Der "frisierte" John Terry lässt England jubeln, Bondscoach Bert van Marwijk schließt ein Scheitern der Niederlande aus, und auch Europameister Spanien sieht sich schon am Ziel aller Träume.
Während die drei Favoriten mit makellosen Bilanzen auf ihrem Weg zur WM 2010 in Südafrika kaum noch zu stoppen sind, tun sich andere Nationen in der Europa-Qualifikation wesentlich schwerer.
So sagte Frankreich erneut "Merci Ribery", und Deutschlands schärfster Gruppenrivale Russland schrammte bei Fußball-Zwerg Liechtenstein nur knapp an einer Blamage vorbei.
"Liechtenstein so stark wie Deutschland"
"Wir sind froh, dass wir hier nicht gestrauchelt sind", sagte Sbornaja-Coach Guus Hiddink nach dem 1:0-Zittersieg beim 151. der FIFA-Weltrangliste sichtlich erleichtert.
Liechtenstein habe "rund 40 Minuten so stark wie die Deutschen gespielt", meinte der Niederländer gar, hielt jedoch auch nicht mit Kritik an seinem Team zurück: "Wir haben nicht gut gespielt, vor allem in der Offensive. Wir waren weit weg von der Bestform."
Dennoch können die Russen, die bei einem Spiel weniger vier Punkte Rückstand auf die DFB-Auswahl (16 Zähler) haben, aus eigener Kraft auf den WM-Zug aufspringen.
Das kann auch Frankreich - vor allem dank Franck Ribery. Spätestens nach seinem zweiten 1:0-Siegtreffer innerhalb von fünf Tagen gegen Litauen liegt dem Bayern-Star ganz Frankreich zu Füßen. "Er spielt eine außerordentliche Saison, in der ihm alles gelingt", schwärmte Kapitän Thierry Henry.
Ribery macht den Unterschied aus
Ribery hat mit seinen Treffern gegen Litauen die Equipe Tricolore (10) nicht nur wieder auf Schlagdistanz zu Serbien (12) gebracht, sondern tritt so langsam auch aus dem Schatten des großen Zinedine Zidane. "Du brauchst in jeder Generation Spieler, die den Unterschied ausmachen", sagte Trainer Raymond Domenech.
Der umjubelte Mittelfeldspieler wollte seinen Wert nicht zu hoch hängen: "Wir müssen eine große Mannschaft werden und anderen wieder Furcht einflößen." Auch in England wurde ein Matchwinner mit Lobeshymnen überhäuft.
Kapitän Terry avancierte dank seines 2:1-Siegtreffers gegen die Ukraine zum Mann des Tages - vielleicht auch dank der neuen Frisur, die ihm Teamkollege Wayne Rooney vor dem Spiel verpasst hatte. Eine Anspielung darauf war der originelle Torjubel in der 85. Minute: Rooney setzte mit zwei Fingern zum Haarschnitt beim Verteidiger an.
Rooney als Friseur
"Meine Haare mussten geschnitten werden, aber wir durften das Hotel nicht verlassen. Daher habe ich Wayne gefragt. Er wollte zehn Pfund dafür", erklärte Terry. Nach der verpassten EM-Qualifikation haben die Three Lions wieder gut lachen. Die maximale Ausbeute von 15 Punkten unter Trainer Fabio Capello bedeutet die klare Tabellenführung in der Gruppe 6 vor Kroatien (10).
Auch in Gruppe 5 scheint der Sieg bereits vergeben. Zwar kann Spanien (18) selbst nach dem hart erkämpften 2:1 in der Türkei (8) theoretisch von Bosnien (12) noch abgefangen werden, doch daran denkt im Land des Europameisters niemand.
"Weltmeisterlich! Und ab zur WM", schrieb die Sportzeitung "Marca". Konkurrenzblatt "AS" meinte angesichts der unglaublichen Serie von 31 ungeschlagenen Länderspielen und 41 WM-Qualifikationspartien: "Das Gewinnen ist zur Gewohnheit geworden."
Auch die Niederlande können praktisch ihr WM-Ticket buchen. Nach dem ungefährdeten 4:0 gegen Mazedonien und dem fünften Sieg im fünften Spiel der Gruppe 9 sagte Bondscoach van Marwijk: "Wir sind so gut wie qualifiziert." Im Verfolger-Duell behielt Schottland (7) gegen Island (4) mit 2:1 die Oberhand und wahrte die Chance auf Platz zwei.
Italiener sauer auf Stark
Eine Vorentscheidung verpasst hat dagegen Weltmeister Italien (14) durch das 1:1 in Bari gegen Verfolger Irland (12) mit Italiens Ex-Nationalcoach Giovanni Trapattoni. Die Wut der Squadra Azzurra richtete sich gegen den deutschen Schiedsrichter Wolfgang Stark, der Gianpaolo Pazzini bereits in der 3. Minute nach einem Ellbogenschlag gegen John O'Shea die Rote Karte gezeigt und damit für den "schnellsten" Platzverweis in der Länderspielgeschichte Italiens gesorgt hatte.
"Wir beschweren uns immer über die italienischen Schiedsrichter, doch jeder hat gesehen, was Stark angestellt hat. Er hat uns gezwungen, 90 Minuten lang mit zehn Mann zu spielen", sagte Weltmeister-Trainer Marcello Lippi: "Wir sind verbittert, weil wir ungerecht behandelt worden sind."
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich weiterhin die deutschen Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld und Otto Rehhagel in der Gruppe 2. Die von König Otto trainierten Griechen haben nach dem mühsamen 2: 1 gegen Israel ebenso 13 Punkte auf dem Konto wie die Hitzfeld-Truppe aus der Schweiz (2:0 gegen Moldawien).
In der Gruppe 1 haben Dänemark (3:0 gegen Albanien) und Ungarn (3:0 gegen Malta) mit jeweils 13 Punkten Aussichten auf die WM-Teilnahme. Für das Top-Ergebnis des Tages sorgte allerdings Polen, das ein 10:0 gegen San Marino feierte.
Vier Tore erzielte der ehemalige Dortmunder Bundesliga-Stürmer Ebi Smolarek. Polen liegt in der Gruppe 3 aber weiterhin drei Zähler hinter Nordirland (13), das 1:0 gegen Slowenien gewann.
Die Europa-Qualifikation im Überblick
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren



