NFL

QB-Jäger und Big-Play-Garantie?

J.J. Watt und die Texans-Defense wollen Houston bis in die Divisional-Runde tragen
© getty

Endlich ist es soweit, die Playoffs sind da! Los geht's in der AFC, wo zunächst die Houston Texans die Kansas City Chiefs zu einem Rematch empfangen - beide Teams haben einen überraschend ähnlichen Weg hinter sich. Die Chiefs hoffen auf Top-Pass-Rusher Justin Houston. In Cincinnati steht anschließend der AFC-North-Kracher an: Die Bengals empfangen Pittsburgh ohne Andy Dalton. Die Steelers müssen derweil ohne DeAngelo Williams ran.

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No. 4 Houston Texans (9-7) - No. 5 Kansas City Chiefs (11-5) (Sa., 22.35 Uhr)

Der Weg in die Playoffs:

Houston: Rückblick, Houston Ende Oktober. Es schien, als wäre alles vorbei. Die Saison, die Playoff-Träume, vielleicht gar die Amtszeit von Head Coach Bill O'Brien. Der hatte noch im ersten Spiel seinen Quarterback getauscht, statt Brian Hoyer durfte doch Ryan Mallett ran - und drei Wochen später hieß es dann: Kommando zurück. Das Team verlor indes unter anderem mit 21:38 in Atlanta und mit 20:27 gegen stark angeschlagene Colts. Dann aber folgte der wahre Schocker: Houston wurde beim 26:44 in Miami komplett gedemütigt, die Dolphins führten mit 41:0 zur Halbzeitpause.

Und es sollte noch schlimmer kommen. Arian Foster, gerade erst wieder genesen und einer der wenigen Lichtblicke in Houston bis dato, brachte eine Achillessehnenverletzung aus South Beach mit. Saisonaus. Doch kurioserweise war es der Anfang der Wende: Houston schockte die Bengals in Week 10, schlug, auf dem Rücken einer inzwischen stark verbesserten Defense, die Jets und die Saints und im Saisonendspurt sicherten sich die Texans mit drei Division-Siegen den Titel in der (zugegebenermaßen enttäuschend schwachen) AFC South.

Kansas City: Die Chiefs haben ein ähnliches Szenario hinter sich wie ihr Wildcard-Gegner - rein auf die Ergebnisse bezogen ging es gar noch dramatischer zu. Kansas City schlug die Texans zwar zum Auftakt mit 27:20, danach setzte es aber fünf Pleiten in Folge. Zum Teil gegen starke Gegner (Cincinnati, Green Bay früh in der Saison), zum Teil durch selbstverschuldete Fehler (gegen Denver in Week 2), zum Teil durch schwache Auftritte (gegen Chicago). Zusammenfassung: Auch die Playoff-Träume der Chiefs schienen sich frühzeitig dem Ende zuzuneigen.

Die Parallelen gehen gar noch tiefer, denn Kansas City verlor ebenfalls seinen Star-Running-Back. Für Jamaal Charles war die Saison nach fünf Spielen aufgrund eines Kreuzbandrisses vorzeitig beendet. Doch niemand verfiel in Panik. Stattdessen steigerte sich die Offensive Line von Woche zu Woche und das Passspiel über Alex Smith und Jeremy Maclin klappte immer besser - zunehmend sogar mit vereinzelten tiefen Pässen. In der Defense etablierten sich Eric Berry und Marcus Peters, so dass Kansas City nach der Pleiten-Serie zehn (!) Spiele in Folge gewann und den Division-Titel nur knapp verpasste.

Die aktuelle Situation:

Houston: In der kompletten zweiten Saisonhälfte hat Houston nur zwei Mal mehr als 24 Punkte zugelassen: Gegen Buffalo (21:30) und gegen die Patriots (6:27). Klammert man diese beiden Spiele aus, gelangen Texans-Gegnern in sechs Spielen ganze 8,5 Punkte pro Spiel! Die Defense ist das absolute Prunkstück in Houston, angeführt von J.J. Watt, der nach auskuriertem Handbruch seine zweite Hand inzwischen auch wieder voll benutzen kann.

Offensiv bleibt das Running Game eine wacklige Angelegenheit, mit Ausreißern nach oben und nach unten. Nach der Regular Season stehen allerdings lediglich 3,7 Yards pro Run und damit zu wenig für eine Offense, die im Passing Game nicht wirklich explosiver ist. Zwei Fragen bleiben: Was macht Houston, wenn Receiver DeAndre Hopkins nicht ins Spiel findet? Und wie wird der schwerwiegende Ausfall von Left Tackle Duane Brown aufgefangen?

Das SPOX-Panel zu den Playoffs: "Versagt Manning, ist Ende!"

Dem Zufall wird jedenfalls nichts überlassen, wie O'Brien ausführte: "Vor einem Regular-Season-Spiel schaust du dir von deinem Gegner vielleicht die drei, vier letzten Spiele oder die Partien gegen einen bestimmten Gegner an. Jetzt siehst du alle Snaps und versuchst, überall einen Vorteil für dein Team zu finden. Egal ob Down, Distance, Situation, auswärts, zuhause, Special Teams, wie Alex Smith in welcher Situation agiert. All diese Dinge. Wir müssen uns wirklich detailliert vorbereiten."

Kansas City: O'Briens Gegenüber am Samstag, Andy Reid, weiß ebenfalls schon genau, worauf es für sein Team ankommen dürfte: "Houston spielt wirklich gut, sie hatten zuletzt acht Sacks gegen Jacksonville. Das wird eine tolle Herausforderung für unsere Offensive Line, darum geht es. Wir spielen in der O-Line nicht immer schön. Aber diese Jungs kämpfen Woche für Woche, und das gilt es, zu würdigen."

Vor allem im Run-Blocking haben die Chiefs eine beachtlich starke Einheit, was die 4,7 Yards pro Run erklären. Lediglich Buffalo und Tampa Bay (je 4,8) sind hier noch besser. Bei den Rushing-Touchdowns (19) steht zudem niemand vor Kansas City. Darüber hinaus hat KC inzwischen ein zumindest solides, verlässliches Passspiel - und so etwas wie einen Playoff-Quarterback!

Alex Smith hat inzwischen drei Starteinsätze in der Postseason auf dem Konto. Seine Bilanz: 873 Passing-Yards, neun Touchdowns, keine Interception. Und auch die Chiefs haben eine durchaus fähige Defense, die während der Zehn-Spiele-Siegesserie nur 12,8 Punkte pro Spiel zuließ und unter dem Strich 16 Turnover mehr als ihre Gegner verzeichnete.

Players to Watch:

Houston: Houstons Front Seven. Kein Geheimnis hier, denn die Texans müssen dieses Spiel über ihre Front Seven gewinnen. Wichtig dabei: J.J. Watt muss entlastet werden, sollten ihn die Chiefs doppeln. Dabei muss die Front auch gegen das Running Game stark verteidigen, bei den sieben Texans-Pleiten in dieser Saison verzeichneten die Gegner im Schnitt 152,1 Rushing-Yards. Nur ein Houston-Bezwinger blieb unter 110 Rushing-Yards: Die Chiefs in Week 1.

Watt steht zwar unweigerlich im Fokus, doch auch Whitney Mercilus setzte im Saisonendspurt einige Ausrufezeichen. Hier winkt eine Chance für die Texans, alleine aus Watts Präsenz Kapital zu schlagen. Als Joker in der Hinterhand bleibt Jadeveon Clowney, der trotz Fußverletzung am Donnerstag eingeschränkt mittrainierte.

Kansas City: Justin Houston. Der absolute X-Faktor beim Playoff-Opener. Zunächst einmal bleibt abzuwarten, ob der beste Outside Linebacker der NFL überhaupt spielen kann. Eine Knieverletzung zwang Houston in den vergangenen fünf Spielen zum Zuschauen, alles deutet aber auf ein Comeback pünktlich zur Postseason hin.

Wenn Houston spielen kann, könnte er das Spiel an sich reißen. Houston kann der Texans-Offense ohne Left Tackle Brown den Rhythmus nehmen und verhindern, dass die Hausherren ins Rollen kommen. Gelingt das, wird der Druck auf Houstons Defense mit der Zeit zu groß.

Darauf kommt es an:

Neben Justin-Houston-gegen-die-O-Line könnte Kansas City die Texans-Offense auch anderweitig massiv einschränken: Wenn die Secondary um Peters Top-Receiver Hopkins (111 Receptions, 1521 Receiving-Yards in der Regular Season) halbwegs ausschalten kann, werden Brian Hoyer schnell die Mittel ausgehen.

Umso wichtiger wird es für die Texans, ein stabiles Running Game aufzuziehen und so den Pass-Rush der Chiefs zumindest ein wenig aus dem Spiel zu nehmen. Alfred Blue legte einen starken Schlussspurt (4,5 Yards pro Run über die letzten drei Spiele) hin, in den Playoffs muss er daran anknüpfen.

Prognose: Houston wird mit großen Emotionen und jeder Menge Fan-Unterstützung in die Partie starten. Doch die Chiefs haben mit ihrem konstanten Running Game die Möglichkeit, einem solchen Gegner den Zahn zu ziehen. So wird es ein extrem enger Schlagabtausch, den das Team gewinnt, dessen Running Game besser ins Rollen kommt - und das werden die Chiefs sein. Kansas City gewinnt sein erstes Playoff-Spiel seit 22 Jahren.

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