Karlsruhe - Die Führung verspielt, kein Aufbäumen gezeigt, und in der Fremde weiter ein Punktelieferant.
Angesichts dieser niederschmetternden Fakten erwarteten die Beobachter nach dem 1:2 (1:0) von Hertha BSC Berlin zum Auftakt des 14. Spieltags bei Aufsteiger Karlsruher SC einen aufgebrachten Manager.
Doch einem gelassen wirkenden Dieter Hoeneß kam nur ein kurzes "so ein Mist" über die Lippen, er überlässt Wutreden derzeit lieber seinem Bruder Uli vom FC Bayern. "Die Niederlage war unnötig. Aber die Mannschaft befindet sich nach einem Umbruch noch in der Entwicklung. Das wird Zeit brauchen", erklärte Hoeneß im Anschluss an die vierte Auswärtspleite in Folge, die den Hauptstadtklub weiter im Mittelfeld der Tabelle vor sich hin dümpeln lässt.
Hoeneß überraschend gelassen
Trotz der schwachen Vorstellung des Teams wirkte der eigentlich als aufbrausend bekannte Manager bei seinen Ausführungen in den Katakomben des Wildparkstadions überraschend ruhig und brach sogar eine Lanze für den Schweizer Coach Lucien Favre: "Der Trainer ist neu und hat neue Akzente gesetzt. Mit der Zeit wird das Früchte tragen."
In Karlsruhe war allerdings von diesen Früchten der Arbeit noch nichts zu sehen. Wie Hoeneß zu der Aussage kam, dass die Niederlage unnötig war, dürfte sein Geheimnis bleiben. Schließlich waren die Gastgeber fast während der kompletten Partie vor 29.217 Zuschauern die klar bessere Mannschaft. Der KSC vergaß trotz seiner drückenden Überlegenheit und zahlreicher guter Möglichkeiten zunächst nur das Toreschießen.
KSC auf Wolke sieben
Dafür wurden die Badener in der ersten Halbzeit durch den siebten Saisontreffer von Hertha-Angreifer Marko Pantelic (35.) bestraft. Die Gastgeber, die den Ausfall von zwei verletzten und zwei kranken Profis problemlos wegsteckten, zeigten sich vom Rückstand nur kurz geschockt.
Nach der Pause drehte der KSC mächtig auf und sicherte sich durch den vierten Saisontreffer von Spielmacher Tamas Hajnal (56.) sowie das Tor von Sebastian Freis (66.) den hochverdienten Erfolg.
Dagegen war den Berlinern das Fehlen der brasilianischen Nationalspieler Gilberto und Mineiro, die nach ihren Länderspieleinsätzen erst am Freitagvormittag zurück nach Deutschland gekommen waren, deutlich anzumerken. Trotz der erneut starken Leistung und der Festigung des vierten Tabellenplatzes wollen sich die Karlsruher Verantwortlichen aber nach wie vor nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
40 Punkte als Primärziel
Obwohl die Spielstärke des Überraschungs-Aufsteigers um Spielmacher Hajnal - gerade zu Ungarns Fußballer des Jahres gewählt - den Kampf gegen den Abstieg fast ausschließt, denken die Badener nur an Klassenerhalt. "Wir reden sicher nicht über einen UEFA-Cup-Platz. Die 40 Punkte bleiben unser Ziel."
"Bis dahin kann noch so viel passieren", sagte Manager Rolf Dohmen, und wurde in seiner Ansicht von Trainer Edmund Becker unterstützt: "Hochrechnungen bringen überhaupt nichts. Für uns zählt tatsächlich immer nur das nächste Spiel."
Im Gegensatz zu den zurückhaltenden Verantwortlichen denkt Innenverteidiger Maik Franz immerhin schon an eine Nichtabstiegsparty: "Wir haben jetzt 26 Punkte - das ist genial. Nun wollen wir so schnell wie möglich die 40 Punkte erreichen - und dann wird erstmals gefeiert!"
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