Die Aussagen von Christoph Daum klangen bereits nach Abschied. "Ich bin überzeugt davon, dass Jos Luhukay seinen Weg gehen und wieder Erfolg haben wird", sagte der Trainer des 1. FC Köln über seinen Gladbacher Kollegen.
Der nahm die warmen Worte dankbar auf, doch seine Zeit im Borussia-Park werden die Komplimente Daums wohl auch nicht mehr verlängern. Alle Anzeichen deuten nach der 1:2 (1:1)-Niederlage der Borussia im rheinischen Derby gegen Köln darauf hin, das Luhukay in den kommenden Tagen seine Papiere beim fünfmaligen deutschen Meister erhalten wird.
Zwar wollten Sportdirektor Christian Ziege und Präsident Rolf Königs die Trennung noch nicht vollziehen, doch der sichtlich mitgenommene Ziege kündigte eine "baldige" Entscheidung an. Auch am Morgen nach der Niederlage gegen den 1. FC Köln hat es noch keine Entscheidung gegeben.
Wie direkt nach dem Spiel saßen die Gremien und Verantwortlichen um Sportdirektor Christian Ziege auch am Sonntag zusammen, um die Situation zu analysieren. "Es gibt im Moment aber nichts zu sagen", erklärte Gladbachs Pressesprecher Markus Aretz. Als Nachfolgekandidaten werden bereits Ex-Coach Hans Meyer sowie Sven Demandt gehandelt, der momentan U-19-Trainer bei der Borussia ist.
"Aufgeben kenne ich nicht"
Ziege fällt es verständlicherweise schwer, den Niederländer zu entlassen, schließlich galten beide vor Wochen noch als das Erfolgsduo vom Niederrhein. Doch nach vier Niederlagen in Serie, dem blamablen Pokal-Aus in Cottbus und dem Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz hätte nur ein Derbysieg die Wende bringen können.
"Wir als Spieler und Trainer wollten dieses Spiel als Team unbedingt gewinnen. Das ist uns leider nicht gelungen", sagte Luhukay nach der sechsten Saisonpleite im siebten Spiel enttäuscht.
Der 45-Jährige gab sich nach dem verpassten Befreiungsschlag weiter kämpferisch ("Das Wort Aufgeben kenne ich nicht."), doch weiß er nur zu gut, "dass nicht ich es bin, der darüber entscheidet, ob ich hier Trainer bleibe. Vor dem Spiel gab es vom Verein kein Ultimatum, dass ich es unbedingt hätte gewinnen müssen. Ich will meinen Job weiter machen. "
Rückendeckung vom Team
Das müssen Ziege und Königs übernehmen und alles spricht dafür, dass die Verantwortungsträger die erste Trainer-Entlassung der Saison vollziehen werden.
Beide konnten sich nach der neuerlichen Pleite nicht zu einem klaren Bekenntnis zu Luhukay durchringen, obwohl dieser bei den Akteuren noch Rückendeckung zu genießen scheint. "Ich und die Mannschaft stehen ganz klar zum Trainer", sagte Nationalspieler Marko Marin.
Torwart Christofer Heimeroth fügte hinzu: "Wir arbeiten genauso gut zusammen, wie in der vergangenen Saison. Nur haben wir leider keinen Erfolg." Oliver Neuville schlug in die selbe Kerbe: "Wir stehen natürlich hinter dem Trainer. Wir haben heute alles gegeben."
Schlimmer Patzer von Heimeroth
Dieser blieb auch gegen die nun zweimal in Serie siegreichen Kölner aus, die erstmals seit 16 Jahren wieder beim Erzrivalen gewinnen konnten. Dabei zeigte sich die Borussia im Vergleich zum 0:1 in Hamburg verbessert.
Auch weil Luhukay wieder zum in der Zweiten Liga so erfolgreichen Offensivspiel zurückgekehrt war. Aber wie so oft in dieser Saison machten die Gladbacher den einen Fehler zu viel.
Beim frühen 0:1 durch Fabrice Ehret (5.) patzte Torwart Heimeroth. "Beim ersten Tor ist es ein klarer Torwartfehler. Das geht voll auf meine Kappe" gab der Keeper zu. Vor dem Freistoß zum 1:2 durch Milivoje Novakovic agierte der Aufsteiger dann zu offen. Da war der zwischenzeitliche Ausgleich durch Roel Browers (10.) zu wenig. Getty
Länderspiel-Pause spricht für Entlassung
"Die Mannschaft ist nach dem 0:1 toll zurückgekommen und hat in der ersten Halbzeit gut gespielt. Nach der Pause konnte sie daran leider nicht mehr anknüpfen", lobte und kritisierte Ziege zugleich.
Letztendlich wird aber wohl auch beim Sportdirektor die Kritik überwiegen, trotz aller Verdienste Luhukays, der den Klub nach dem Abstieg 2007 direkt ins Oberhaus zurückführte.
Die bevorstehende Länderspiel-Pause würde es einem neuen Coach ermöglichen, zwei Wochen mit dem Team zu arbeiten, ehe es zum nächsten Abstiegsduell nach Bochum geht. Dass der nächste Trainer am Niederrhein Ziege heißen könnte, ist nicht neu. Doch vielleicht der Grund, warum der Sportdirektor Ziege noch zögert.
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