Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 8 der Saison 2018: der Große Preis von Frankreich. Lewis Hamilton regiert in Le Castellet, während Sebastian Vettel gleich zwei Rennen zerstört, aber anschließend das Beste herausholt. Außerdem: Iceman as usual.
Platz 10, Sebastian Vettel:
Wenn dir ein Max Verstappen auf der Sieger-Pressekonferenz rät, deinen Stil zu ändern, hast du zuvor eindeutig etwas falsch gemacht. Der oft gescholtene Youngster gab diese Empfehlung zwar augenzwinkernd ab und wollte damit nur den Umgang der Medien mit ihm selbst kritisieren, doch war Vettels Start-Aktion gegen Bottas tatsächlich nicht gerade das, was man eine Glanzleistung nennt. Besonders dann, wenn man eigentlich um die WM mitfährt.
Der Heppenheimer hat mit seinem kleinen Rammstoß neben Bottas' Rennen nämlich vor allem sein eigenes kaputt gemacht. Immerhin hätte sein Speed eigentlich für Platz zwei oder drei gereicht. Die 5-Sekunden-Strafe geht somit auch in Ordnung, eine härtere Sanktion wäre für einen einfachen Rennunfall übertrieben gewesen - auch wenn Konkurrent Mercedes das naturgemäß anders sieht.
Sei es drum: Innerhalb von 15 Runden hat sich Vettel in der Folge von Platz 17 bis auf Rang fünf gekämpft. Eine starke Aufholjagd, die ihn sogar kurzzeitig vor Ricciardo und Räikkönen brachte. Am Ende war sein alter Reifensatz nicht mehr konkurrenzfähig, der fünfte Rang somit das Maximum.
Platz 9, Nico Hülkenberg:
Wieder Platz sieben im Qualifying für einen Renault-Piloten. Diesmal hat Nico Hülkenberg sein Abonnement allerdings an seinen Teamkollegen abgegeben, er selbst verpasste Q3 und fuhr nur auf Rang zwölf. Eine Enttäuschung, gerade beim Heimspiel seines französischen Arbeitgebers.
Am Sonntag zeigte sich Hülk dann aber in besserer Verfassung. Mit starker Pace überzeugte er mit einigen gelungenen Zweikämpfen im Mittelfeld, sodass es am Ende immerhin noch für zwei Pünktchen reichte. Wäre das Virtual Safety Car kurz vor Schluss nicht aktiviert worden, er hätte den von einem Defekt geplagten Carlos Sainz wohl auch noch kassiert.
Platz 8, Valtteri Bottas:
"Es war kriminell zu fahren. Ich spürte das Heck nicht mehr und kam nicht richtig aus den Ecken raus", beschrieb Bottas das miserable Fahrgefühl seines Mercedes während des Rennens. Sebastian Vettel hatte ihm direkt nach dem Start einen mitgegeben und nicht nur den linken Hinterreifen aufgeschnitten, sondern indirekt auch noch den Unterboden ramponiert.
Der Schaden kostete fixe zwei Zehntel pro Runde, ruinierte dem Finnen aber vor allem das Fahrgefühl. Seine Leistung zu bewerten, fällt entsprechend schwer. Ob ein Hamilton mit selbem Defekt am Ende besser als Siebter geworden wäre? Darüber kann man nur spekulieren. Was man festhalten kann: Am Crash trifft Bottas keine Schuld. Er ließ Vettel in Kurve eins eigentlich genug Platz. Punkte im Ranking hat sich der 28-Jährige somit auf jeden Fall verdient. Eine höhere Platzierung erlauben ihm das Schicksal und die Leistungen der anderen Fahrer nicht.
Platz 7, Daniel Ricciardo:
Der Sunnyboy wird den Regen am Samstagmorgen wohl immer noch verfluchen. Immerhin hatte er sich am Freitag mit seinem Setup verzettelt und konnte durch das verloren gegangene dritte Freie Training keinen Plan B austüfteln. Also ging Daniel Ricciardo mit ungewöhnlich viel Abtrieb in die entscheidenden Sessions, was der Geschwindigkeit des Australiers nicht gerade zugute kam.
Gegen Verstappen sah er keinen Stich, auch Kimi Räikkönen musste er nach dem Boxenstopp ziehen lassen. Was dabei zusätzlich für Probleme sorgte: ein lädierter Frontflügel, der massives Untersteuern provozierte.
Platz 6, Charles Leclerc:
Jetzt haben wir Charles Leclerc immer gelobt, wenn er den Sprung ins zweite Quali-Segment geschafft hat. Und was macht der Rookie? Setzt noch einen oben drauf und rast einfach mal ins Q3! Dort ließ er sogar die beiden Haas hinter sich. Resultat somit: Platz acht. Bestes Qualifying der noch jungen Formel-1-Karriere.
Am Rennsonntag lief es dann allerdings nicht ganz so furios weiter. Zwar fuhr Leclerc abermals in die Top 10 und kaufte Stallgefährte Marcus Ericsson den Schneid ab, doch machte sich hie und da auch seine Unerfahrenheit bemerkbar. Zum Beispiel als er bei der Verfolgungsjagd von Kevin Magnussen kurz sein Auto verlor und sich in die - Vorsicht: Ironie! - knappen Auslaufzonen verabschiedete. Durch den Umweg gab er Hülkenberg ein Geschenk mit auf den Weg, das dieser gar nicht ausschlagen konnte. "Da zog Nico durch. Das ärgert mich, aber aus solchen Fehlern muss ich lernen", gestand Leclerc später.
Platz 5, Kimi Räikkönen:
Vier Rennen musste sich Kimi Räikkönen gedulden, bis er mal wieder auf dem Siegerpodest jubeln durfte. Okay, "jubeln" ist im Falle des Icemans, der mit Sonnenbrille auf dem Treppchen stand und eher semi-euphorisch den französisch-farbenen Affen-Pokal in die Höhe stemmte, leicht übertrieben. Ein Grund zur Freude hatte er aufgrund des Ergebnisses aber freilich trotzdem.
Dabei startete das Wochenende eigentlich gar nicht erfolgreich. Mit Platz sechs in einer fehlerhaften Quali war er langsamer als beide Red Bulls und auch die Pace im ersten Rennstint überzeugte eher wenig. Nach seinem Stopp feuerte er aber zahlreiche schnelle Runden ab, überholte zunächst Vettel und wenig später auch noch Ricciardo.
Platz 4, Kevin Magnussen:
Den Titel des "Best of the rest" erhielt diesmal der Däne in Haas-Diensten. Beim Start-Chaos wich er großflächig aus, anschließend hielt er trotz überhitzender Hinterreifen Leclerc hinter sich. Auf den Softs fühlte sich Magnussen dann deutlich wohler und schaffte es sogar, Bottas abzuwehren. Eine gute Leistung.
Platz 3, Carlos Sainz Junior:
Bei der Rückkehr nach zehnjähriger Abstinenz ließen sich die französischen Veranstalter nicht lumpen und schickten wenige Minuten vor dem Start einen mit Jet Pack ausgestatteten Entertainer gen Himmel, der wie Superman durch die Lüfte flog.
Von diesem Schauspiel ließ sich offenbar Sainz inspirieren. Auch er flog - wenn auch nicht durch die Lüfte, sondern binnen zwei Kurven vom siebten auf den dritten Rang. Dabei ließ er sich vom anfänglichen Tohuwabohu nicht beeindrucken, fuhr konzentriert seine Linie und nutzte die sich ihm bietende Gelegenheit.
Anschließend fuhr der Spanier ein tadelfreies Rennen. Gegen Ricciardo und Räikkönen hatte er das Nachsehen, das übrige Mittelfeld ließ er aber gekonnt hinter sich - bis ihm eine defekte MGU-K wenige Runden vor Schluss 160 PS stahl und er noch zwei Positionen verlor.
Platz 2, Max Verstappen:
Nächster guter Auftritt vom 20-Jährigen. Er gewann das Quali-Duell gegen Ricciardo deutlich mit zwei Zehnteln Vorsprung und hatte auch im Rennen immer die bessere Antwort. Bei der Zieleinfahrt betrug die Lücke auf den nächsten Verfolger (Kimi Räikkönen) fast 20 Sekunden. Und das, obwohl laut Motorsportchef Helmut Marko beim Boxenstopp ein Balancegewicht wegsprang und starke Vibrationen am Red Bull verursachte.
Platz 1, Lewis Hamilton:
Mit seiner dominanten Fahrt über den Circuit Paul Ricard war Lewis Hamilton an diesem Wochenende so etwas wie der Alleinherrscher in Frankreich.
Alleinherrscher in Frankreich? Hatten wir doch schon mal! Ludwig XIV., der Sonnenkönig, fällt dem Laien-Historiker da spontan ein. Ein Mann, der nach Vergnügen und Luxus strebte - passt irgendwie zu Hamilton. In Anbetracht dessen böte es sich eigentlich an, dass sich der amtierende Weltmeister bei Instagram künftig "Lewis XIV." nennt. Würde dem MBE einen noch royaleren Charakter geben.
Nun gut, kommen wir zurück zum Sportlichen: Da hat Hamilton einfach alles richtig gemacht, was man richtig machen konnte. Jedes Training gewonnen (die wegen Dauerregens nicht repräsentative dritte Einheit mal ausgenommen), auf Pole Position gefahren und beim Rennen scheinbar mühelos triumphiert. Nach dem schwachen Auftritt und der Kritik in Kanada ein echtes Ausrufezeichen im WM-Kampf.
So stimmten die User ab:
Bei den Usern war es ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen um den Sieg. Am Ende behielt Lewis Hamilton mit 287 Stimmen denkbar knapp die Oberhand gegenüber Sebastian Vettel, der nur auf eine Stimme weniger kommt. Dritter wurde Kimi Räikkönen mit 83 Votes. Das gesamte User-Ranking könnt ihr in der Tabelle oben nachlesen.
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