NFL

Fehleranalyse: Was war los bei den Playoff-Teams?

Für Cowboys, Lions, Dolphins und Raiders endet die Saison ungeplant vorzeitig
© getty

Die Regular Season biegt auf die Zielgerade ein, pünktlich zum Abschluss des Kalenderjahres steht das Saisonfinale an! Dabei sind noch einige Playoff-Plätze offen, für viele Teams aber geht es in Week 17 auch nur noch um die Ehre. SPOX blickt auf die Teams, die bereits raus sind aus dem Rennen. Heute: Die Dallas Cowboys, die Detroit Lions, die Oakland Raiders und die Miami Dolphins - vier Playoff-Teams der Vorsaison.

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Disclaimer: Wie schon in der vergangenen Saison betreibt SPOX bei den Teams, die rechnerisch aus dem Playoff-Rennen ausgeschieden sind, eine Fehleranalyse - inklusive Blick in die Zukunft.

Teil I: Bears, Broncos, Texans, Buccaneers, Colts, 49ers, Giants und Browns

Teil II: Packers, Redskins, Cardinals, Jets und Bengals

Miami Dolphins (aktuelle Bilanz: 6-9)

Was lief falsch? Hier muss man zurückgehen bis in den vergangenen August, als eine Knieverletzung die Saison für Quarterback Ryan Tannehill beendete, ehe sie überhaupt begonnen hatte. Die Verpflichtung von Jay Cutler, der Head Coach Gase und dessen Offense zumindest in Teilen bereits kannte, war angesichts der Umstände keine schlechte Notlösung - allerdings hätte die nur funktionieren können, wenn das Run Game, die eigentliche Identität der Dolphins in der Vorsaison, das Team wieder hätte tragen können.

Davon war 2017 überhaupt nichts zu sehen. Miamis Offensive Line machte im Run Blocking mehrere Schritte zurück und gehörte hier zum Liga-Bodensatz. Gase traute seiner Offensive Line in der Folge merklich nicht, was in extrem konservativen Game Plans und einer völlig harmlosen Offense resultierte. Der Verlust der eigenen offensiven Identität ebnete dann auch den Weg für den Trade von Jay Ajayi, während Cutler sowie während dessen verletzungsbedingter Zwangspause auch Matt Moore kaum Zählbares beitragen konnten.

Und defensiv? Phasenweise kränkelte die Run-Defense, gelegentlich war auch der Pass-Rush problematisch. Der gemeinsame Nenner: Das Linebacker-Corps ist und bleibt ein Problem in South Beach.

Was bleibt in dieser Saison? Zunächst einmal die Rolle des Spielverderbers: Die Dolphins können mit einem Sieg am Sonntag Buffalos Playoff-Träume endgültig zerstören und die berüchtigte Playoff-Durststrecke des Division-Rivalen verlängern.

Ansonsten bleibt vereinzelte Hoffnung für die Zukunft, Cornerback Xavien Howard hat genauso für Optimismus gesorgt wie Kenyan Drake. Nachdem Ajayi weg war, übernahm Drake zunehmend eine tragende Rolle und seine Vielseitigkeit gab Miamis Offense mehr Tiefe und Flexibilität.

Es bleibt aber auch die Erkenntnis, dass Miami kaum vernünftige Bausteine für die Zukunft hat. Cam Wake hatte eine sehr gute Saison, wird zum Start der 2018er Spielzeit aber 36 Jahre alt sein. Bei aller Qualität, die Ndamukong Suh ohne Zweifel mitbringt, wird Miami über vertragliche Umstrukturierungen nachdenken: Suh belastet den Cap über die nächsten beiden Jahre mit 26,1 und 28,1 Millionen Dollar.

Im Passspiel muss Gase künftig außerdem wieder mehr Mut und Kreativität an den Tag legen, kurze Pässe zu Jarvis Landry sind die einzige echte Konstante.

Wie geht es weiter? Einen radikalen Umbruch wird es in Miami nicht geben, zumindest nicht was den Trainerstab angeht. Doch der Kader braucht in vielen Bereichen dringend Verbesserung: Linebacker, Tight End - der in der Offense von Adam Gase eigentlich eine durchaus prominente Rolle einnehmen kann - sowie Offensive Linemen stehen auf der Prioritätenliste weit oben. Sollte es zu keiner Einigung mit Jarvis Landry kommen, würde Miami Berichten zufolge den Franchise Tag oder zumindest den Transition Tag für den Receiver verwenden.

Und auch auf der Quarterback-Position sind Neuerungen denkbar. Tannehill ist zunächst der klare Starter, kehrt aber auch nach langer Verletzungspause zurück und wird im Sommer 30 Jahre alt. Cutler ist weg, daran zweifelt niemand, und auch der Verbleib von Matt Moore (Vertrag läuft aus) ist alles andere als garantiert.

Oakland Raiders (6-9)

Was lief falsch? Abgesehen von schweren und langfristigen Verletzungen so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann: Die Raiders erfuhren einerseits die erwartbare Regression, nachdem sie in der Vorsaison eine ungewöhnlich knappe Point-Differential sowie eine ungewöhnlich hohe Turnover-Ratio vorwiesen. Andererseits schafften es die Coaches aber auch nicht, das Potenzial des Kaders auch auf den Platz zu übertragen.

Das wiederum lag einerseits an individuell sehr schlechten Auftritten von eigentlichen Säulen wie Derek Carr, Michael Crabtree oder Amari Cooper, bei denen die Raiders hoffen müssen, dass diese Saison tatsächlich ein Ausrutscher und kein Trend war. Andererseits lag es aber auch am Scheme und am Play-Calling: Obwohl die Line noch immer mehr als solide spielte und das Passing Game gleichzeitig eindimensional und extrem anfällig war, setzten die Coaches nicht ansatzweise konstant genug auf den Run - 23,1 Runs pro Spiel, nur Detroit und Miami hatten weniger.

In der Offseason wurde an den vermeintlich entscheidenden Schrauben gedreht: Ein Matchup-Tight-End in Jared Cook, mit Cordarrelle Patterson ein dynamischer Returner und natürlich der "Heimkehrer" Marshawn Lynch als Hammer für eine Offense, der dieses Element 2016 fehlte. Diese Saison hat gezeigt, dass gerade Carr mehr Hilfe vom Scheme und dem Play-Calling benötigt.

Was bleibt in dieser Saison? Wichtige Erkenntnisse, man kann die Raiders-Saison 2017 getrost unter "lehrreiche Erfahrungen" abspeichern. Die Offense muss mehr an Carr angepasst werden und braucht mehr Antworten auf simple defensive Konter-Taktiken. Unter anderem ein besserer Einsatz des Play-Action-Games täte nicht weh.

Defensiv begann die Saison verheerend, hier hat der Coordinator-Tausch schon wahre Wunder bewirkt: Unter Pagano sind die Pressure-Konzepte deutlich effizienter, die Edge-Rusher kommen viel besser zur Geltung und prompt hat sich die Coverage über die vergangenen Wochen gesteigert. Die Rookies Gareon Conley und Obi Melinfonwu kamen in ihrer ersten NFL-Saison verletzungsbedingt kaum zum Einsatz, die Secondary sollte also 2018 ein deutlich anderes Gesicht haben.

Zum Abschluss gibt es immerhin noch die Rolle des Spielverderbers: Mit einem Sieg über die Los Angeles Chargers würde Oakland alle Playoff-Träume des Division-Rivalen begraben.

Wie geht es weiter? Der Ausblick ist bei den Raiders durchaus brisant, denn neben den offensichtlichen, sportlichen Coaching-Schwächen während der Saison soll es auch hinter den Kulissen die eine oder andere Unstimmigkeit gegeben haben. Ein neuer Offensive Coordinator scheint fast garantiert, die Frage ist eher: Gibt es den kompletten Austausch des Trainerstabs?

In welche Richtung es auch geht, die oberste Priorität muss sein, die Offense deutlich innovativer zu gestalten. Hierbei ein weiterer offener Aspekt: Macht Marshawn Lynch weiter, oder muss sofort ein neuer Running Back her? Lynch war auch 2017 wieder einer der besten Running Backs in puncto Yards nach Gegnerkontakt, die Kombination mit der Line funktioniert. Mittelfristig aber muss sich Oakland hier so oder so neu aufstellen.

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