NFL

Das Gefühl der Leere - Die Saison der Enttäuschten

Von Pascal De Marco
Die Cleveland Browns laufen Gefahr, die Saison ohne Siege zu beenden
© getty

Rebuilding-Prozesse, Verletzungspech und maßlose Enttäuschungen sind Gründe für die Mannschaften, die schon jetzt keine Chancen mehr auf die Playoffs haben. Mit Teams wie den Cleveland Browns, den San Francisco 49ers und Chicago Bears haben an dieser Stelle wohl die meisten gerechnet. Doch das sich die Tampa Bay Buccaneers, die New York Giants und die Denver Broncos schon früh aus dem Rennen verabschieden mussten, sind Überraschungen. SPOX erklärt wie es dazu kam und wie es für die Teams weiter geht.

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Disclaimer: Wie schon in der vergangenen Saison betreibt SPOX bei den Teams, die rechnerisch aus dem Playoff-Rennen ausgeschieden sind, eine Fehleranalyse - inklusive Blick in die Zukunft. Die ebenfalls bereits eliminierten Washington Redskins kommen aus Platzgründen im zweiten Teil kommende Woche unter.

Chicago Bears (aktuelle Bilanz: 4-9)

Was lief falsch? Früh in der Saison hat man gemerkt, dass es wohl erneut nicht zu einem größeren Sprung reichen würde und so entschied man sich schon in Week 5, Quarterback Mike Glennon durch Mitchell Trubisky zu ersetzen und ihn bereits eher als ursprünglich gedacht mit wertvoller Spielzeit zu versorgen. Spielzeit, die seiner Entwicklung gut tun wird und Spielzeit, die bereits das ein oder andere Mal andeuten konnte, was in dem 23-Jährigen steckt.

Dennoch gibt es Zweifel ob Trubisky tatsächlich die Entwicklung zum Franchise-Quarterback vollziehen kann. Oder anders gesagt. Der Weg dahin wird noch lange. Dinge, die seinen Wert zu College-Zeiten stark haben steigen lassen, sind noch nicht wirklich auf das Spiel übertragen worden. Hierzu zählt die Pass-Genauigkeit. Allerdings mangelt es den Bears auch ohne jeden Zweifel an Waffen. Der 2015er First-Round-Pick Kevin White hat in zwei Jahren fünf Spiele absolviert. Zach Miller verletzte sich im Laufe der Saison übel und Spieler wie Kendall Wright zählen deshalb schon zu den besten Targets für den Rookie.

Ganz schlecht ist die Saison der Bears ohnehin nicht gelaufen. Sie hatten durchaus ihre Momente und haben bei Siegen gegen derzeitige Playoff-Aspiranten wie die bereits als Division-Sieger feststehenden Steelers, die Ravens und Panthers Ausrufezeichen setzen können. Außerdem konnten nur drei der neun Niederlagen durch mehr als einen Score Unterschied entschieden werden.

Was bleibt in dieser Saison? Zum zehnten Mal in elf Jahren verpassen die Bears die Playoffs. Ausstehend bleiben Spiele bei den Lions und bei den Vikings, sowie einer Partie auf heimischem Boden gegen die Browns, der womöglich letzten Chance für John Fox, nicht der Coach mit den geringsten Siegen in der Franchise-Geschichte zu bleiben. Für Trubisky hingegen ist jedes weitere Spiel auf dem Pro-Level Gold wert. Eine finale Bewertung sollte man nach dieser Saison selbstredend noch nicht tätigen.

Wie geht es weiter? Mit der schlechtesten Bilanz aller Coaches in der Geschichte der Franchise ist der Job für Fox (12-32) in Chicago nach drei Jahren wohl nicht mehr zu retten. Im Hinblick auf den Kader gibt es einen enorm großen Bedarf: Die Bears haben keinen einzigen Receiver, der mindestens 50 Receptions auf dem Konto hat. Man muss Trubisky unbedingt Waffen zur Hand geben. Positiv festzuhalten, auch für 2018: Die Front Seven sowie das Running-Back-Duo bestehend aus Tarik Cohen und Jordan Howard.

Denver Broncos (aktuelle Bilanz: 5-9)

Was lief falsch? Viele Teams nutzen die Bye Week um sich länger mit dem nächsten Gegner beschäftigen zu können und Verletzungen auszukurieren. Die Broncos wünschten sich wohl im Nachhinein, dass sie in dieser Saison ausgefallen wäre. Denn genau die Bye Week in Week 5 hat einen Bruch bedeutet, mit dem wohl niemand gerechnet hätte. Dabei hat alles gut angefangen und selbst die Offense um Trevor Siemian wirkte nach den ersten zwei Wochen erfrischend und durchschlagskräftig.

Dies allerdings verflachte schnell. Der Schocker nach der Bye war die Niederlage gegen die bis dahin sieglosen Giants. Die Broncos konnten sich seit dem nicht mehr rehabilitieren und verloren acht Spiele in Serie. Das ist ihnen zuletzt vor 50 Jahren passiert. Verwunderlich dabei: Die Defense spielt weiterhin gut und erlaubt sowohl gegen den Pass, wie auch gegen den Run enorm wenig was Yards pro Play angeht. Und dennoch kam diese Negativserie zustande.

Grund dafür ist die erschreckend schwache Offense. Siemian und Co. produzierten zu viele Ballverluste und konnten das Feld schlichtweg nicht hinunter marschieren. Der Gegner kam immer wieder in aussichtsreicher Position in Ballbesitz. Situationen, in denen auch eine Elite-Defense wie die der Broncos nicht mehr viel machen konnte. Auch ein zwischenzeitlicher Einsatz vom zurückgeholten Brock Osweiler brachte keine Besserung. Dabei ist in der Line, im Backfield und im Receiving-Corps durchaus Qualität vorhanden. Die Quarterback-Position aber ist die enorme, alles überragende Baustelle dieses Teams.

Was bleibt in dieser Saison? Ein Blowout-Sieg gegen die Jets beendete die Negativ-Serie und verschaffte Coach Vance Joseph noch einmal ein wenig Luft im Kampf um seinen Job, zumal ein Sieg über die Colts am Donnerstagabend folgte. Ein weiterer Erfolg ist im Spiel gegen die Redskins drin und gegen die Chiefs geht es zum Abschluss nochmal um Prestige und darum, dem Rivalen eine mögliche Playoff-Teilnahme zu verhindern. Gelingt das, so könnte die Saison doch noch ein versöhnliches Ende nehmen.

Wie geht es weiter? Eines ist jedem klar: Die Broncos brauchen einen neuen Quarterback. Springt keine gute Draft-Platzierung heraus, so wird man die Free Agency nutzen und Möglichkeiten bei Kandidaten wie Kirk Cousins, Eli Manning und Alex Smith in Erwägung ziehen. Weitere Baustellen sind die O-Line und Inside Linebacker. Bei Joseph gibt es widersprüchliche Berichte - manche vermelden eine Entlassung nach nur andere Saison, andere einen Verbleib zumindest für 2018. Hier könnten die letzten Saisonspiele nochmals einen Ausschlag geben.