NFL

Los Angeles Rams Quarterback Jared Goff: Ein Hauch von Hollywood

halle-berry-600-2
© getty

Jared Goff steht mit den Los Angeles Rams erstmals im Super Bowl. Seine Geschichte bis hierhin ist bemerkenswert: Nach einem überschaubaren ersten Jahr in einem antiquierten System blüht er unter Sean McVay regelrecht auf. Auch auf anderer Bühne läuft es für den Montana-Fan, der perfekt nach Hollywood zu passen scheint. Den Super Bowl gibt's in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar ab 0.30 Uhr live auf DAZN - mit Original-Kommentar zur Auswahl!

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Es hat schon ein wenig was von Hollywood, wie sich Jared Goff und seine Los Angeles Rams von einer Randnotiz innerhalb von lediglich zwei Jahren zum NFC-Vertreter im Super Bowl entwickelt haben. Und es hat auch ein wenig was von Hollywood, wie Jared Goff sein Team dort hingeführt hat - und wie er sich generell so gibt.

Nachdem die Rams im NFC Championship Game bei den Saints schnell mit 0:13 zurückgelegen hatten - auch dank einer Interception Goffs in der eigenen Red Zone - nahm sich der Quarterback seine Kollegen zur Brust und gab eine offenbar eindrucksvolle Rede.

"Jared kam in den Huddle und sagte: 'So wird es nun laufen ...", zitiert The Athletic Right Tackle Rob Havenstein: "Er hat uns die Richtung vorgegeben. Es war jetzt nichts Lebensveränderndes. Es war mehr wie 'Hey, dies ist mein Huddle. So wird das jetzt hier laufen.'" Und die Antwort der Offense war im Grunde ein "Okay, cool." Anschließend startete die Aufholjagd, die zum ersten Super-Bowl-Einzug der Rams seit der Saison 2001 führte.

Dass Goff indes überhaupt eine Ansprache an die Kollegen zustande brachte, ist dabei schon bemerkenswert genug; denn die Lautstärke im Superdome von New Orleans war ohrenbetäubend bei Angriffen der Rams. Es war, als ob man direkt neben einer Boeing 747 stand, deren Jets gerade angingen.

Das hatte zur Folge, dass Goff so seine Schwierigkeiten hatte mit der Kommunikation, vor allem der zwischen dem Quarterback selbst und Head Coach/Play-Caller Sean McVay. "Goff kam ein paar Mal an die Seitenlinie und sagte: 'Ich kann nichts hören.'", verriet Pass-Rusher Dante Fowler Jr. im Nachhinein. Auch McVay gab später zu: "Ich habe noch nie zuvor in so einer Atmosphäre gecoacht."

Jared Goff: Der perfekte QB für das System von Sean McVay

Die Rams lösten es damit, dass Goff öfter mal selbst zur Seitenlinie schritt, anstatt sich auf das Mikro in seinem Helm zu verlassen. Und für Audibles ging er eben direkt zu seinen Kollegen. Goff selbst erklärte, dass er ein wenig brauchte, um sich an die Situation und die Lautstärke zu gewöhnen, doch "sobald wir nach den ersten paar Angriffsserien einen Rhythmus gefunden hatten, fühlte ich mich ziemlich gut".

Für Goff war dieses Spiel - abgesehen vom Ergebnis - ein weiterer wichtiger Schritt in seiner Entwicklung. In der Regel passt er auch deshalb so perfekt ins System von McVay, weil er es sehr gut versteht, Anweisungen umzusetzen und Hinweise zu verstehen. McVay hilft ihm immer wieder bis 15 Sekunden vor dem Snap, wenn die Verbindung gekappt wird, mit Tipps zur gegnerischen Coverage.

Hinzu kommen diverse Mittel, die dem Quarterback dabei helfen, einfachere Reads zu erhalten, wie der schier exzessive Einsatz von Play Action. Schon 2017 führte er die Liga in Yards nach Play Action deutlich an, diese Saison warf er die mit Abstand meisten Touchdowns (16, inklusive Playoffs) aller QBs in diesen Situationen.

Bedenkt man nun, wie überschaubar, wie blass Goff noch in seiner Rookie-Saison auftrat, ist dies ein krasser Turnaround seither. Damals noch war Goff als gefeierter First-Overall-Pick in die Liga gekommen, mit dem klaren Ziel, eine neue Ära der dann wieder instand gesetzten Los Angeles Rams einzuläuten. Doch wirklich inspirierend wirkte dies zunächst nicht.

Goff startete die Saison als Backup hinter einem gewissen Case Keenum und übernahm erst im Laufe der Saison, nur um dann selbst unter den Zwängen des antiquierten Systems vom damaligen Head Coach Jeff Fisher zu leiden. Unter McVay jedoch blühte der Mann, der beim Wonderlic-Test 36 Punkte geschafft haben soll - Daten-Analysten kommen im Durchschnitt auf 32 -, förmlich auf.

Jared Goff, "The Rock" und Halle Berry

Und auch neben dem Platz verhalf ihm seine zweite Saison, in der die Rams erstmals seit 2004 wieder die Playoffs erreichten, zu neuem Ruhm. Der große Blonde aus Kalifornien trat sogar als er selbst in der erfolgreichen HBO-Serie "Ballers" neben Dwayne "The Rock" Johnson auf.

Als er in dieser Saison dann den Audible "Halle Berry" verwendete, machte es selbige hellhörig und sie fragte auf Twitter nach, was dies denn bedeuten soll. Auch wenn er später zugab, ziemlich aufgeregt gewesen zu sein, als er von der Antwort der Oscar-Gewinnerin gehört hatte, postete Goff eine entspannt wirkende Antwort: "Es ist mein Lieblingsplay überhaupt."

Mit Blick auf sein nächstes Spiel dürfte er ebenfalls eine gewisse Aufregung verspüren, schließlich ist es sein erster Super Bowl. Gegen den GOAT, mit dem ihn gar nicht so wenig verbindet. Beide sind sie aus Kalifornien - Tom Brady aus San Mateo, Goff aus Novato - und beide wuchsen sie mit demselben Idol auf: Joe Montana von den San Francisco 49ers. Goff trägt zu dessen Ehren sogar Nummer 16.

Goff allerdings kam mit deutlich mehr Hype in die Liga als erster Pick insgesamt - nicht als 199. im Jahr 2000. Wie Brady zu seinen Anfängen auch profitiert Goff nun aber ebenfalls von einem System, das ihm vieles erleichtert.

Wie die Zahlen suggerieren, könnten ihm die Patriots nun sogar entgegenkommen. Sie spielen hauptsächlich Man Coverage. Und Goff hat gegen Man Coverage ein IQR (Independent Quarterback Rating von Sports Info Solutions) von 114,4. Gegen Zone liegt selbiges bei nur noch 96,7. Auf der anderen Seite aber sind Goffs Zahlen gegen Pressure nicht unbedingt überragend.

Los Angeles Rams: Goff mit Problemen gegen Pressure

Die Patriots verstanden es zuletzt sehr gut, mit Blitzes Druck aufzubauen. In den Wochen 1 bis 13 brachte Goff gegen Pressure 40,4 Prozent seiner Pässe für 4 Touchdowns und 2 Interceptions an. Danach allerdings gingen seine Leistungen in dieser Hinsicht zurück: 47,8 Prozent Passquote bei nur einem Touchdown und 4 Interceptions.

Das schlechteste Spiel der Rams-Offense in dieser Saison war dabei die 6:15-Pleite in Woche 14 in Chicago. Besonders problematisch für Goff damals (3 Sacks, 4 Interceptions) waren dabei die teils exotischen und verschleierten Coverages der Bears. Etwas, wofür auch Bill Belichick mit seiner Defense steht.

Wenn es Goff und McVay nun aber gelingt, auch diese ultimative Hürde zu nehmen, dann hätte die ohnehin schon beachtliche Geschichte um Jared Goff ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden.

Vom Montana-Fan über den ersten Pick im Draft und durch die Talsohle unter Jeff Fisher auf den Thron der NFL. Ein Hauch von Hollywood eben.

Artikel und Videos zum Thema