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Unfassbar! Jacksonville Jaguars schocken Steelers in Pittsburgh!

Die Jacksonville Jaguars haben zum zweiten Mal in dieser Saison in Pittsburgh gewonnen!
© getty

Unglaubliches Spektakel! Die Pittsburgh Steelers sind One-and-Done in den Playoffs, gegen die Jacksonville Jaguars setzte es eine 42:45-Pleite. Dabei wurde es nicht das von vielen erwartete Low-Scoring-Game mit dominanten Defenses - abwechselnd sorgten die Offenses für ein Punkte-Spektakel! Dabei hatten die Jags im Rahmen ihrer Möglichkeiten den besseren Game Plan dabei. Nach dem dominanten Erfolg in Week 5 war es der zweite Jaguars-Erfolg in Pittsburgh in dieser Saison.

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Zwar hatten die Steelers den ersten Moral-Boost auf ihrer Seite - Antonio Brown war wie erwartet rechtzeitig fit geworden und startete. Davon abgesehen aber wurde Pittsburgh zunächst im wahrsten Sinne des Wortes von den Jaguars über den Haufen gerannt: Jacksonville setzte auf einen guten Mix auf harten Inside-Runs und Play-Action-Pässen, was Blake Bortles (14/26, 214 YDS, TD) früh in Rhythmus brachte. Bortles hatte beim ersten Drive mehr Passing-Yards (34) als in der gesamten ersten Hälfte gegen Buffalo in der Vorwoche (33). Auch die Aggressivität im Play-Calling passte, bei 4th&Goal sprang Leonard Fournette in die Endzone.

Und es wurde noch viel bitterer für Pittsburgh, das offensiv Glück hatte, dass Center Maurkice Pouncey nach einem Schubser gegen einen Unparteiischen noch auf dem Platz stand: Myles Jack fing einen Pass von Ben Roethlisberger (37/58, 469 YDS, 5 TD, INT, FUM) spektakulär ab, direkt beim nächsten Play galoppierte Fournette in die Endzone. Jacksonville machte hierbei nichts verrücktes, exekutierte seine Blocks aber gut und gestaltete die Offense für Bortles und Fournette so simpel und gleichzeitig dabei so effizient wie möglich.

T.J. Yeldon beendete einen weiteren vom Run Game und schnellen Bortles-Pässen geprägten Drive aus kurzer Distanz und plötzlich führten die Jags mit 21:0! Erst dann gab es ein erstes Lebenszeichen der Steelers-Offense ein perfekter Touchdown-Pass auf Antonio Brown brachte die Steelers wieder näher ran - jedoch nur kurzzeitig: Roethlisberger hielt den Ball zu lange in der Pocket, Ngakoue schlug ihn raus und Telvin Smith trug das Ei zum Touchdown zurück. Es ging jetzt hin und her, noch vor der Halbzeitpause fing Martavis Bryant bei 4th&11 den 36-Yard-Touchdown und alles war wieder offen.

Das Blatt wendete sich von da an. Pittsburgh kam offensiv mit deutlich besserem Play-Calling aus der Pause und direkt der erste Drive führte - begünstigt durch eine mehr als fragwürdige Strafe gegen Ramsey - das Feld runter, beendet durch einen weiteren perfekten Touchdown-Pass von Roethlisberger auf Bell. So ging es weiter: Die Steelers-Offense fand jetzt eine großartige Balance und setzte der Jags-Defense konstant zu, dazu kamen die Big Plays - wieder bei Fourth Down gelang Brown ein unfassbarer Touchdown-Catch.

Aber Jacksonvilles Offense fand gerade rechtzeitig zurück in die Partie. Bortles gelangen zwei Third-Down-Conversions via Pass, in der Red Zone schlug dann das Play-Calling der Jags nochmals zu: Ein Play-Action-Pass zum Fullback aus der I-Formation heraus, nachdem Jacksonville zuvor klar auf den Run gesetzt hatte, um die Uhr runter laufen zu lassen. Pittsburgh kam durch einen kuriosen Backwards-TD-Pass auf Bell nochmals ran, der Onside Kick klappte aber nicht und Jacksonville machte via Field Goal 1:50 vor dem Ende alles klar. Die Jaguars fahren zum AFC Championship Game nach New England.

Die wichtigsten Statistiken

Pittsburgh Steelers - Tennessee Titans 42:45 (0:14, 14:14, 7:0, 21:17) BOXSCORE

  • Wadenprobleme? Keine Spur davon: Antonio Brown (7 REC, 132 YDS, 2 TD) hatte zwei spektakuläre tiefe Touchdown-Pässe, beide gegen A.J. Bouye - der in dieser Saison keinen einzigen Touchdown in Coverage zugelassen hatte.
  • Leonard Fournette (25 ATT, 109 YDS, 3 TD) ist der erste Rookie in der NFL-Geschichte, der im ersten Viertel eines Playoff-Spiels zwei Rushing-Touchdown auflegen konnte.
  • Zu Beginn der zweiten Hälfte verzeichnete Roethlisberger, maßgeblich bedingt durch das verbesserte Play-Calling, 14 Completions in Folge - ein neuer persönlicher Bestwert. Big Ben ist der erste Quarterback aller Zeiten, der trotz fünf Touchdown-Pässen ein NFL-Playoff-Spiel verliert.
  • Einige historische Statistiken zu einer spektakulären Partie: Das letzte Mal, dass Pittsburgh nach dem ersten Viertel mit 14 Punkten hinten lag und noch gewann war 1997 - seither lautet die Bilanz mit dieser Partie: 0-11. Umgekehrt standen Teams in den Playoffs, wenn sie nach dem ersten Viertel mit 14 Punkten führten, vor dieser Partie in den Playoffs bei 17-4. Die Jaguars sorgten für Nummer 15. Die 45 zugelassenen Punkte der Steelers sind ein Franchise-Höchstwert für ein Playoff-Heimspiel.
  • Die Jaguars hatten in dieser Saison neun Spiele, in denen Blake Bortles kein Turnover unterlaufen ist. Alle neun haben sie gewonnen. In Pittsburgh gelang Nummer 10.

Die Stimmen zum Spiel

Jalen Ramsey (Cornerback Jaguars): "Ich habe mich gewundert, warum sie so selbstbewusst waren. Wir haben sie letztes Mal hier verprügelt. Aber letztlich ist uns das völlig egal. Wirklich."

Ben Roethlisberger (Quarterback Steelers): "Ich plane, nächstes Jahr ebenfalls zu spielen."

Mike Tomlin (Head Coach Steelers, über den frühen Onside Kick): "Wir wollten den Ball zurück. Wir hatten sie nicht überzeugend genug gestoppt, um einen anderen Ansatz zu wählen. Die Jaguars haben die Momente gewonnen."

Der Knackpunkt: Der Touchdown-Drive Anfang des 4. Viertels

Die Partie schien eigentlich zu kippen: Pittsburgh war bis auf einen Touchdown ran gekommen, Jacksonvilles Offense dagegen war völlig ineffizient. Dann kam eine entscheidende Sequenz: Die Steelers blockten den Punt - konnten anschließend aber wieder ein kurzes Fourth Down nicht in ein First Down umwandeln. Wenige Plays später fand Bortles Cole mit einem 45-Yard-Pass und Fournette erledigte aus kurzer Distanz den Rest. Das brachte die Jags wieder mit zwei Touchdowns in Front und statt des möglichen Steelers-Touchdowns zum Ausgleich wurde so der Weg zum Auswärtssieg geebnet.

Das entscheidende Duell: Jaguars-Receiver vs. Steelers-Linebacker

Dass Ryan Shazier den Steelers fehlen würde, war jedem klar. Wie sehr er fehlte, wurde einerseits im Run Game, andererseits aber vor allem auch im Play Action Game der Jaguars-Offense deutlich. Hier waren immer wieder Receiver komplett ungedeckt, die Zuteilungen passten oft nicht und Pittsburgh fehlte Shaziers Explosivität merklich. Nicht umsonst gingen sechs von Bortles' 14 Completions zu Running Backs.

Der Star des Spiels: Telvin Smith

Eine große Frage vor dem Spiel war: Wie würde Jacksonville den Slot und Underneath-Pässe sowie den Run verteidigen können? Die Antworten hatte häufig Smith parat. Der Linebacker sammelte 16 Tackles und trug Roethlisbergers Fumble zum Touchdown zurück. Und auch Bortles muss man loben: Es war mitnichten aufregend, gerade im Vergleich zu Roethlisbergers spektakulärem Auftritt. Aber Bortles setzte seine Konzepte sehr gut um und war mehrfach bei Third Down genau auf den Punkt zur Stelle.

Der Flop des Spiels: Pittsburghs Pass-Rush

Die Steelers steigerten sich im Laufe der Partie und konnten die Line of Scrimmage zumindest gegen den Run kontrollieren. Gegen den Pass dagegen? Hier war es über weite Strecken ein ganz schwacher Auftritt einer Steelers-Front, die diese Jaguars-Line eigentlich in jederlei Hinsicht hätte dominieren sollen. Gerade spät in der zweiten Hälfte, als das Spiel eigentlich schon in Steelers-Richtung zu kippen schien, hatte Bortles in kritischen Momenten immer wieder eine riesige Pocket.

Die Taktik-Tafel

  • Jacksonville hatte offensiv einen wirklich beeindruckenden Game Plan mitgebracht. Die Jaguars setzten offensiv auf genau die Elemente, die ihnen eine Chance gaben: Inside Runs in Kombination mit Play-Action-Spiel aus Running-Formations und bei Run-Downs. Das gab Bortles klare und einfache Reads, immer wieder waren Receiver hierbei komplett offen.
  • Das änderte sich erst, als Pittsburghs Front den Run in der zweiten Hälfte, als Fournette nach einer Knöchelverletzung möglicherweise noch angeschlagen war, deutlich besser stoppte. Das brachte den Offensiv-Motor merklich ins stottern, auch dank Bortles kamen die Gäste spät in der Partie zurück ins Spiel.
  • Die Steelers auf der anderen Seite? Es war ein Game Plan und Play-Calling, das in der ersten Hälfte in seiner Fatalität durchaus an die Falcons gegen Philadelphia am Vorabend erinnerte. Anstatt Jacksonville da zu attackieren, wo diese Defense am ehesten schlagbar ist (im Run Game und mit Slot-Receivern), war Pittsburgh viel zu verspielt.
  • Im Klartext: Unverständlich viele Empty Formations, mitunter absurde Play-Calls - etwa der tiefe Pitch bei 4th&1 im ersten Viertel der krachend scheiterte - und kaum mal der Versuch, Matchups gezielt zu attackieren. Bedenkt man die Feuerkraft, welche diese Steelers-Offense in wirklich jederlei Hinsicht mitbringt, war das desolat.
  • Das änderte sich eindrucksvoll nach der Pause, Pittsburgh nahm hier die genau richtigen Anpassungen vor: Mehr Motion, mehr Screens, die Tight Ends besser ins Passing Game eingebunden und Bell über das Scheme im offenen Feld - die Steelers stellten Jacksonvilles Defense so vor große Probleme. Was aber blieb waren die unerklärlichen Play-Calls bei Fourth Down, wo Pittsburgh zu clever sein wollte und sich hier ganz besonders selbst im Weg stand.
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