Der FC Bayern München trifft am Samstag im Bundesliga-Spitzenspiel auf Borussia Dortmund (ab 18.30 Uhr im LIVETICKER). Nicht dabei sein wird Arjen Robben: Der Niederländer ist noch immer nicht fit und wird sein persönliches Abschiedsspiel gegen Lieblingsgegner Dortmund verpassen. SPOX und Goal blicken trotzdem noch einmal zurück auf die wichtigsten Robben-Momente gegen den BVB.
Seit November 2018 stand Arjen Robben für die Bayern nicht mehr auf dem Platz. Die Muskelprobleme und diversen Wehwehchen, die ihn in einem Jahrzehnt an der Isar immer wieder plagten, haben in den vergangenen Monaten überhand genommen. Immer wieder ereilten ihn in seiner Reha Rückschläge.
Beim Champions-League-Aus der Bayern gegen den FC Liverpool war er zum Zuschauen verdammt, doch zumindest gegen seinen Lieblingsgegner Dortmund sollte es reichen. Auch das bleibt ihm verwehrt. Im Sommer wird Robben den Klub verlassen. Seine Ziele sind kleiner geworden: "Es sind meine letzten zwei Monate in diesem Verein, in dem ich zehn Jahre war. Ich will nochmal spielen, nochmal das Trikot anziehen. Das ist für mich das Allerwichtigste", sagte er im März.
22 Mal hat er gegen den BVB gespielt, so oft wie gegen keinen anderen Klub. Elf Tore waren es insgesamt, mehr hat er gegen keinen anderen Verein geschafft. Dabei gehörte der Erzrivale aus dem Ruhrpott zu Beginn nicht wirklich zu seinen Favoriten. Ein Rückblick auf die wichtigsten Spiele gegen Dortmund in Robbens Karriere.
Robben gegen den BVB: Als Neven Subotic ihm ins Gesicht schrie
30. Spieltag, 11. April 2012: Borussia Dortmund - Bayern München 1:0
Mit drei Punkten Vorsprung auf die Bayern ging der BVB ins Heimspiel an diesem Mittwochabend der englischen Woche. Um den Schwarz-Gelben nicht die zweite Meisterschaft in Folge zu überlassen, mussten die Gäste also gewinnen. Oder zumindest nicht verlieren.
Danach sah es jedoch aus, als Robert Lewandowski, damals noch im BVB-Trikot unterwegs, per Hacke entscheidend zum 1:0 abfälschte. Im Hechtsprung hob Manuel Neuer bereits den Reklamierarm, doch Abseits war es nicht - Robben hatte es aufgehoben.
Beim Niederländer lief an diesem Tag nicht viel zusammen, er dribbelte sich fest und lief auf der anderen Seite Sebastian Kehl hinterher. Mit seinem berühmten Elfer, den er selbst herausholte, hätte er sich rehabilitieren können. Er lief an - und schob den Ball kläglich genau in die Arme Roman Weidenfellers. Der vielleicht schwächste Strafstoß seiner Karriere.
Die Szenen danach sind legendär: Das Stadion explodiert, Robben schlägt die Arme sechs Meter vor dem Tor fassungslos über dem Kopf zusammen. Neven Subotic stürmt auf ihn zu, geifert förmlich in die ausdruckslose Mimik, in die leeren Augen des Niederländers. "Ich habe keinen Bock auf Schwalben, so etwas in der Art", habe er gesagt, erklärt Subotic später. Wohl eher nicht ganz so jugendfrei.
Robben bringt es in der Nachspielzeit auch noch fertig, aus wenigen Metern über das Tor zu schießen, und spricht im Anschluss von einer "peinlichen" Leistung. Dortmund ist Meister. Der Kaiser fabuliert, dass der Gefoulte nicht selbst schießen solle, sei wohl "nicht bis nach Holland vorgedrungen."
Zitat Arjen Robben: "Das ist mein großer Freund Subotic, der nach dem verschossenen Elfmeter kurz vorbeikommt. Ich kann natürlich auch reagieren, aber ich glaube, so war es richtig." (Robben im Dezember 2018, als er auf einem Fan-Treffen mit einem Foto des Spiels konfrontiert wird.)
Robben gegen den BVB: Als Dortmund die Bayern vernichtete
Pokalfinale, 12. Mai 2012: Borussia Dortmund - Bayern München 5:2
Dortmund ist deutscher Meister, aber den Bayern bleibt noch das Pokalfinale und, eine Woche später, das Finale dahoam. Zuerst Rache an Dortmund, dann der große Traum? Nein, es ist eine Albtraumwoche für den FCB: Während man das Endspiel der Königsklasse später dominieren und dennoch verlieren wird, kassiert man vom BVB im Berliner Olympiastadion gleich fünf Stück. Vier Tore davon gehen auf das Konto späterer Bayern (einmal Hummels, dreimal Lewandowski).
Und Robben? Der kündigt vor der Partie an, im Falle des Falles wieder zum Elfmeterpunkt zu schreiten, Subotic hin oder her. Tatsächlich wird Gomez beim Stand von 1:0 für den BVB von Weidenfeller im Strafraum abgeräumt. Robben legt sich den Ball zurecht, läuft an und zielt wieder in die rechte Ecke. Tor. Weidenfeller muss wenig später übrigens raus, bei einem früheren Zusammenprall mit Robben hat er sich verletzt.
Bis zu diesem Zeitpunkt, man schreibt die 24. Minute, ist Bayern übrigens mindestens gleichwertig. Nach dem Abpfiff nicht mehr, auch wenn Lahm davon spricht, die bessere Mannschaft gewesen zu sein. Robben ärgert sich über eine "peinliche" Leistung. Es wird seine höchste Niederlage gegen den BVB bleiben.
Zitat Arjen Robben: "Dortmund hat das einfach auch klasse gemacht. Dazu muss man gratulieren und das muss man akzeptieren."
Robben gegen den BVB: Als selbst Klopp nur staunen konnte
Pokal-Viertelfinale, 27. Februar 2013: Bayern München - Borussia Dortmund 1:0
"Tor 2. Arjen Robben, FC Bayern München." So nüchtern wird Robbens Siegtreffer gegen Dortmund bei der Wahl zum Tor des Jahres 2013 angekündigt, natürlich untermalt von der ganz speziellen Sportschau-Musik. Tor des Jahres wird am Ende eine Co-Produktion von Julian Draxler und Raul.
Trotzdem ist es definitiv einer der schönsten Robben-Treffer im Bayern-Dress: Ballgewinn Lahm, der Ball spritzt zum Niederländer, halbrechts, rund 20 Meter vor dem Tor. Er stoppt ihn mit links und steht dabei fast mit dem Rücken zum Tor, dreht sich aber blitzschnell und nimmt Maß: Mit seinem zweiten Ballkontakt zirkelt er den Ball wunderschön in den Winkel, Weidenfeller streckt sich vergebens.
Und während Robben mit seinen Teamkollegen jubelt, fangen die Kameras BVB-Trainer Jürgen Klopp ein. Der nickt anerkennend.
Es ist ein Tor, dass er in seinen Jahren bei den Bayern so oft erzielt hat - nur dass es diesmal einen Pass brauchte und keinen Robben-Move, das Dribbling von der rechten Seite in die Feldmitte, natürlich ausschließlich mit dem linken Fuß.
Und es ist ein persönlicher Befreiungsschlag für den Dribbler nach so vielen Pleiten gegen den BVB. Zwar haben die Bayern den Supercup zu Saisonbeginn knapp gewonnen und sind in der Liga enteilt, doch in den wirklich wichtigen Spielen hat man schon drei Jahre nicht mehr gegen Dortmund gewonnen. "Es war wichtig, dass wir den BVB jetzt endlich mal geschlagen haben", jubelt Präsident Hoeneß.
Für Robben, der nach Schlusspfiff erleichtert mit den Fäusten auf den Rasen trommelt, ist es der Beginn einer Serie, die ihn zum Dortmunder Schreckgespenst werden lässt. In sieben Duellen hat er zuvor zweimal gegen den BVB getroffen. In den nächsten sieben Spielen trifft er gleich siebenmal.
Zitat Arjen Robben: "Nicht nur für mich, für die ganze Mannschaft war es ein wichtiger Treffer."
Robben gegen den BVB: Als es der Arjen in Wembley machte
Champions-League-Finale, 25. Mai 2013: Borussia Dortmund - Bayern München 1:2
Sechs Jahre ist es erst her, da konnten die beiden deutschen Aushängeschilder nicht nur mithalten im europäischen Vergleich. Nein, sie spielten die Krone des Vereinsfußballs sogar untereinander aus. Ewigkeiten scheint das schon her.
Doch die Wembley-Nacht des Arjen Robben, sie ist präsent geblieben, nicht nur aufgrund der Träume des Bayern-Anhangs. So tief er zuvor gefallen war, mit vergebenen Elfmetern, verlorenen WM-Finals, einem Aleinikow-Image und Pfiffen gegen sich, gar mit einem Bankplatz, so hoch schwebte er an diesem Abend.
Dass Robben nicht nur das späte Siegtor erzielte, sondern auch das 1:0 vorbereitet hatte, bleibt gern auf der Strecke, wenn man auf das Spiel zurückblickt. Oder die Tatsache, dass er zuvor durchaus die eine oder andere Chance hatte liegen lassen. Wen interessiert's, wenn man sich in der 89. Minute unsterblich macht?
"Mein erster Gedanke war, an Weidenfeller vorbeizugehen", schildert Robben später. "Aber er hat die Bewegung nach rechts mitgemacht und ich habe gegen seine Laufrichtung geschossen. Nicht fest, aber ich glaube das macht es umso schöner, dass er ganz langsam reinrollt." Endlich der erste internationale Titel, endlich ist er seinen Loser-Stempel los.
Wer wissen will, was Robben dieses eine Tor bedeutet, der muss ihm beim Jubel nur ins Gesicht schauen. Da ist vor allem ungläubiges Staunen und Stammeln zu sehen. Ekstase, klar, pure Freude - aber auch ein "Ist das wirklich wahr? Habe ich es ENDLICH geschafft?" "Gott, mein Gott, oh Gott", will eine Lippenleserin für die Bild entziffert haben. Dabei ist Robben eigentlich Atheist ...
Zitat Arjen Robben: "Ich weiß nicht mehr, was ich gerufen habe. Das waren pure Emotionen, da denkst du nicht mehr."
Robben gegen den BVB: Als er sein letztes Tor erzielte
11. Spieltag, 4. November 2017: Borussia Dortmund - Bayern München 1:3
Sein allerletztes Spiel gegen den BVB hat Robben vor fast genau einem Jahr absolviert. Am 31. März 2018 nahmen die Bayern Dortmund in der Allianz Arena mit 6:0 auseinander. Unglaublich: Robben machte weder ein Tor, noch bereitete er einen Treffer vor, dabei spielte er die vollen 90 Minuten durch.
Gehen wir also noch ein paar Monate zurück. Weil es als Abschied einfach so passend ist. In der Hinrunde gewinnt Bayern auswärts in Dortmund. Das 1:0 erzielt - natürlich - der fliegende Holländer. Natürlich mit einem Schlenzer mit links hoch ins lange Eck per Direktabnahme, fast aus dem Stand, natürlich unhaltbar.
Es war ein Statement der Bayern im Meisterkampf, es war ein Statement von Kapitän Robben, der eine starke Leistung ablieferte und von SPOX zum Star des Spiels gewählt wurde. 1:0 selbst gemacht, 2:0 eingeleitet, wie immer mit vollem Einsatz voran.
Von nun an müssen gegen Borussia Dortmund andere liefern. Vielleicht Robert Lewandowski, der an diesem Tag per Hacke traf - wie einige Jahre zuvor noch für den BVB und gegen die Bayern. Vielleicht James Rodriguez, der den Assist zu Robbens Treffer gab.
Unterm Strich bleiben 20 Spiele im Bayern-Dress gegen Dortmund (zwei für die PSV Eindhoven in der Champions League). Elf Siege, ein torloses Unentschieden, acht Niederlagen. Elf Tore, viele wunderschön, eines legendär. In München verehrt, in Dortmund zuerst gehasst, dann widerwillig respektiert. Vielleicht das größte Kompliment, das es geben kann.
Zitat über Arjen Robben: "Arjen ist ein Weltklasse Spieler, er ist ein Vorbild aufgrund seiner Professionalität. Er lebt den Fußball pur, deswegen ist er so erfolgreich." (Bayern-Trainer Jupp Heynckes nach dem Spiel)
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