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Philadelphia Eagles vs. Seattle Seahawks 9:17 - Wentz verletzt, Metcalf-Show, Seahawks zittern

D.K. Metcalf war der entscheidende Faktor für die Seahawks beim Sieg in Philadelphia.
© getty

Die Seattle Seahawks stehen in der Divisional-Runde der Playoffs - mussten dafür aber kräftig zittern: Obwohl die ohnehin bereits deutlich dezimierten Philadelphia Eagles früh in der Partie auch noch Quarterback Carson Wentz verloren, hatte Philly bis kurz vor dem Ende auch mit Backup Josh McCown die Chance auf den Ausgleich.

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Schnelle Punts, ein geblockter Field-Goal-Versuch der Seahawks, überforderte Offensive Lines: Der Abschluss der Wildcard-Runde war geprägt von wackligen Offenses, von Fehlern auf beiden Seiten und von den bereits im Vorfeld bekannten Ausfällen, insbesondere in der dramatisch dezimierten Eagles-Offense, in der neben allen Starting-Receivern auch Guard Brandon Brooks und Right Tackle Lane Johnson fehlten.

Als ob das nicht genug wäre, kam es dann früh in der Partie noch bitterer: Nach einem - womöglich unglücklichen - Hit von Jadeveon Clowney gegen Wentz' Kopf musste der mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung raus; Wentz, der dabei erst am Hinterkopf getroffen worden und dann hart gelandet war, kam nicht mehr zurück.

So wurde es die Josh-McCown-Show, und mit McCown (18/24, 174 YDS) legten die Eagles schließlich auch ihren ersten Scoring-Drive hin. Philly setzte dabei auffällig auf No-Huddle, auch Miles Sanders verzeichnete einige Big Plays.

Die Seahawks derweil konnten ihre Matchup-Vorteile im Passspiel zunächst nicht ausspielen. Seattle, ohne Tackle Duane Brown und Guard Mike Iupati, wackelte in Pass-Protection und es dauerte, ehe Wilson (18/30, 325 YDS, TD; 9 ATT, 45 YDS) einige Male Lockett und Metcalf fand. Seattles bester Drive der ersten Hälfte endete mit einem physischen Oldschool-Touchdown-Run von Marshawn Lynch und bescherte den Seahawks die Führung zur Halbzeit.

Seahawks: Metcalfs Big Plays machen den Unterschied

Philadelphia kam dann zunächst gut aus der Pause, konnte aber zwei gute Drives jeweils nur per Field Goal abschließen. Seattle dagegen gelang es schließlich doch, die wacklige Secondary zu attackieren; ein 53-Yard-Touchdown von Metcalf bei einem Play-Action-Pass inklusive Motion, welche die Coverage zusätzlich durcheinanderwirbelte, brachte Seattle erstmals etwas komfortabler in Führung.

Doch war die einmal mehr nur von kurzer Dauer; wie so häufig in dieser Saison mussten sich die Seahawks, auch selbstverschuldet angesichts fragwürdigem offensiven Play-Callings, durch ein enges Spiel arbeiten. Die Eagles waren bis auf acht Punkte dran, als sie sechseinhalb Minuten vor dem Ende in der gegnerischen Hälfte ein Fourth Down ausspielten - Sanders aber konnte den etwas ungenauen Pass von McCown nicht kontrollieren, Turnover.

Das Spiel war damit allerdings noch nicht beendet: Seattle musste erneut schnell punten und die Eagles standen im Gegenzug nach einer weiteren Strafe gegen Tre Flowers schnell in der Red Zone. Doch bei 4th&7 hielt McCown den Ball zu lange, sodass Clowney ihn zu Boden brachte.

Womöglich hätte Philly hier auch auf das Field Goal gehen können, um dann zu hoffen, dass man den Ball nochmals zurückbekommt. Doch machte Wilson im Gegenzug schnell den Deckel drauf: Ein 36-Yard-Pass auf - wen sonst - Metcalf beendete alle übrigen Eagles-Hoffnungen.

No. 4 Philadelphia Eagles (9-7) - No. 5 Seattle Seahawks (10-6)

Ergebnis: 9:17 (0:3, 3:7, 6:7, 0:0) BOXSCORE

Eagles vs. Seahawks - die wichtigsten Statistiken

  • Das Playoff-Debüt von Wentz war unglaublich bitter. Wentz warf ganze vier Pässe und brachte einen davon für drei Yards an, ehe Clowney ihn zumindest mal äußerst unglücklich erwischte.
  • Die angeschlagene Offensive Line der Eagles in Kombination mit zwei Quarterbacks, die beide den Ball zu häufig zu lange hielten, war ein gefundenes Fressen für Seattles Pass-Rush und allen voran Jadeveon Clowney. Die Seahawks verzeichneten sieben Sacks, Clowney alleine stoppte drei Plays im Backfield (ein Sack, zwei Tackles for Loss).
  • Obwohl sie es immer wieder hartnäckig versuchten, bekam Seattle so gar keine Production von den eigenen Running Backs. Travis Homer (11 ATT, 12 YDS) und Marshawn Lynch (6 ATT, 7 YDS, TD) waren abgesehen von je einem guten Play abgemeldet.
  • D.K. Metcalf ist der erste Rookie-Wide-Receiver mit einem 50-Yard-Receiving-Touchdown in einem Playoff-Spiel, seitdem Jeremy Maclin das Kunststück 2009 für die Eagles gelang. Metcalf ist außerdem mit seinen 22 Jahren der jüngste Spieler in der Seahawks-Franchise-Geschichte, der in der Postseason einen Touchdown gefangen hat. Seine 160 Receiving-Yards sind zudem ein All-Time-Playoff-Rookie-Rekord.

Der Star des Spiels: D.K. Metcalf (Wide Receiver, Seahawks)

Dominantes Spiel von Metcalf, dessen erste sieben Targets sechs Catches für 124 Yards und einen Touchdown einbrachten - oder, in Advanced Stats, 11,8 Expected Points Added. Am Ende stand Metcalf bei sieben Catches für 160 Yards und war in einem Spiel, in dem auch Seattle immer wieder seine offensive Mühe hatte, der zentrale offensive Mismatch-Spieler für die Seahawks. Defensiv schlüpfte einmal mehr Jadeveon Clowney in diese Rolle. Aufseiten der Eagles wäre Fletcher Cox am ehesten zu nennen, der gerade in der ersten Hälfte teilweise überhaupt nicht zu stoppen war und mehrere Seahawks-Plays einfach im Keim erstickte.

Der Flop des Spiels: Philadelphias Wide Receiver

Zugegebenermaßen ist es schwierig, dieses Eagles-Team noch ernsthaft zu bewerten - zu viele Ausfälle, zu viele Verletzungen, und das Drama um Wentz war dann auch der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Seattle forderte die Receiver-Backups mit einigem an Eins-gegen-Eins-Coverage heraus, und niemand konnte hier Separation kreieren. Phillys Wide Receiver sammelten kombiniert vier Catches für 29 Yards, und die Tatsache, dass Philly hier komplett abgemeldet war, machte Seattles Pass-Rush umso aggressiver.

Analyse: Eagles vs. Seahawks - die Taktiktafel

  • Die Eagles versuchen früh, einen effizienten Rhythmus im Passspiel zu finden. Slants, ein paar Screens, gezielte Route-Kombinationen auf einer Seite der Formation, um Wentz möglichst klare Reads zu geben - das klappte jedoch zunächst so gar nicht. Mit Wentz' Verletzung wurde die Offense dann noch etwas simpler und setzte mehr auf Geschwindigkeit, um so auf gute Matchups zu spekulieren.
  • Seattle antwortete defensiv mit unter anderem einer erwarteten Umstellung: Angesichts der großen Wide-Receiver-Probleme bei den Eagles verlagerten sich die Seahawks auf etwas mehr Man Coverage und bereiteten Philadelphia damit auch große Probleme. Das erlaubte es Seattle auch, im Blitzing etwas kreativer zu werden.
  • Die Seahawks fanden zumindest phasenweise Anpassungen: Seattle öffnete die Offense im Laufe der Partie mehr, baute Play Action gerade bei Early Down besser ein und erwischte so die anfällige Eagles-Secondary mehrfach. Beinahe hätten die Stats hier auch noch deutlich besser ausgesehen: Wilson hatte Metcalf ein weiteres Mal offen, dieses Mal für einen potenziellen 75-Yard-Touchdown. Doch Wilson überwarf seinen Rookie-Receiver an der rechten Seitenlinie.
  • Dann jedoch fielen Schottenheimer und Carroll auch immer wieder in ihre alten Muster. Unter dem Strich hatte Seattle zum wiederholten Male große Probleme in der Offensive Line und wählte zum wiederholten Male falsche Antworten.
  • Statt das Spiel noch mehr in die Hände von Wilson mit beispielsweise einer No-Huddle-Kurzpass-Offense zu legen, wurde bei langen Second Downs gelaufen. Statt Wilson mehr kurze Routes zu geben, hielt Seattle gerne zusätzliche Spieler in Pass-Protection - was Philadelphia mit Delayed-Pressures bestrafte. Eine Rückkehr von Duane Brown für das Spiel gegen die Packers und Za'Darius Smith wäre elementar wichtig.
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