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West-Champs! Seahawks zerlegen Rams

Doug Baldwin fing seinen ersten TD-Pass seit Week 10
© getty

Die Seattle Seahawks (9-4-1) haben den Playoff-Einzug perfekt gemacht! Zum Auftakt in Week 15 gewannen die Hawks zuhause gegen die Los Angeles Rams (4-10) mit 24:3 (0:0, 10:3, 7:0, 7:0). Dabei prägten wie erwartet anfangs die Defenses das Bild, doch in der zweiten Halbzeit machte Seattles Offense schnell alles klar und ebnete den Weg zu einem weiteren Division-Titel!

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Russell Wilson (19/26, 229 YDS, 3 TD, INT) hatte dabei einige gute Szenen, leistete sich aber auch deutliche Fehlwürfe und reihte sich damit in ein insgesamt durchwachsenes Spiel auf beiden Seiten ein. Das war von schwachen Offensive Lines geprägt, Rams-QB Jared Goff (13/25, 135 YDS, FUM) musste spät im Spiel mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung raus.

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Für beide Teams ging zudem im Running Game überhaupt nichts, weder Todd Gurley (14 ATT, 38 YDS), noch Thomas Rawls (21 ATT, 34 YDS) kamen über die 40-Yard-Marke hinaus. Einige Big Plays im Passing Game in der zweiten Hälfte reichten den Seahawks aber, die mit dem Sieg den dritten NFC-West-Titel in den letzten vier Jahren perfekt machen und damit ein weiteres Playoff-Ticket buchen!

Die Stimmen:

Pete Carroll (Head Coach Seahawks): "Das Play des Abends war natürlich Jons Run. Wir zählen das zu unseren Rushing-Yards, also hat es da geholfen. Nein, es war ein tolles Desing und ein tolles Play. Wir haben das Ende dieses Plays aber nicht geübt. Jon hat leider eine Gehirnerschütterung erlitten."

...über Michael Bennett: "Mike geht es gut, er hat einen Hit auf die Hals-Gegend abbekommen, nicht auf den Kopf. Aber mit ihm sollte alles in Ordnung sein."

Richard Sherman (Cornerback Seahawks, über Wilsons Beinahe-Pick kurz vor der Endzone): "Ich bin sauer darüber, dass wir von der 1-Yard-Line werfen. Mir wäre es lieber, wenn wir das machen würden, was die meisten Teams in dieser Situation tun: Die vernünftige Entscheidung treffen, den Ball zu laufen. Das habe ich Pete wissen lassen. Wir haben doch (im Super Bowl gegen New England, d. Red.) schon gesehen, was sonst passiert."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Wir biegen auf die Regular-Season-Zielgerade ein, und folgerichtig fallen erste Entscheidungen - einerseits in Richtung Playoffs, andererseits aber auch im negativen Sinne. Und so reisen die Rams nur wenige Tage nach der ligaweit ersten Trainerentlassung dieser Saison zu den Seahawks: Jeff Fisher ist seit Montag beurlaubt, Special-Teams-Coach John Fassel übernimmt als Interims-Head-Coach.

Allzu viel dürfte er in der kurzen Zeit aber ohnehin nicht verändert haben, somit bleibt abzuwarten, wie sich die zuletzt offensiv wie defensiv desolaten Rams präsentieren. Für Defensive End Robert Quinn (Gehirnerschütterung) ist die Saison jedenfalls beendet. Seattle auf der anderen Seite kommt mit einer deutlichen Pleite im Gepäck zurück aus Green Bay, ein Spiel in dem das Fehlen von Earl Thomas bemerkbar war, Russell Wilson aber auch seine womöglich schlechteste Leistung in der NFL abgeliefert hat.

1. Viertel: Eine Incompletion, ein Screen for Loss und ein Sack - der erste Rams-Drive endet denkbar schlecht. Die gute Nachricht für L.A.: Bei Seattle sieht es zunächst nicht wirklich besser aus. Die Seahawks bekommen zwar gerade so ein First Down, Strafen helfen der Rams-Defense aber zusätzlich. Es folgt ebenfalls ein schneller Punt. Und im Gegenzug können die Rams dann einen ersten vernünftigen Drive zusammenstellen: Zwar verhindert ein Drop von Thomas ein mögliches Big Play, doch öffnen sich einige Lücken im Run Game und anschließend auch für Play Action. L.A. kommt so mit einem ausbalancierten Drive in die Red Zone, wo Goff einen komplett offenen Brian Quick in der Endzone verfehlt. Die Rams spielen das folgende Fourth Down aus, nach Carrolls erfolgreicher Spot-Challenge reicht der Gurley-Run knapp nicht für ein Yard. Turnover on Downs! Wilson versucht wenig später den Trick-Play-Touchdown, sein langer Pass aber endet um ein Haar in einer Interception. 0:0.

2.Viertel: Trotzdem spielt jetzt auch Seattle einen guten Drive, geprägt durch die Blitze der Rams, die ins Leere laufen und von den Seahawks bestraft werden. Auch Seattle spielt dann, nach zum wiederholten Male bitterem Spot durch die Refs, ein Fourth Down aus - und die Rams schenken den Hausherren via Strafe das neue First Down. Wilson lässt sich das nicht nehmen, aus acht Yards findet er den komplett offenen Luke Willson via Play Action zum Touchdown. L.A. legt anschließend erneut ein 3&Out hin - und versucht den Fake Punt! Der Pass von Johnny Hekker aber ist viel zu kurz, Seattle übernimmt an der Rams-30-Yard-Line! Doch auch die Seahawks tun sich aufgrund ihrer O-Line schwer, erhöhen aber per 48-Yard-Field-Goal. Es bleibt das Thema: Kurze Drives, furchtbares Offensive-Line-Play, und zwar jeweils auf beiden Seiten. Nach einem längeren Gurley-Run verkürzt L.A. nochmals seinerseits via Field Goal. 10:3 Seahawks zur Halbzeit.

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3. Viertel: Seattle eröffnet die zweite Hälfte mit einem weiteren schnellen Punt, direkt danach hat Goff bei einem erneuten Fumble - sein dritter über die letzten vier Spiele - Glück, weil der Ball zu ihm zurück springt. Der nächste Sack folgt aber schnell, und somit auch der nächste Punt. Seattle liefert daraufhin vielleicht schon eine Art Vorentscheidung: Endlich gibt es mehrere gute Plays im Passing Game, jeweils per Play Action, und zwei Yards vor der Endzone soll es dann auch ein Play-Action-Pass richten - doch Bryce Hager entreißt Jimmy Graham den Ball in der Luft! So zumindest sieht es aus, die Refs entscheiden aber auf Incomplete. Zwei Versuche später findet Wilson schließlich einen dank spektakulärer Route komplett offenen Doug Baldwin, Touchdown! 17:3 Seahawks.

4. Viertel: Und Seattle macht den Deckel drauf: Eine 57-Yard-Bombe von Russell Wilson auf Lockett, ein deutlicher Coverage-Fehler zwischen Cornerback und Safety - Touchdown! Kurz darauf muss Goff nach einem extrem harten Hit, erfolgt während eines QB-Runs, angeschlagen raus, Verdacht auf Gehirnerschütterung - und dann wird es kurios: Seahawks-Punter Jon Ryan trägt, trotz der deutlichen Führung, den Fake durch die Mitte und marschiert 33 Yards das Feld runter, verliert aber plötzlich den Ball und steckt dann seinerseits einen brutalen Hit ein. Fragwürdiger Call, die Seahawks sichern sich allerdings zumindest den Fumble. Trotzdem ist der Ball wenig später weg, Wilson wirft einen unerklärlichen Pass in Richtung Endzone und in Triple Coverage, Ogletree schnappt zu. Offensiv ist nach wie vor Case Keenum für Goff drin, der ebenfalls primär mit verpassten Gelegenheiten aufgrund schlechter Würfe auffällt und so ist auch schnell Schluss. 24:3 Seahawks.

Der Star des Spiels: Tyler Lockett. Wilson wäre ein denkbarer Kandidat gewesen, hatte aber schlicht zu viele unnötig gefährliche Pässe drin. Lockett dagegen (7 REC, 130 YDS, TD) war nicht nur das einzige Downfield-Element, der Seahawks-Receiver war auch der beste Skill-Position-Spieler auf dem Platz. Wilson hatte ein perfektes Rating (158,3), wenn er Lockett anvisierte. Wenn man aufseiten der Gäste jemanden positiv hervorheben will: Westbrooks und Donald aus der D-Line sowie Kenny Britt, der einige Duelle mit Sherman für sich entschied und mit weitem Abstand der einzige Rams-Spieler war, der im Passing Game Gefahr ausstrahlte.

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Der Flop des Spiels: Jared Goff. Und ja, da sind die Drops und die eigene O-Line mit eingerechnet. Denn was Goff weitestgehend spielte, war schlicht kein NFL-Quarterback-Level. Unglaublich ungenau, der Rookie ließ so Big Plays einfach liegen. Insbesondere der Touchdown-Pass in der ersten Hälfte hätte dem Spiel vielleicht eine andere Richtung geben können. In der zweiten Hälfte ließ dann auch seine Pocket-Präsenz wieder deutlich nach, da lief er mitunter in Sacks. Den heftigen Hit am Ende hätte er sich fraglos auch ersparen können, einen ähnlichen, unnötigen Hit hatte er zuletzt bereits auf sich genommen.

Das fiel auf:

  • Goff fiel wieder durch Pässe auf, auf die er sich scheinbar vor dem Snap festgelegt hatte, was häufig in Würfen deutlich vor den First-Down-Marker resultierte. Positiv: Er bewegte sich zumindest anfangs gut in der Pocket, auch das aber ließ nach.

  • Dabei litt Goff wieder einmal unter den altbekannten Rams-Drops: L.A. kam mit 32 Drops (dritthöchster Wert in der NFL) sowie 13 Drops seit Week 12 (!) in die Partie, mehrere kamen dazu. Auch so wurden Big Plays verhindert, unter anderem, als Michael Thomas Goffs ersten Downfield-Pass schlicht nicht kontrollieren konnte.
  • Das andere Problem für den Rookie-Quarterback: Seattles Pass-Rush hatte erwartet wenige Probleme. Mehrfach gab es deutliche Abstimmungs-Probleme, mit freien Runnern durch die Mitte der Line. Die Rams waren hier deutlich überfordert, Goffs Zahlen in der ersten Hälfte under Pressure: 1/5, 4 YDS, 2 Sacks.
  • Auf der anderen Seite hatte auch die Hawks-O-Line, ebenfalls wenig überraschend, ihrerseits große Probleme. Seattle setzte früh auf schnelle Pässe und Play Action, um die Defizite etwas zu relativieren, während Goff zu häufig den tiefen Drop gehen musste. Die Rams-Front spielte extrem aggressiv, auch mit Blitzen - die aber oft schlecht gespielt oder getimed waren. So bestrafte Wilson den Blitz mit einigen langen Pässen und gut gespielten Screens.
  • Trotzdem hatte die O-Line offensichtliche Probleme, eine Baustelle, die Seattle auch in den Playoffs ohne Frage zum Verhängnis werden kann. Rawls hatte am Ende -10 Yards vor erstem Gegnerkontakt!
  • Die Rams wurden ebenfalls kreativ, setzten etwa einen zusätzlichen O-Liner als Fullback ein und nutzten erneut Tavon Austin über End-Around-Runs. Ein kleiner Erfolg: Gurleys 22-Yard-Run im zweiten Viertel war sein zweiter Lauf in dieser Saison über mindestens 20 Yards. Zum Vergleich, in der Vorsaison hatte er derer elf. Trotzdem war das Run Game unter dem Strich einmal mehr eine Katastrophe.
  • Insgesamt war es sloppy, auf beiden Seiten: Viele Unterbrechungen, viele Strafen auf beiden Seiten, insbesondere vor dem Snap. Kurios: Die Refs hatten in der ersten Hälfte zwei Mal je furchtbare, ein Mal einen zumindest fragwürdigen Ball-Spot bei Third-Down-Plays. Alle drei Male warf Pete Carroll die Challenge-Flag, zwei Mal bekam er Recht - verschwendete so aber auch sämtliche Challenges innerhalb der ersten 17:29 Minuten.
  • Die kuriose Stat des Tages: Ryans Fake-Punt-Run brachte mehr Raumgewinn ein, als fünf der ersten acht Rams-Drives!

Die komplette Week 15 im Überblick

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