Hannover - Ligapräsident Reinhard Rauball geht bei der Vermarktung der Fernsehrechte auf Konfrontationskurs zu Rekordmeister Bayern München.
Auslöser sind Aussagen von Bayerns Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge, der sich für einen Erhalt der "Sportschau" ausgesprochen und einen anderen Verteilerschlüssel für die TV-Einnahmen gefordert hat. Rauball, der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), sagte in der "Bild am Sonntag": "Das ist für mich Populismus! Man kann doch nicht auf der einen Seite höhere Einnahmen fordern, aber zugleich darauf bestehen, dass im TV alles beim Alten bleibt."
Auch für den Wunsch der Fans nach einer Bundesliga-Zusammenfassung im frei empfangbaren Fernsehen um 18.30 Uhr hat Rauball wenig Verständnis. "Die DFL ist nicht das ausführende Organ von Stammtischen", sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Deutsche Fußball Liga (DFL). "Wir müssen neue Wege prüfen. Aber dies ist doch ohnehin eine Diskussion zur Unzeit. Wir haben doch noch nicht einmal die einzelnen Szenarien für die Vermarktung ab der Saison 09/10 ausgeschrieben."
Die DFL hat die Vermarktung der TV-Rechte von 2009 bis 2015 vor einigen Wochen der Firma Sirius übertragen, an der Leo Kirch beteiligt ist. Der neue Vertrag mit dem Medien-Unternehmer, dessen Pleite vor einigen Jahren die Vereine rund 200 Millionen Euro gekostet hat, soll nun mindestens drei Milliarden Euro in sechs Jahren einbringen. Die Ausschreibung ist für Frühjahr 2008 geplant.
Rauball besteht auf Zentralvermarktung
Die von Rummenigge, der ebenfalls Mitglied im DFL-Vorstand ist, ins Gespräch gebrachte Einzelvermarktung, bei der Topclubs wie Bayern mehr verdienen können, lehnte Rauball ab. "Diese Diskussion ist hochgradig gefährlich", sagte der Präsident von Borussia Dortmund. "Die Zentralvermarktung ist ein ganz wichtiges Gut. Sie garantiert die wirtschaftliche Stabilität der Liga. Von daher kann ich nur dringend warnen, an diesen Grundfesten zu rütteln."
Er verstehe nicht, "warum die Bayern jetzt dieses Fass aufmachen. Wir haben uns 2006 einvernehmlich auf den streng leistungsbezogenen Verteilerschlüssel geeinigt." In der Bundesliga liege die Obergrenze für Einnahmen aus der Inlandsvermarktung bei 23,5 Millionen Euro, die Untergrenze bei 11,5 Millionen.
Rauball sieht anders als Rummenigge nicht die geringeren TV- Einnahmen als wesentliche Ursache für die zuletzt schwachen Ergebnisse deutscher Klubs in den europäischen Wettbewerben. "Ich halte es für einen großen Fehler, das enttäuschende Abschneiden allein auf mangelnde Finanzkraft zurückzuführen. Die Ursachen liegen für mich überwiegend woanders. Wir haben uns in den Neunzigern alle blenden lassen von den internationalen Erfolgen. Von den Schalker Eurofightern, von dem Dortmunder Champions-League-Sieg 1997, von den Erfolgen der Bayern. Wir hielten uns ja für fast unschlagbar."
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