Becker bremst Euphorie - Gravgaard selbstkritisch

SPOX
07. Februar 200921:49
Beim KSC brachen nach dem 3:2-Sieg gegen den HSV alle DämmeGetty
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Der Karlsruher SC drehte ein schon verloren geglaubtes Spiel noch zu einem 3:2-Sieg und feierte danach als ob es kein Morgen gäbe. Die Hamburger waren dagegen tief enttäuscht.

Doppel-Torschütze Sebastian Freis wurde unter seinen Mitspielern begraben, der verletzte Kapitän Maik Franz ließ sich auch von seinen Krüken nicht beim Jubeln hindern, und Manager Rolf Dohmen tobte wie Rumpelstielzchen.

Nach dem Last-Second-Sieg von Abstiegskandidat Karlsruher SC in einem äußerst turbulenten Bundesliga-Spiel gegen Meisterschaftsanwärter Hamburger SV brachen bei den Badenern alle Dämme.

Jol: "Wir haben uns selbst geschlagen"

Dagegen verfiel der HSV im Anschluss an das 2:3 (1:0) in tiefe Depression. "Wir haben uns selbst geschlagen. Das ist blöd", meinte der tief enttäuschte Hamburger Trainer Martin Jol und brachte damit die Leistung seiner Mannschaft, die zum ersten Mal seit über zwei Jahren wieder einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt hatte und vor einer Woche nach ihrem 1:0-Sieg gegen Rekordmeister Bayern München noch euphorisch gefeiert wurde, auf den Punkt.

Geschlagen wurde der HSV, der nach den Treffern von Paolo Guerrero (7.) und Collin Benjamin (48.) schon wie der sichere Sieger aussah, vor allem vom eigenen Neuzugang Michael Gravgaard.

"Ich hoffe, ich kann ihn wieder aufrichten. Er war irgendwie bei allen drei Gegentoren dabei. Ich würde sagen: 'Willkommen in der Bundesliga'", kommentierte Jol die Vorstellung des dänischen Nationalverteidigers.

Gravgaard selbstkritisch

Gravgaard, der vor 28.316 Zuschauern durch schwaches Defensiv-Verhalten an den Toren von Freis (53./90.+2) und Giovanni Federico (53.) beteiligt war, zeigte sich immerhin selbstkritisch: "Das waren große Fehler von mir. Ich bin dafür verantwortlich, dass Karlsruhe wieder ins Spiel gekommen ist."

Doch nicht nur Gravgaard leistete seinen Beitrag zur HSV-Pleite. Auch Starstürmer Mladen Petric erwies den Hanseaten, die zuletzt dreimal in Folge gewonnen hatten, durch seinen Platzverweis (76.) einen Bärendienst.

"Er hat mich gehalten, ich hab ihn nur weggeschubst. Für so einen Schrott bekommt man dann die Rote Karte", wetterte der Kroate nach der Szene mit seinem Gegenspieler Marco Engelhardt und gab damit die Situation kurz zuvor korrekt wieder.

Petric sieht Rot

Der Platzverweis durch Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer (Herne) war in der Tat eine zu harte Entscheidung. "Das war keine Rote Karte", meinte auch Jol, den der kurz darauf folgende Feldverweis für Engelhardt wegen wiederholten Foulspiels (82.) immerhin ein wenig trösten konnte: "Das war dann gerecht."

Die Gelb-Rote Karte gegen Rückkehrer Engelhardt konnte die Freude beim KSC nicht trüben. Schließlich verwandelten die Karlsruher, die zuvor nur einen Sieg aus elf Partien geholt hatten, zum ersten Mal seit fast 14 Jahren wieder einen Zwei-Tore-Rückstand in einen Erfolg.

SPOXGetty"Wir können richtig stolz auf uns sein. Wir haben extrem viel investiert und sind dafür belohnt worden", erklärte der mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebrachte Freis, der zuletzt schon als Chancentod bezeichnet wurde, nach seinen Saisontoren Nummer sechs und sieben.

Becker zurückhaltend

Trotz der unerwarteten drei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt warnte Trainer Edmund Becker seine Schützlinge vor zu großer Euphorie: "Wir freuen uns natürlich über das Happy End. Wir sind nun aber gefordert, gegen die Teams Punkte zu holen, die mit uns auf Augenhöhe sind. Diese Spiele sind für uns eigentlich noch wichtiger."

Dohmen, der sich wenige Minuten nach der Partie wieder beruhigt hatte, sieht den KSC für den Abstiegskampf jedenfalls gut gerüstet.

"Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, deren Etat für das Begleitpersonal wahrscheinlich höher als unserer für die Fußballer ist. Gegen solch eine Mannschaft was zu holen, spricht für das Team und den Trainer."

Karlsruher SC - Hamburger SV: Alle Daten und Fakten zum Spiel