastien Frey.

Letztes Derby für den "Capitano": In einem mitreißenden Mailänder Stadtderby siegte Inter etwas glücklich 2:1 und kann sich auf dem Weg zum Titel mit neun Punkten auf den Zweiten Juve und elf auf den Dritten Milan nun eigentlich nur noch selbst schlagen. Jose Mourinho führte dennoch seine unnötige Tradition der letzten Wochen fort und beschwerte sich mal wieder über den Schiedsrichter. Ein Eigentor - denn Adrianos 1:0 hätte wegen Handspiels aberkannt werden müssen. Mourinhos eigenwillige Interpretation: "Adriano hatte die Augen zu, deshalb war das Handspiel unbeabsichtigt." Aha. Paolo Maldini beendete so sein 56. (!) und letztes Derby mit der 15. Niederlage. Immerhin gewann der "Capitano" bei 18 Remis deren 23.

Vom Derby ins Bett: Sein allererstes Derby spielte bei Inter hingegen der gerade einmal 18-jährige Davide Santon und ließ sich die Nervosität nicht die Spur anmerken. Fehlerlos und mit Persönlichkeit stand der eigentliche Rechtsverteidiger auf links seinen Mann. Auch nach dem Sieg schien er keineswegs voller Adrenalin aufgekratzt. Wie er sein erfolgreiches Derby-Debüt denn nun feiern würde? "Ich gehe jetzt sofort schlafen." Sicher mit süßen Träumen.

Der 24. Spieltag der Serie A im Überblick

Premier League

von Raphael Honigstein

Hiddink, Ancelotti, Mancini oder Staunton: Chelsea-Geschäftsführer Peter Kenyon wurde unter der Woche Opfer eines Telefonstreichs. Ein irischer Stimmenimitator gab sich als Steve Staunton, ehemaliger irischer Nationaltrainer, aus und bewarb sich offiziell um das Traineramt im Sommer. Kenyon roch den Braten lange nicht und beantwortete brav alle Fragen. Ja, er könne Staunton gerne auf die Liste der Kandidaten setzen. Ja, Staunton könne damit rechnen, "substanziell mehr" als 400.000 Pfund im Jahr zu verdienen. Ein eigener Trainingsanzug mit Initialen? Kein Problem. Ausflüge auf Roman Abramowitsch' Yacht? "Ich glaube, das ist eine Verarschung", sagte Kenyon, endlich.

Sieben Spiele, viermal keine Entscheidung: Während Chelsea sich mit Hiddink und Abramowitsch auf der Tribüne zu einem 3:1 gegen Zweitligist Watford quälte und Manchester United mit einer B-Elf locker beim ebenfalls zweitklassigen Derby County siegte, lieferten sich Everton und Aston Villa, die Überraschungsmannschaften der Liga, die einzig sehenswerte Partie des Wochenendes. Everton, das ohne den im Pokal gesperrten Brasilianer Jo im Sturm auskommen musste, rang die Gäste mit 3:1 nieder. Die Toffees wurden so zum dritten Team, das sicher ins Viertelfinale einzog. Alle anderen müssen nach Unentschieden oder Spielabsagen (Arsenal - Cardiff) nachsitzen. 

Gleichzeitig, ganz woanders... Das größte Spiel Großbritanniens fand am Sonntag in Glasgow statt. Leider wurde beim "Old Firm"-Derby zwischen Celtic und Rangers nur in winzigen Episoden Fußball gespielt. "Wie eine Schlägerei von zwei Betrunkenen in der Glasgower Innenstadt" erlebte der "Guardian" das Duell, doch in Wahrheit war bei dem 0:0 noch viel, viel weniger los. Andreas Hinkel, Celtics rechter Verteidiger, hatte das Pech, 90 Minuten lang auf dem Platz zu stehen.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Blauweißes Schlusslicht:  "Aller guten Dinge sind drei", gilt für Espanyol wohl nicht: Erst versuchte es Bartolome "Tintin" Marquez als Trainer. Nach zahlreichen Niederlagen kam mit Jose Manuel Esnal zwar ein Neuer - doch auch mit ihm blieb die Wende aus. Espanyol fiel auf den drittletzten Rang der Primera Division ab. Zwei Monate später gab dann der Argentinier Mauricio Pochettino seinen Einstand. Und jetzt ist Espanyol Tabellenletzter. In Unterzahl verloren die Katalanen das Spiel gegen Sevilla im eigenem Estadio Olimpico Lluis Companys. Trotz der 0:2-Niederlage ist Pochettino zuversichtlich: "Espanyol ist noch lange nicht gestorben. Wir haben ein gutes Team."

Weniger sind mehr: Almeria hat seine eigene Taktik, Stärke zu sammeln und auszuspielen. Der Gastgeber lag in der ersten Halbzeit bereits mit 0:2 gegen Real Valladolid zurück. Aber der bloße Rückstand reichte Almeria anscheinend noch nicht, um in die Gänge zu kommen. Erst musste Bruno die Rote Karte sehen. In Unterzahl schaffte Almeria dann den Ausgleich. Doch dem noch nicht genug: Auch Kale Uche sah kurz darauf Rot. Mit nur noch neun Spielern auf dem Platz holte sich Almeria in der 79. Minute schließlich den Sieg: 3:2 hieß der Endstand und bedeutet für Almeria den Aufstieg von Rang 15 auf zwölf.

Aufgeholt: Es war das beste Spiel der "Ära Juande". Und es wurde auch mit zahlreichen Toren gekrönt. Mit einem grandiosen 4:0 schloss Real Madrid den 23. Spieltag gegen Sporting de Gijon ab. Klaas-Jan Huntelaar debütierte mit seinem ersten Tor für die Königlichen und auch Youngster Marcelo traf. Raul versenkte den Ball gleich zweimal im gegnerischen Tor und überholte somit Real-Legende Alfredo Di Stefano in Sachen Treffer für die Königlichen.

Der 23. Spieltag der Primera Division im Überblick

Ligue 1

von Alexis Menuge

Sinnlose Trainerwechsel: Ob bei Le Havre, in Le Mans oder beim AS Saint-Etienne - die Trainerwechsel in der Liga hatten bislang überhaupt keinen Effekt. Bei den drei genannten Teams hat sich die Lage in keinster Weise verbessert. Im Gegenteil: Beim Tabellenschlusslicht Le Havre gab es nicht weniger als fünf Niederlagen in sechs Spielen, seit Frederic Hantz das Kommando kurz vor der Winterpause übernommen hat. Bei den Grünen steht man mit fünf Niederlagen in den letzten zehn Liga-Partien mitten im Abstiegskampf. Neu-Trainer Alain Perrin konnte ebenfalls keine Wende einleiten. Der neue Coach von Le Mans, Daniel Jeandupeux, hat nach drei Spieltagen sogar noch keinen einzigen Punkt geholt.

Rassismus-Vorfall in Lyon:Ein Skandal überschattete den Sieg von Spitzenreiter Lyon gegen Schlusslicht Le Havre (3:1): Bereits beim Aufwärmen beschimpfte ein Fan der Gäste mehrfach Lyon-Verteidiger John Mensah wegen seiner Hautfarbe. Der Ghanaer spielte daraufhin eine völlig unkonzentrierte erste Hälfte. Zur Pause wollte er sich auswechseln lassen. Doch OL-Trainer Claude Puel wollte davon nichts hören und schickte Mensah wieder aufs Feld. Eine Entscheidung mit nachhaltigen Folgen: Innerhalb weniger Minuten sah Mensah zweimal Gelb und musste somit vom Platz. Auf dem Weg zur Kabine riss er sich sein Trikot voller Wut vom Leib, um anschließend das Stadion noch vor dem Abpfiff zu verlassen. Trainer Puel gab im Nachhinein zu, einen Fehler begangen zu haben. Der Fan von Le Havre wurde von der Polizei verhaftet und verbrachte die Nacht in einer Zelle.

Gourcuff hat die Qual der Wahl: Ganz Frankeich stellt sich die Frage, wohin es Yoann Gourcuff nächste Saison ziehen wird. Zur Erinnerung: Das neue Juwel der Ligue 1 ist bis Ende Juni vom AC Mailand an Girondins Bordeaux ausgeliehen. Für 13,6 Millionen Euro könnte der französische Vize-Meister eine Kaufoption ziehen und sich somit langfristig die Dienste des 22-Jährigen sichern. Schwer zu glauben jedoch, dass Gourcuff selbst in Bordeaux bleiben würde, wenn das Team nicht unter die ersten Drei kommt. Zurzeit liegt Bordeaux nur auf Platz fünf. Allerdings scheint eine Rückkehr nach Italien für Gourcuff auch keine attraktive Alternative zu sein. Es ist bekannt, dass Milan-Trainer Carlo Ancelotti den Franzosen nicht sonderlich schätzt. Einen Ausweg aus der Zwickmühle könnte somit ein dritter Verein bieten: Manchester United, der FC Barcelona, Valencia und Arsenal sollen schon beim Berater des Mittelfeld-Talents vorgesprochen haben. Auch der FC Bayern hatte Gourcuff zuletzt regelmäßig beobachten lassen.

Der 24. Spieltag der Ligue 1 im Überblick

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