Den Auftakt zu den norddeutschen Festspielen zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen macht das Halbfinalspiel im DFB-Pokal (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und im Internet TV). Binnen 19 Tagen treffen die beiden Erzrivalen gleich viermal aufeinander.
Rund um das traditionsreiche Nordderby beleuchtet SPOX die wichtigsten Anekdoten, Daten und Fakten und hat die letzten News, alle Infos, Sprüche und Zahlen von A bis Z.
A wie Alkohol: Aus Sicherheitsgründen dachten die Verantwortlichen darüber nach, nur alkoholfreies Bier im Stadion auszuschenken. Dann die Entwarnung: Auch am Mittwoch gießt sich jeder Fan im Stadion knapp 30 Gramm Alkohol pro Bierbecher ins Gehirn.
B wie Beiersdorfer, Dietmar: Der heutige HSV-Manager ist selbst ein Stück Derby- und Pokal-Geschichte. Der 45-Jährige spielte in seiner aktiven Zeit für beide Vereine: 174 Mal für Hamburg, 64 Mal für Werder. Mit beiden Vereinen holte er den Pokal (1987 mit dem HSV / 1994 mit Werder). Und in beiden Finals traf Beiersdorfer.
C wie Collin Benjamin: Hamburgs Defensiv-Allrounder erklärt die Bedeutung der Partie: "Vor diesem Spiel sprechen mich sogar meine Nachbarn an. Und die habe ich zuvor seit Jahren nicht mehr gesehen ..."
D wie Dino: Die zwei dienstältesten Vereine der Liga treffen aufeinander, der "Dino" als Vereinsmaskottchen aber gebührt dem HSV: Hamburg ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Bundesliga, das noch nie abgestiegen ist. Als einzige Mannschaft ist der HSV damit seit 46 Jahren erstklassig. Bremen, ebenfalls Gründungsmitglied, verbrachte 1980/81 eine Saison in der 2. Liga. 45 Jahre Bundesliga bedeuten aber immerhin Platz zwei vor Bayern und Stuttgart mit jeweils 44 Jahren. Getty
E wie Ewige Tabelle: 43 Jahre lang lag der HSV in der ewigen Tabelle der Bundesliga vor Werder. Dann kam der 5. November 2006: Hamburg verlor in Wolfsburg und Bremen zog mit einem Unentschieden gegen Cottbus vorbei. Aktuell liegt Werder hinter Bayern auf Platz zwei mit 2377 Punkten. Nur vier Zähler dahinter liegt Hamburg auf Rang 3.
F wie Finale: Fünf Jahre ist es her, dass Werder zuletzt in Berlin um die Trophäe spielte. Und das erfolgreich: 2004 siegte Bremen mit 3:2 gegen Alemannia Aachen und schaffte als fünfter deutscher Verein das Double. Einziger heute noch aktiver Zeitzeuge: Frank Baumann. Gar 22 Jahre muss der HSV in der Chronik zurückblättern. Der 3:1-Sieg gegen die Stuttgarter Kickers bedeutete gleichzeitig den letzten Titel für die Rothosen.
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G wie Gegentore nach Standards: Klarer Vorteil HSV: Während die Jol-Truppe in dieser Saison in der Bundesliga noch kein Tor nach einem Eckball kassierte, schlug es bei Wiese schon sechs Mal ein. Klarer Verbesserungsbedarf bei Mertesacker, Naldo und Co.
H wie Hingst, Ariane: Trommelwirbel, Tusch! Applaus für die Frau, der wir den Pokal-Knüller überhaupt zu verdanken haben. Die 29-jährige Nationalspielerin (158 Länderspiele) vom 1. FFC Frankfurt war die Losfee der Halbfinal-Paarungen.
I wie Idol: Uwe Seeler und Max Lorenz sind die Idole des HSV und von Werder Bremen. Auf dem Rasen lieferten sich beide Fußball-Urgesteine umkämpfte Derbys, in der Nationalmannschaft spielten sie Seite an Seite - und privat sind sie bis heute befreundet. Die Freundschaft muss während der nächsten 19 Tage allerdings ruhen: "Der HSV muss ja nicht gleich alle vier Spiele gewinnen, im UEFA-Pokal ist zum Beispiel ja auch ein bisschen Taktieren angesagt", meint Seeler. "Aber ich glaube, dass Hamburg zumindest im DFB-Pokal die Nase vorne haben wird, weil die Mannschaft zuletzt beständiger und geschlossener gespielt hat als Werder." Werder-Ikone Lorenz kontert: "Ich habe nichts gegen den HSV, gönne ihm auch einen Titel in dieser Saison. Aber ich bin überzeugt, dass sich Werder erst einmal im Pokal durchsetzen wird."
J wie Jakobs, Ditmar: 1987 gehörte der Ex-Nationalspieler zum HSV-Team, das mit dem DFB-Pokal den bislang letzten Titel für die Hamburger gewann. Zwei Jahre danach endete seine Karriere abrupt: Im September 1989 bohrte sich ein defekter Karabinerhaken des Tornetzes in seinen Rücken und durchtrennte Nervenbahnen - das Aus für Jakobs. Der damalige Gegner des HSV: Werder Bremen.
K wie Konfrontationskurs: Tim Wiese goss gleich vor der Partie ordentlich Öl ins Feuer. "Der HSV hat mehr Schiss vor uns als wir vor denen. Wenn wir denen im ersten Spiel gleich auf den Sack geben, wackeln die." Die Antwort kam prompt von Mladen Petric: "Es gibt immer Leute, die das Maul aufreißen." Und jetzt geht's raus und spielt's Fußball...
L wie Lotto King Karl: Stadionsprecher beim HSV, Frontmann der "Barmbek Dreamboys" und absoluter Liebling der HSV-Fans: Der als Gerrit Heesemann geborene Hamburger Jung erreichte mit der Hymne an seine Heimstadt "Hamburg, meine Perle" Kultstatus. Und auch dem Erzrivalen aus Bremen widmete Lotto King Karl ein Teil einer Strophe:
Wenn du aus Bremen kommst,
gibt's für dich hier nix zu holen.
Wenn du aus Rostock kommst,
bleibst am besten gleich zu Haus.
Wenn du aus Cottbus kommst,
kommst du eigentlich aus Polen.
Wenn du aus München kommst,
ziehen wir dir die Lederhosen aus.
Hamburg, meine Perle! Live. Im Stadion. Gänsehaut!
M wie Meisterschaft: Vergesst den UEFA-Cup! DFB-Pokal? Egal! Das einzige was zählt, ist die deutsche Meisterschaft! So könnte man überspitzt formuliert die Aussagen der Hamburger in den letzten Tagen deuten. Die Schale ist dem Triple-Kandidaten am liebsten: "Ziel ist immer noch die Liga, das andere sind Träume, Bonus und Ehre", gibt Coach Jol zu. Petric schlägt in dieselbe Kerbe: "Um die Meisterschaft kämpfen wir die ganze Saison."
N wie Nordderby: Ein kleiner Happen für Statistikfans: Von insgesamt 96 Aufeinandertreffen entschied der HSV 30 für sich, 32 Mal trennten sich die Teams unentschieden, bedeutet 34 Siege für Bremen. Das Torverhältnis ist nahezu ausgeglichen: 146:145 für Werder. Die Elf von der Weser hat auch im DFB-Pokal-Vergleich die Nase knapp vorne. In vier von sechs Duellen ging Grün-Weiß als Sieger vom Rasen. HSV gegen Werder: Die Bilanz
O wie Olic, Ivica: Der Kroate stand in den letzten Spielen im Fokus wie kein anderer Spieler: Im vergangenen Jahr musste er den brutalen Kung-Fu-Tritt von Wiese einstecken, in der Hinrunde traf Olic per Traumtor zum 2:1-Endstand. Der Ball schlug so genau unterm Lattenkreuz ein, dass Wiese nicht den Hauch einer Abwehrchance hatte. Mal sehen, welche Kabinettstückchen Olic im DFB-Pokal aus dem Hut zaubert.
P wie Pokal: Der aktuelle Wettbewerb. Auch wenn Martin Jol für den DFB-Pokalsieg den UEFA-Cup sausen lassen würde, ist der Pokal für Bremen einen Tick wichtiger. Der HSV hat das internationale Geschäft in der Liga schon fast gebucht. Für Bremen ist der Weg über Berlin der einfachste nach Europa.
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Q wie Qual der Wahl für Jol: Dem Niederländer fehlen im Duell der Nordlichter nur die Langzeitverletzten Thimothee Atouba, Romeo Castelen und Bastian Reinhardt. Ein seltenes Glücksgefühl für Jol: "Es ist das erste Mal, dass ich alle einsetzen kann." Sein Gegenüber Schaaf muss neben Aaron Hunt (Verletzung des Syndesmosebandes) und Daniel Jensen (Achillessehnen-OP) auch kurzfristig auf Petri Pasanen verzichten. Der Finne hat Beschwerden am Zeh.
R wie Raute: Das Wappen beider Vereine und das Spielsystem von Werder. Vor vier Jahren stichelten die Bremen-Fans in einer Choreografie mit einer zerbröselten HSV-Raute. Dem gegenüber stellten sie eine Werder-Raute mit Meisterschale und den Bremer Wahrzeichen Stadtmusikanten, Dom und Windmühle sowie den Satz: "Das ist eine Raute."
S wie Speed: Geschwindigkeit ist im Fußball wichtig, Sprints entscheiden über Sieg und Niederlage. Das hat jetzt auch der HSV erkannt und bestellte eigens Leslie Robinson an die Elbe, die sich selbst als Speed-Trainerin bezeichnet. Ihr Ziel: eine Steigerung der Geschwindigkeit durch die korrekte Lauftechnik. Kitzelt die US-Amerikanerin den HSV-Stars so die letzten Kraftreserven vor den entscheidenden Wochen heraus?
T wie Torschützen: Im Nordderby treffen wahre Tormaschinen aufeinander. Rechnet man alle Wettbewerbe in dieser Saison mit ein, so ergibt sich folgende Liste der Besten: HSV: Petric 20 Tore, Olic 19, Guerrero 13. Werder: Pizarro 26 Tore, Diego 18, Rosenberg 13. Glaubt man der Statistik, sind Tore garantiert. Wenn Werder und der HSV im Pokal aufeinander trafen, fielen im Schnitt satte 4,6 Buden pro Spiel!
U wie UEFA-Cup: Beschert dem hohen Norden vier Derbys in 19 Tagen. Für beide gleich wichtig, weil sich ein europäischer Titel auf dem Briefkopf immer gut liest.
V wie Vorsorge: Trauriger Höhepunkt der Rivalität zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen: Am 16. Oktober 1982 kommt Werder-Fan Adrian Maleika um. Im Volkspark-Gelände wird der 16-Jährige von rechtsradikal orientierten Mitgliedern der "Löwen" und Skinheads des HSV angegriffen und stirbt an seinen Kopfverletzungen. Wegen der zu erwartenden Fanausschreitungen wurde das Polizeiaufgebot im Umfeld enorm verstärkt.
W wie Wette: Die beiden Brasilianer Naldo und Alex Silva verbindet ein mehr als freundschaftliches Verhältnis. "Naldo ist wie ein Bruder für mich." Direkt nach der Pokalauslosung haben die beiden gewettet. Der Verlierer des Pokalspiels muss im Sommer in Brasilien eine Grill-Party schmeißen.
X wie X-Faktor: Kommt es zum Elfmeterschießen, dann wird der Torhüter entweder zum gefeierten Matchwinner oder zum tragischen Held. Seit der Saison 2006/07 sahen sich Frank Rost und Tim Wiese jeweils zehn Elfmetern ausgesetzt. Rosts Bilanz: 4 gehalten, macht 40 Prozent. Wiese kommt auf 20 Prozent (2 von 10). Die bevorzugte Ecke des HSV-Keepers ist die von ihm aus gesehen linke. Tim Wiese parierte die Elfmeter jeweils im rechten Eck.
Y wie Yin und Yang: Das Prinzip Sonne und das Prinzip Schatten - die älteste Idee der chinesischen Philosophie der Gegensätze. Sie entstehen aus einem Ursprung und bringen dann ihrerseits die enorme Vielfalt der Erscheinungen hervor. Das Yin und Yang des HSV sind Beiersdorfer und Hoffmann. Der Manager kommt als Ex-Profi menschlich integer daher, trägt den Beinamen "Dukaten-Didi", weil er mit den Verkäufen von van Buyten, Boulahrouz, van der Vaart, Kompany und de Jong fast 50 Millionen Gewinn gemacht hat. Der Vorstandsvorsitzende wirkt oft bieder, sein Geschäft ist die Wirtschaft. Erst kürzlich musste er sich dem Machtkampf mit den eigenen Mitgliedern stellen. Ihre Ansicht zu Neuzugängen differiert nur allzu oft - und doch kommen Yin und Yang gemeinsam ihrem Ziel, den HSV unter den Top 20 in Europa zu etablieren, immer näher.
Z wie Zeigler, Arnd: Das Bremer Pendant zu Lotto King Karl. Hat in seiner TV-Sendung schon mit Olli Dittrich alias Dittsche über das Nordderby diskutiert. Themen des Gesprächs: Torhamster, Bananenflanken, Kokosnuss-Einwürfe und Vierer-Apfel-Ketten.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Hamburg: Rost - Benjamin, Mathijsen, Gravgaard, Jansen - Aogo, Jarolim - Pitroipa, Trochowski - Olic, Petric
Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Naldo, Boenisch - Baumann - Frings, Özil - Diego - Pizarro, Almeida
Hugo Almeida im SPOX-Interview: "Werder verteilt keine Geschenke"