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Formel 1 - Erkenntnisse zum Miami-GP: Schumacher muss liefern - sonst droht die Ablösung

Christian GuininGERMANY
09. Mai 202212:57
SPOXgetty
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Während Mick Schumacher beim Großen Preis von Miami erneut den Sprung in die Punkte verpasst und langsam aufpassen muss, hadert Sergio Perez einmal mehr mit dem Schicksal. Die Strecke in Florida glänzt derweil nur abseits ihres Asphalts. Die Erkenntnisse zum Miami-GP.

1. Miami ist viel Show und wenig Action

Was wurde im Vorfeld des F1-Besuches in Miami von Veranstaltern und Verantwortlichen geschwärmt. Als "bestes Wochenende des Jahres" bezeichnete die Königsklasse den Besuch in Florida auf ihren Social-Media-Kanälen und verwies dabei auf die immensen Vermarktungs-Möglichkeiten des Events rund um das Hard-Rock-Stadium.

Über 400.000 Karten sollen am Wochenende in der "Magic City verkauft worden sein. Die teils sündhaft teuren Tickets (Paddock-Karten kosteten 10.000 US-Dollar) waren angeblich innerhalb von 40 Minuten vergriffen, worauf vor allem die Macher mächtig stolz sind. "Die Idee war, ein Rennen zu schaffen, bei dem Leute, die es gewohnt sind, zu Rennen zu gehen, denken: 'Das ist anders, das macht Spaß, das ist aufregend'", sagte Tom Garfinkel, Chefstratege des Events. Mit Stars wie Michael Jordan, David Beckham, Dwayne 'The Rock' Johnson oder Tom Brady wurde die Kulisse zusätzlich untermalt.

Das Ziel: Den durch die Netflix-Serie "Drive to Survive" entstandenen F1-Hype in den Staaten zu barer Münze machen. Seit der Erstausstrahlung der Show hat der Sport in den USA einen enormen Aufmerksamkeits-Aufschwung bekommen. "Und jetzt boomt er", meinte Lewis Hamilton auf das Wochenende angesprochen. 2023 gibt es mit Miami, Austin und Las Vegas dann sogar drei Rennen in den USA - und mehr könnten noch folgen.

Daran ist zunächst einmal überhaupt nichts Verwerfliches. Zwar kann man die Veranstalter dafür belächeln, einen künstlichen Fake-Yachthafen samt unechtem Plastik-Wasser angelegt zu haben, der lediglich für die TV-Kameras schöne Bilder einfangen sollte, tendenziell kann man den F1-Bossen den Drang nach Aufmerksamkeit für den Sport aber nicht übel nehmen.

Die Strecke in Miami glänzt nicht durch einen hohen Faktor an Action oder Spannung.getty

Verstappen: "Gefällt mir überhaupt nicht"

Vielmehr sind die Organisatoren und Entscheider dafür zu kritisieren, einen weiteren 08/15-Kurs in ihren Kalender aufgenommen zu haben. Während immer mehr historische Klassiker wie der Nürburgring, Hockenheim, Magny-Cours, Istanbul oder Kuala Lumpur - trotz einer Rekordanzahl an Saisonrennen - von Jahr zu Jahr aussortiert werden, dürfen Strecken mit einfallslosen Layouts im Kalender verweilen.

Leider fällt auch Miami in letztere Kategorie. Weder ist der Kurs für die Fahrer besonders anspruchsvoll (lediglich die hohen Temperaturen machen den Piloten zu schaffen), noch bietet das Layout ein gewisses Spannungs- und Action-Potenzial. Dass die Strecke ein weiterer Stadtkurs ist, bei dem bei jeder Kleinigkeit das Safety Car (zwingendermaßen) auf die Strecke kommen muss, tut ihr Übriges.

Auch bei den Fahrern kam Miami, abseits seines glamourösen Umfeldes, eher weniger gut weg. "Gefällt mir überhaupt nicht", lautete das vernichtende Urteil von Max Verstappen. Vor allem die Kurvenpassage 11-16 passe "nicht zu einem Formel-1-Auto. Sie sind zu schwer, lang und breit." Der Niederländer wünsche sich in Zukunft deshalb mehr Mitspracherecht, "wie die Strecken gebaut werden. Darüber werden wir uns mit der Formel 1 und der FIA unterhalten müssen."

2. Schumacher muss liefern - sonst droht die Ablösung

Mick Schumacher hat in Miami einmal mehr ein gutes Resultat in den Sand gesetzt. Nur wenige Runden vor Rennende kollidierte der Haas-Pilot auf Rang zehn liegend ausgerechnet mit dem vor ihm platzierten Sebastian Vettel (Aston Martin) und kostete damit nicht nur sich selbst, sondern auch dem Heppenheimer wichtige Zähler. Für Schumacher wären es sogar die ersten Punkte seiner Karriere gewesen.

Zwar ist der Haas-Pilot nicht zu 100 Prozent allein für das erneute Scheitern verantwortlich, dennoch hätte der Deutsche durch eigenes Zutun problemlos seine ersten WM-Zähler feiern können. "Das ist natürlich doof für beide von uns", analysierte ein etwas ratloser Vettel bei Sky die Situation. Schumacher bezeichnete den Unfall als "sehr, sehr schade für uns beide".

Doch was war passiert? Vettel hatte Schumacher am Ende der 53. Runde überholt, kam an neunter Stelle liegend über Start und Ziel und bog dann in die erste Kurve ein. Schumacher hatte seinerseits einen Geschwindigkeits-Überschuss und setzte innen neben Vettel zu einem etwas übermotivierten Konter an. Vettel erwartete ihn dort nicht mehr und lenkte ein, worauf Schumacher mit seinem linken Vorderrad den rechten Seitenkasten des Aston Martin traf. Vettel musste das Rennen daraufhin aufgeben, der Haas-Pilot rettete sich als 15. und damit Letzter ins Ziel.

Der Wille Schumachers, die eben verlorene Position direkt wieder zurückholen zu wollen, ist dabei lobenswert zu erwähnen. Vor dem Hintergrund, dass es seine ersten WM-Zähler hätten sein können und Arbeitgeber Haas die Punkte im Konstrukteurs-Kampf dringend braucht, hätte sich der 23-Jährige allerdings cleverer anstellen müssen.

Schumacher: "Hätte einfach dahinter bleiben können"

Da von hinten durch die deutlich langsameren Alpine kaum noch Gefahr drohte, hätte Schumacher P10 auch einfach absichern können. Alternativ wäre sich vielleicht auch noch ein Manöver gegen Vettel ausgegangen. Dass der im Ziel an Platz neun geführte Fernando Alonso (Alpine) nach dem Rennen wegen eines verschuldeten Crashs mit Piere Gasly (AlphaTauri) im Nachhinein noch eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam, lässt die Sache gar noch bitterer wirken.

"Wenn man es so sieht, hätte ich einfach dahinter bleiben können oder stärker versuchen können, vorbeizufahren. Aber es ist nachher natürlich immer einfach, darüber zu sprechen", trauerte Schumacher im Ziel der verpassten Chance nach. Da helfe auch ein sonst eigentlich "starken Rennen" nichts.

So muss er weiter auf seine ersten WM-Punkte warten. Lange sollte er sich dafür nicht mehr Zeit nehmen, schließlich steht die "Silly Season", also das Aufkommen von Gerüchten über etwaige Cockpit-Wechsel und -Ablösungen, unmittelbar bevor. Dann könnte auch Schumachers Name genannt werden - nur eben auf der falschen Seite.

3. Sergio Perez ist vom Pech verfolgt

Sergio Perez scheint 2022 bislang vom Pech verfolgt zu sein. In Miami musste sich der Mexikaner zum wiederholten Mal in diesem Jahr einem (technischen) Problem außerhalb seines Einflussbereichs beugen, wobei er ein besseres Ergebnis verpasste.

So verlor Perez im ersten Stint an Position vier liegend unmittelbar vor dem Angriff auf Ferrari-Pilot Carlos Sainz plötzlich Power. Zwar konnte das Problem nach wenigen Umläufen behoben werden, doch hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Sekunden Tracktime verloren. Zudem stand dem Mexikaner von da an nicht mehr die volle Leistung seines Motors zur Verfügung.

"Checo hat vier Zehntel auf der Geraden verloren, sonst wären wir mit zwei Autos auf dem Podium gewesen", bestätigte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko die Schwierigkeiten mit der Antriebseinheit. Der Verlust der Motorenleistung wurde laut Perez durch ein Problem mit einem Sensor hervorgerufen, woraufhin ihm in der Folge zehn km/h an Topspeed fehlten.

So konnte Perez auch nach der späten Safety-Car-Phase samt frischen Medium-Reifen nicht mehr entscheidend im Kampf um den Sieg eingreifen. Dabei wäre das aus seiner Sicht durchaus noch möglich gewesen. "Ich war nach dem Stopp in einer großartigen Position, aber unglücklicherweise konnte ich nicht einmal mit DRS näher an Carlos herankommen. Mit einem normalen Motor hätte ich eine Chance auf den Rennsieg gehabt!", so Perez.

Stattdessen gelang ihm nicht einmal mehr der Angriff auf einen der beiden Ferrari-Fahrer. Sowohl Sainz als auch Leclerc retteten ihre Vorsprünge ins Ziel und durften mit aufs Podest. "Ich habe so hart gepusht, um in den Kurven dran zu bleiben, dass sogar meine Reifen überhitzten. Als ich eine kleine Möglichkeit sah, habe ich es natürlich versucht, aber die Strecke war neben der Ideallinie zu schmutzig und auf der Geraden war ich einfach zu langsam", analysierte Perez.

Formel 1: Der WM-Stand (nach 5 von 23 Rennen)

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Charles LeclercFerrari104
2Max VerstappenRed Bull85
3Sergio PerezRed Bull66
4George RussellMercedes59
5Carlos SainzFerrari53
6Lewis HamiltonMercedes36
7Lando NorrisMcLaren35
8Valtteri BottasAlfa Romeo30
9Esteban OconAlpine24
10Kevin MagnussenAlfa Romeo15
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Ferrari157
2Red Bull151
3Mercedes95
4McLaren46
5Alfa Romeo31
6Alpine28
7AlphaTauri16
8Haas15
9Aston Martin5
10Williams2
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