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Cards gewinnen unfassbaren Thriller

Die Arizona Cardinals hatten in einem Mega-Drama das bessere Ende für sich
© getty

Es war ein Instant Klassiker: Die Arizona Cardinals überleben ein Herzschlagfinale gegen die Green Bay Packers und brauchen dabei jede Menge Glück. Die Packers auf der anderen Seite erzwingen mit einem Hail-Mary-Touchdown die Overtime, wo ihnen ein sensationeller Larry Fitzgerald aber den Todesstoß versetzt. Es war das würdige Ende einer an Drama kaum zu überbietenden Partie, in der die Packers dem Sieg lange näher waren.

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In einem unglaublich intensiven Spiel war von der 38:8-Packung, die Arizona den Packers vor drei Wochen beigebracht hatte, absolut nichts zu spüren. Green Bay war über weite Strecken gar das bessere Team - weil Aaron Rodgers (24/44, 261 YDS, 2 TDs, INT) herausragend improvisierte und mit einem No-Name-Receiving-Corps die Cards-Secondary teilweise zerpflückte. Carson Palmer (25/41, 349 YDS, 3 TDs, 2 INT) dagegen lieferte eine schwache Partie ab. Spät aber hatte er zunächst Glück und dann seinen besten Moment - sowie den mit weitem Abstand besten Receiver auf dem Platz in seinen Reihen.

Die Stimmen:

Bruce Arians (Head Coach Cardinals): "Manchmal musst du für mehr als 60 Minuten alles geben. Wir wussten, dass das ein schweres Spiel wird und wir haben es uns selbst schwerer gemacht. Ich wollte den Blitz beim Hail Mary und Aaron hat einen tollen Wurf abgeliefert. Ich bin stolz darauf, wie die Jungs darauf reagiert haben. Diesen Shovel-Pass haben wir 18 Wochen lang trainiert, heute war endlich der richtige Moment dafür."

Larry Fitzgerald (Wide Receiver Cardinals): "Ich kann es gar nicht mehr zählen, wie oft ich diesen Shovel-Pass im Training geübt habe - und dann bekomme ich in der ersten Playoff-Runde die Chance. Meine Augen haben geleuchtet, als der Spielzug angesagt wurde."

Mike McCarthy (Head Coach Packers, über sein WR-Corps): "Ich bin sehr stolz auf diese jungen Männer. Sie haben das ganze Jahr über extrem hart gearbeitet, um eine Chance zu bekommen. Jeff Janis hatte heute enorm wichtige Plays. Wir haben definitiv von uns selbst erwartet, Arizona zu schlagen. Aber wir haben einfach nicht genug Plays gemacht, um das zu schaffen."

Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off:
Gute und schlechte Nachrichten für die Packers. Während Receiver Davante Adams ausfällt, wurden Cornerback Sam Shields und Tackle David Bakhtiari rechtzeitig fit. Damit ist die O-Line, die ersatzgeschwächt vor drei Wochen bei der deutlichen Pleite in der Wüste extrem schlecht aussah, zum ersten Mal seit acht Wochen in ihrer Stammbesetzung zusammen.

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Die Cardinals auf der anderen Seite müssen ohne Outside Linebacker Alex Okafor auskommen, der sich während der Bye Week am Zeh verletzte. Safety Tyrann Mathieu fällt bekanntermaßen ohnehin für die ganzen Playoffs aus. Arizona könnte mit einem Sieg eine Serie ausbauen: Als einzige aktive Franchise haben die Cards bislang alle ihre vier Playoff-Heimspiele gewonnen. Für Quarterback Carson Palmer wäre es der erste Playoff-Sieg überhaupt.

19.: Nach einem guten Punt-Return ist Arizona schnell in Schlagdistanz. Bruce Arians bleibt aggressiv und spielt ein Fourth Down an der 9-Yard-Line aus, wenig später liefert Carson Palmer bei Third and Goal einen perfekten Pass in die Ecke der Endzone. Michael Floyd schlägt Shields, Touchdown! Die Packers kommen aber besser ins Spiel, weil das Running Game funktioniert - Green Bay schafft mehrere Third-Down-Conversions, Rodgers hat Glück, dass ein Pick Six wegen einer Strafe zurückkommt. Am Ende steht ein Field Goal. Bitter: Randall Cobb musste nach einem ebenfalls zurückgepfiffenen, sensationellen Catch mit einer Brustverletzung raus. 7:3 Cardinals.

29.: Es ist eine beeindruckende Leistung dieser Packers-Offense, die aber für den Rest des Spiels auf Cobb verzichten muss - nach dem vermeintlichen Pick Six ist dieses Spiel gekippt. Die O-Line hält Stand, Rodgers findet jetzt seine Receiver und attackiert gezielt Nummer-2-Cornerback Justin Bethel. Green Bay marschiert mit vielen kurzen Pässen das Feld runter, A-Rod ist voll im Rhythmus. In der Red Zone hält die Cards-Defense dann per Blitz Stand. Field Goal, 7:6 Cardinals.

35.: Arizona startet die zweite Hälfte mit einem Knall: Calais Campbell fälscht einen Rodgers-Pass ab, Rashad Johnson passt auf - Turnover! Aber es dauert nicht lange, ehe die Packers den Ball zurückbekommen: Palmer wirft in Double Coverage, Ha Ha Clinton-Dix sagt Danke. Jetzt rollt Green Bays Offense wieder, wieder über das Running Game. Lacy gelingt ein 61-Yard-Run, es ist der längste seiner Karriere, Rodgers veredelt das mit einem 8-Yard-Touchdown-Pass auf Jeff Janis! Arizonas Pass-Rush kommt im Moment überhaupt nicht ran, Green Bay dominiert! 13:7 Packers.

47.: INTERCEPTION! Gerade sieht es so aus, als würde Arizona hier auf die Führung drücken: Larry Fitzgerald reißt das Spiel an sich, die Offense steht an der 9-Yard-Line der Packers. Und dann der nächste schwere Bock von Palmer: Ein katastrophaler Pass auf John Brown, der viel zu kurz kommt und keine Chance hatte. Damarious Randall schnappt zu. Arizona hatte zuvor per Field Goal verkürzt. 13:10 Packers.

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57.: Die Cards-Defense bekommt den erneuten Stop hin, Flitzgerald befeuert die Offense erneut. Palmers Bewegung in der Pocket sieht langsam etwas besser aus, die präzisen Pässe, die man aus der Regular Season gewohnt war kommen häufiger. Gleichzeitig aber hat er auch bei einem Beinahe-Pick großes Glück, als Shields den Ball in der Red Zone fallen lässt! Und dann PASSIERT ES! Palmers Pass wird wieder in der Endzone abgefälscht, und das Ei kullert (wenn auch begünstigt durch ein Foul von Jaron Brown) in die Hände von Floyd! Touchdown! 17:13 Cardinals!

60.: Zwar sind noch mehr als zwei Minuten auf der Uhr, doch die Packers haben keine Timeout mehr. Unter anderem eine verschwendete Challenge von Mike McCarthy ist dafür verantwortlich. So spielt Green Bay ein Fourth Down tief in der eigenen Hälfte aus, Arizona lässt aber nichts zu.Allerdings reicht es für die Offense nur zum Field Goal, die Packers bekommen den Ball mit 1:55 Minuten auf der Uhr zurück. Rodgers findet Janis zum 61-Yard-Pass bei 4th and 20! Was für ein irres Spiel! Fünf Sekunden sind noch auf der Uhr - UND DER HAIL MARY KOMMT AN! Es ist unfassbar! Janis mit dem Touchdown! 20:20, Overtime!

61.: Fitzgerald! Ein Wahnsinn was hier abgeht, die Superlative werden knapp! Palmer gelingt beim ersten Spielzug in Overtime sein mit Abstand besten Play, findet Fitzgerald und der läuft 75 Yards! Die Cardinals stehen sofort an der 5-Yard-Line der Packers und Fitz trägt den kurzen Shovel-Pass im zweiten Versuch in die Endzone! Cards win!

Der Star des Spiels: Larry Fitzgerald. Wer einen personifizierten Leader sehen will, sollte sich dieses Spiel von Fitzgerald zu Gemüte führen. Als Arizona in Schockstarre schien, Palmer kaum etwas zustande brachte und Green Bays Defense das Spiel dominierte, war es der Star-Receiver, der die Partie an sich riss. Schwierige Catches, großartige Präsenz: Fitz riss sein Team und die Fans mit. Das Play des Spiels in der Overtime war eine sensationelle Energieleistung. Ebenfalls erwähnenswert: Green Bays O-Line. Es war ein beeindruckender Vortrag der Offensive Line, die großen Anteil daran hatte, dass die Packers mit ihrem dezimierten Receiving-Corps so lange im Spiel waren.

Der Flop des Spiels: Man könnte hier Packers-Receiver James Jones nennen, der gegen Patrick Peterson nicht den Hauch einer Chance hatte. Man könnte Eddie Lacy nennen, der, abgesehen von seinem langen Run (der eigentlich ein Touchdown sein muss), nicht allzu viel zustande brachte. Eigentlich aber muss hier Carson Palmer stehen. Palmer sah über die ersten rund drei Viertel in der Pocket nicht gut aus, einige Würfe kamen völlig ungenau und er traf auch einige katastrophale Entscheidungen. Es war Palmers schlechtestes Spiel in dieser Saison - zum aus Cards-Sicht ungünstigsten Zeitpunkt. Sein bestes Play hatte er aber in der Overtime.

Das fiel auf:

  • Die Rückkehr von Sam Shields erlaubte es Green Bay, wieder mehr Man-to-Man-Coverage zu spielen. Die Folge: Defensive Coordinator Dom Capers konnte in seinen Blitz-Paketen sehr kreativ agieren. Die Blitzer kamen von überall und überforderten Arizonas O-Line komplett. Palmer steckte alleine in der ersten Hälfte drei Sacks ein, so viele hatte Arizona in dieser Saison in der ersten Hälfte noch nie zugelassen.
  • Die Konsequenz daraus: Arizona hatte in der ersten Hälfte ganze 25 Plays für 75 Yards. Die langen Pässe, die diese Offense so gefährlich machen, kamen lange so gut wie gar nicht. Auch das Running Game (19 ATT, 40 YDS) funktionierte insgesamt überhaupt nicht.

  • Green Bay gelangen extreme viele Third-Down-Conversions. Die Cardinals waren längst nicht so gut im Pass-Rush wie noch beim direkten Duell vor drei Wochen. Vor allem der 4-Men-Rush kam nicht so effektiv durch. Die Tatsache, dass Green Bay alle Starter in der O-Line zurück hatte, machte sich zumindest in der Pass Protection bemerkbar. Trotzdem hatten die Packers Probleme in der Red Zone: Zwei 17-Plays-Drives resultierten in der ersten Hälfte lediglich in Field Goals.
  • Auch das erhöhte Tempo, das Green Bay schon in Washington häufiger nutzte, machte der D-Line zu schaffen. Dazu kamen extrem lange Drives der Packers. Arizonas explosive Offense blieb so, aus Cards-Sicht, viel zu lange an der Seitenlinie, die Defense dagegen viel zu lange auf dem Platz. Der Plan der Packers war sehr gut und ging auch lange auf.
  • Beim Hail-Mary-Touchdown wurden die Cardinals für ihre extreme Aggressivität bestraft: Die Cards blitzten und wollten verhindern, dass Rodgers den Pass überhaupt erst weg bekommt. Doch A-Rod lieferte mit Markus Golden quasi an ihm dran einen unfassbaren Wurf.
  • Mit viel Glück drehte Arizona das Spiel im vierten Viertel, es war gleichzeitig das Ende einer Serie: In der Regular Season verloren die Cardinals drei Spiele. Alle drei kamen zustande, wenn Arizona zu Beginn des vierten Viertels, wie auch heute, hinten lag.
  • Nicht einmal der Münzwurf vor der Overtime war in diesem verrückten Spiel eine Selbstverständlichkeit. Weil sich der erste Münzwurf in der Luft überhaupt nicht drehte, verlangten die Packers eine erneute Ausführung - und bekamen sie. Beide Male gewann aber Arizona, so dass uns ein "Coin-Toss-Gate" mutmaßlich erspart bleibt.

Die Divisional-Round in der Übersicht

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