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Wo spielt Tony Romo 2017?

Romo spielt seit 2003 für die Dallas Cowboys und bringt es in der Regular Season auf 34.183 Passing-Yards und 248 TDs
© getty

Über Jahre war er der unangefochtene Franchise-Quarterback der Dallas Cowboys - doch die Zeit von Tony Romo in Big D geht mit großen Schritten ihrem Ende entgegen. Der 36-Jährige hat seinen Platz an Dak Prescott verloren, alles deutet auf den Abschied in den kommenden Tagen hin. Doch welche Optionen gibt es, und vor allem: Welches Team macht für Romo Sinn?

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Für einen kurzen Moment war es wie in alten Tagen, an jenem 1. Januar 2017: Zum Regular-Season-Finale gegen Division-Rivale Philadelphia kam Tony Romo beim Stand von 3:3 früh im zweiten Viertel ins Spiel. Romo zerpflückte die Eagles-Defense auf Anhieb, fand seine offenen Receiver und brauchte nur vier Pässe, um seine Cowboys zum Touchdown in die Endzone zu führen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verließ der 36-Jährige anschließend den Platz.

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Romos Welt schien für ein paar Minuten wieder im Gleichgewicht. Allein: Es waren einige Minuten im Vakuum des Moments. Es sollte Romos einziger Drive in der 2016er Saison bleiben, seine einzigen vier Pässe, sein einziger Touchdown.

Nach der erneuten Rückenverletzung, erlitten in der Preseason im Spiel gegen die Seattle Seahawks, war Rookie Dak Prescott eindrucksvoll eingesprungen. Mit Prescott marschierten die Cowboys bis zum NFC-Top-Seed, ihm gehört ohne Frage die Zukunft in Big D. Das erkannte letztlich auch Romo an, als er Mitte November auf einer ungewöhnlich offenen Pressekonferenz erklärte, dass Prescott sich den Startplatz verdient habe.

Dass der Routinier, der den Cap 2017 mit 24,7 Millionen Dollar belasten würde (Vertrag bis 2019), in Dallas bleibt, ist kaum vorstellbar. Vielmehr häufen sich die Gerüchte, wonach Romo noch vor dem Start der Free Agency am 9. März entlassen (Dead Cap: 19,6 Millionen Dollar) oder via Trade abgegeben wird. Team-Besitzer Jerry Jones werde sich "eher früher als später" mit Romo zusammensetzen, kündigte Cowboys-Vizepräsident Stephen Jones am Dienstag auf der Team-Website an.

Weiter führte er aus: "Er hat herausragenden Football gespielt und uns große Saisons gegeben. Ich denke, Jerry hat das am besten zusammengefasst: Mit am meisten bereuen wir es, dass wir kein Team um Tony aufbauen konnten, als er gesund war, mit dem er den Super Bowl hätte gewinnen können." Keine Frage - bleibt er fit, kann Romo ein talentiertes Team auch 2017 noch weit bringen. Angesichts seiner Krankenakte ist das allerdings ein durchaus hohes Risiko. Somit bleibt eigentlich nur eine Frage: Wo spielt Tony Romo 2017?

Denver Broncos (Bilanz 2016: 9-7, aktueller Starter: Trevor Siemian)

Das spricht dafür: Die große Titel-Chance. Die Broncos haben noch immer eine Defense, die das Team tragen kann - diese Aufgabe müsste Romo also nicht, wie früher zu häufig in Dallas, zu großen Teilen alleine schultern. Darüber hinaus gibt es mit Demaryius Thomas und Emmanuel Sanders zwei starke Receiver.

Die Gerüchte um einen möglichen Wechsel Romos zu den Broncos kursieren zudem bereits seit Wochen, und am vergangenen Wochenende vermeldeten Medien aus Denver, dass die Verantwortlichen eine Romo-Verpflichtung "zumindest diskutieren" würden. Auch NFL-Network-Insider Ian Rapoport berichtete am Dienstag, dass die Broncos bei Romo in der Pole-Position seien, vorausgesetzt, der stimmt einer Gehaltskürzung zu. Denver hat zwar mit Paxton Lynch seinen möglichen Quarterback der Zukunft in der ersten Runde des vergangenen Drafts geholt, Lynch aber wird Zeit brauchen und könnte hinter Romo lernen.

Das spricht dagegen: Die Offensive Line. Denver hatte in der Vorsaison in Pass-Protection eine der schwächsten Lines überhaupt, im Run-Blocking war sie bestenfalls unterer Durchschnitt. Die Broncos hatten folgerichtig ein extrem inkonstantes Run Game und brachten lediglich 3,6 Yards pro Run zustande, nur die Giants (3,5), die Rams (3,3) und die Vikings (3,2) waren hier noch schlechter. In der Folge ruhte viel zu häufig zu viel auf den Schultern von Trevor Siemian, und Left Tackle Russell Okung wird Denver zudem verlassen. Ebenfalls nicht zu vergessen: Die Broncos bauen ihren Trainerstab großflächig um, hier regiert also durchaus eine ordentliche Portion Ungewissheit.

Houston Texans (9-7, Brock Osweiler)

Das spricht dafür: Ähnlich wie Denver verfügt auch Houston über eine sehr starke Defense. Der deutliche Leistungssprung von Jadeveon Clowney und Whitney Mercilus in der Vorsaison, kombiniert mit der Rückkehr des wieder genesenen J.J. Watt gibt den Texans die vielleicht beste Front in der NFL. Mit DeAndre Hopkins hat Houston darüber hinaus einen legitimen Nummer-1-Receiver, im Backfield wartet Lamar Miller und die Gegner in der AFC South sind definitiv schlagbarer, als Denvers Konkurrenz in der AFC West.

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Das spricht dagegen: Brock Osweiler. Die Texans können Osweiler trotz maßlos enttäuschender Saison bei 25 Millionen Dollar Dead Cap kaum entlassen. Bleibt er, belastet er den Cap noch immer mit 19 Millionen Dollar. Romos Vertrag zusätzlich dazu? Selbst wenn er auf Geld verzichtet wohl nur schwer machbar. Und auch mit Blick auf die Scheme-Umstellung wäre ein Wechsel nach Houston nicht ganz ungefährlich: Die Texans spielen eine Variante der aus New England bekannten Erhardt-Perkins-Offense, die mit ihrer Fokussierung auf Konzepte statt einzelne Routes eine gewisse Eingewöhnungszeit fordert.

Chicago Bears (3-13, Jay Cutler)

Das spricht dafür: Die Bears können mit einer soliden Offensive Line und folgerichtig einem guten Running Game (4,6 Yards pro Run) aufwarten, die Defense zeigte einige vielversprechende Ansätze. Eine persönliche Verbindung gibt es ebenfalls: Bears-Geschäftsführer Ryan Pace war Team-Kapitän in Eastern Illinois, als Romo 1999 seine Zeit an der Schule begann. Chicago will das Kapitel Jay Cutler allem Anschein nach endgültig beenden und könnte mit dem dritten Pick im Draft seinen Quarterback der Zukunft ziehen. Der würde in diesem Szenario dann idealerweise noch etwa zwei Jahre hinter Romo lernen und reifen.

Das spricht dagegen: Im Gegensatz zu Houston und Denver ist Chicago auch mit Romo nicht auf einen Schlag ein Contender, was aus beiden Perspektiven problematisch ist: Romo hat angesichts seiner Verletzungsprobleme in den letzten Jahren mutmaßlich nicht viel mehr als zwei weitere Spielzeiten in der NFL im Tank, Chicago müsste eine hohe finanzielle Verpflichtung eingehen - und bis das Team auf Contender-Level ist, wäre Romo womöglich gar nicht mehr da. Die Bears haben schlicht mehrere Baustellen, der sich zunehmend andeutende Abgang von Top-Receiver Alshon Jeffery hilft dabei wenig.

Kansas City Chiefs (12-4, Alex Smith)

Das spricht dafür: Die "Was wäre, wenn..."-Frage quält Chiefs-Fans spätestens seit dem Playoff-Aus gegen Pittsburgh wieder einmal. Kansas City verfügt inzwischen mit Travis Kelce, Tyreek Hill und Jeremy Maclin über dynamische Waffen im Passing Game sowie eine solide Offensive Line. Ganz zu schweigen von jeder Menge Feuerkraft in der Defense, wo Safety Eric Berry endgültig langfristig bleibt. Romo soll selbst Interesse an einem Wechsel zu den Chiefs haben, bleibt er fit, könnten die Chiefs mit ihm tatsächlich den ganz großen Wurf schaffen.

Das spricht dagegen: Sind die Chiefs wirklich bereit, sich von Alex Smith abzuwenden? Der 32-Jährige hat fraglos seine Schwächen, insbesondere was das Deep-Passing-Game angeht. Umgekehrt aber ist seine Krankenakte deutlich dünner, Smith kann auch im Running Game ein Faktor sein und leistet sich, bedingt durch seine konservative Spielweise, kaum einmal schwerwiegende Fehler. Vertraglich wäre das wohl machbar: Für Smith dürfte es Trade-Abnehmer geben, selbst bei einer Entlassung bliebe 2017 nur ein Dead Cap über 7,2 Millionen Dollar.

Buffalo Bills (7-9, Tyrod Taylor)

Das spricht dafür: Buffalo ist zwar nicht so weit wie KC, Houston oder Denver, dürfte aber vor etwa den Bears eingeordnet werden. Die Bills hatten in der vergangenen Saison ein herausragendes Running Game und haben defensiv zumindest einige gute Bausteine. Aus Team-Perspektive würde eine Romo-Verpflichtung eine gute Alternative zum intern umstrittenen Tyrod Taylor bieten und sollten sich die Bills tatsächlich von Taylor trennen wollen, müsste man nicht etwa mit Cardale Jones in die Saison.

Das spricht dagegen: Viele Punkte. Die Bills hatten zwar ein gutes Run-Blocking, die Pass-Protection war aber mehr als anfällig. Nummer-1-Receiver Sammy Watkins ist verletzungsanfällig, dahinter wird das Receiving-Corps dünn, und mit den New England Patriots gibt es einen klaren Favoriten innerhalb der Division. Romo soll Berichten zufolge auch selbst kein großes Interesse an Buffalo haben.

Dallas Cowboys (13-3, Dak Prescott)

Das spricht dafür: Romo ist intern unglaublich angesehen, das gilt für die Mitspieler, sowie ganz besonders für Team-Besitzer Jerry Jones. Sollte Dallas keinen Trade-Partner finden, wäre der finanzielle Unterschied aus Sicht der Cowboys zwischen einer Entlassung Romos (19,6 Mio. Dead Cap) und einem Verbleib in Dallas (24,7 Mio. Cap Hit) überschaubar. Mit Romo hätte Dallas einen erstklassigen Backup, sollte sich Prescott verletzen, und gleichzeitig könnte Romo den Youngster weiter unter seine Fittiche nehmen.

Das spricht dagegen: Die finanziellen Aspekte mögen, ein Trade mal ausgeschlossen, überschaubar sein. Die medialen Punkte wären es nicht: Bleibt Romo in Dallas, wäre von außen den kompletten Sommer über die Tür für eine Quarterback-Diskussion offen - umso mehr, falls Prescott dann in seinem zweiten Jahr in der NFL größere Probleme hat, als in seiner Rookie-Saison. Romo mag sich letztes Jahr gefügt haben, eine weitere Saison als Backup dürfte er ohne weiteres nicht hinnehmen.

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