NHL

Der Tag der Außenseiter

Von Philipp Dornhegge
Nur große Optimisten haben es Nashville zugetraut: Die Predators führen in der Serie mit Chicago
© Getty

An einem Tag, an dem die Underdogs die Playoffs dominieren, ist Titelverteidiger Pittsburgh Penguins die einzige Konstante. Aus deutscher Sicht war es ein guter Tag.

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Ottawa Senators (1-3) - Pittsburgh Penguins (3-1) 4:7

Wenn ein Spiel 3:5 ausgeht, dann hat man wahrscheinlich ein tolles Offensivspektakel gesehen. Aber wenn ein einziges Drittel so ausgeht, dann gibt's dafür nur ein Wort: wild. "Das war in der Tat das wildeste Playoff-Spiel, bei dem ich jemals dabei war", jubelte Chris Kunitz.

Der hatte aber auch gut lachen, schließlich stand er auf der Seite des Siegerteams. Daniel Alfredsson, der zwar einmal traf, dafür aber verlor, war da schon weniger euphorisch: "Wir sind heute zum ersten Mal von unserer eigentlichen Strategie abgekommen bei dem Versuch, die Serie auszugleichen. Damit haben wir uns selbst in den Fuß geschossen."

Mit zwei Toren und zwei Assists war Superstar Sidney Crosby selbstredend maßgeblich am dritten Sieg der Pens beteiligt. Der erste Schritt auf dem Weg zur Titelverteidigung ist damit so gut wie gemacht. Den wer glaubt schon daran, das die Senators in Pittsburgh noch mal zurück schlagen können?

Nashville Predators (2-1) - Chicago Blackhawks (1-2) 4:1

Gelingt Nashville tatsächlich die Überraschung? Bislang sieht's gut aus für das Team des Deutschen Marcel Goc. Joel Ward brachte die Hausherren in Führung, den zwischenzeitlichen Ausgleich von Tomas Kopecky konterten David Legwand und Shea Weber im zweiten Drittel und brachten ihr Team so endgültig auf die Siegerstraße. Weil Nashville dann noch selbstbewusster wurde, und weil Chicagos Offense komplett auseinanderbrach. Mit einem Penalty setzte Martin Erat den Schlusspunkt.

"Wir haben heute durch die Bank genau so gespielt, wie wir uns das vorgenommen hatten", sagte Preds-Forward Steve Sullivan. "Wir wollen diese Serie unbedingt gewinnen, und jeder hat etwas dazu beigetragen." Topscorer Patric Hornqvist war wieder nicht dabei, wurde aber kaum vermisst. "Niemand hat uns etwas zugetraut ohne Horny", so Ward. "Aber wir haben noch so viel mehr Leute, die für Tore sorgen können." Ein Scorer würde auch den Blackhawks mal gut tun, die das Tor einfach nicht mehr treffen. "Mit unserer Leistung haben wir Nashville die Kontrolle über die Serie geschenkt", war Kapitänm Jonathan Toews sichtlich enttäuscht.

Philadelphia Flyers (3-1) - New Jersey Devils (1-3) 4:1

Die Devils hatten von Anfang an keinen Bock auf das Duell mit den Flyers, und spätestens jetzt weiß auch der Letzte warum: Philly ist einfach eklig zu spielen, da geht's richtig zur Sache. Und wenn jetzt auch noch Jeff Carter und Danny Briere, die lange nicht erfolgreich waren, wieder treffen, dann sind New Jerseys Aussichten schlecht. Carter scorte doppelt, Briere steuerte ein Tor bei, das vierte kam von Daniel Carcillo.

Zwar warden die Gäste durch Ilya Kovalchuk noch in Führung gegangen, aber danach spielte nur noch ein Team. An einem lag's aber nicht: Martin Brodeur tat wirklich alles, was er konnte und verbuchte 24 zum Teil spektakuläre Saves. Sein Team ließ ihn jedoch komplett im Stich. Und übrigens: In den 19 Fällen, in denen die Flyers eine Playoff-Serie mit 3-1 angeführt, schenkten sie diesen Vorsprung erst zweimal her. Wie gesagt: Schlechte Aussichten für New Jersey.

Detroit Red Wings (2-2) - Phoenix Coyotes (2-2) 3:0

Schon klar, aufgrund ihrer Erfahrung und Klasse sind die Wings natürlich nicht wirklich ein Außenseiter, aber Fakt ist: Phoenix ist die Nummer vier, Detroit die Nummer fünf. Die Platzierung deutet schon an, dass dieses Duell richtig eng ist, und es könnte noch packender werden, nachdem sich Detroit eindrucksvoll in der Serie zurück gemeldet hate.

Schlüssel beim klaren Heimsieg war ein starker Jimmy Howard. Der Goalie stoppte alle 29 Schüsse der Coyotes, die auf seinen Kasten kamen und verbuchte nach bisher wackligen Playoffs einen Shutout, der auch fürs Selbstvertrauen Wunder wirken sollte. Die Tore kamen übrigens von Pavel Datsyuk und Henrik Zetterberg (2), der jetzt insgesamt schon fünf Tore gegen Phoenix erzielt hat.

Colorado Avalanche (2-2) - San Jose Sharks (2-2) 1:2 OT

Nach dem bitteren Aus in der ersten Runde 2009 ist den Sharks ja durchaus zuzutrauen, dass sie auch dieses Jahr ihren ersten Platz im Westen leichtfertig verspielen. Die bisherigen drei Spiele gegen Colorado waren jedenfalls alles andere als überzeugend. Der Sieg im vierten war daher überlebenswichtig. Dan Boyle hatte sein Team im ersten Drittel in Führung gebracht, aber Paul Stastny brachte die Hausherren wieder zurück.

San Jose brachte zwar mehr Schüsse aufs Tor des Gegners (45:35), aber die Anspannung war dem Team deutlich anzumerken. So dauerte es bis zur Verlängerung, ehe Joe Pavelski die Kalifornier endlich erlöste und die Serie ausglich. Boyle, der im letzten Spiel noch ins eigene Tor getroffen hatte, machte das aber noch längst nicht wieder glücklich: "Ich werde mich erste besser fühlen, wenn wir die Serie gewonnen haben", so der kanadische Olympiasieger. Wie erwartet musste Ersatz-Goalie Thomas Greiss auch bei diesem Spiel wieder zuschauen.

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