NFL

Big Ben macht den Unterschied

Von SPOX
Für Joe Flacco geht es beim Saisonauftakt gegen Pittsburgh darum, auf die Gesundheit zu achten
© Getty

Die NFL geht wieder los, am ersten Wochenende kommt es gleich zum Derby zwischen den Pittsburgh Steelers und Baltimore Ravens. Die Atlanta Falcons wollen bei den Chicago Bears ein Ausrufezeichen setzen, die St. Louis Rams gegen das Dream Team der Philadelphia Eagles überraschen. Im Fokus steht auch Rookie-Quarterback Cam Newton.

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Rivalry of the Week: Steelers @ Ravens (So., 19 Uhr)

Es gibt Duelle, zu denen muss man gar nicht mehr viel sagen. Baltimore gegen Pittsburgh ist genau so ein Fall. Jeder weiß, da wird es krachen. Ein paar Dinge sind aber vielleicht doch nicht jedem klar.

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Zum Beispiel, dass Ben Roethlisberger in diesem Duell für gewöhnlich den Unterschied macht. Mit dem etatmäßigen Spielmacher in der Aufstellung haben die Steelers sieben Mal in Folge gegen Baltimore gewonnen.

Kollege Hines Ward sagt deshalb nicht ganz zu Unrecht: "Er mag nicht wie Tom Brady sein, aber wenn ich ihn auf dem Feld sehe, weiß ich, dass wir eine Chance haben. Er ist ein Siegertyp. Und die Statistiken zeigen, dass er vor allem gegen die Ravens ein Siegertyp ist."

Ein weiterer Vorteil der Steelers ist ihre Eingespieltheit. Die Verpflichtung von Plaxico Burress hat nicht geklappt, Alternativlösung Jericho Cotchery ist nur als fünfter Receiver eingeplant. Cornerback Ike Taylor konnte gehalten werden und ist trotz einer Fingerverletzung einsatzfähig.

Anders die Ravens: Da wurde gleich auf mehreren Positionen nachgebessert. Mit Derrick Mason ging eine Institution auf der Receiver-Position, man hofft aber, mit Lee Evans den nötigen Downfield-Threat geholt zu haben, der der perfekte Gegenpart zu Anquan Boldin sein soll.

Auf weiteren Positionen wurde kräftig nachgebessert bzw. aussortiert. "Natürlich könnte man sagen, dass die Kontinuität für Pittsburgh spricht", sagt Ravens-Kapitän Ray Lewis. "Aber wir haben unser Team bestimmt nicht verändert, um schlechter zu werden, sondern besser."

Game of the Week: Falcons @ Bears (So., 19 Uhr)

Beide Teams mussten sich in den NFC-Playoffs der letzten Saison dem späteren Champion Green Bay Packers geschlagen geben, beide wollen es am liebsten nicht wieder dazu kommen lassen. Chicago hat die Chance, sich in der NFC North zwei Mal am Meister zu messen und ihn womöglich zu ärgern.

Ob es wirklich dazu kommen wird, ist aber ungewiss. Zu viele Fragezeichen begleiteten die Bears durch den Sommer. Jay Cutlers Knieverletzung ist ausgeheilt, macht im Hinblick auf die neue Spielzeit aber Sorgen. Nur ein gesunder Cutler kann das Team vor einem möglichen Absturz bewahren.

Dazu kommt die Unzufriedenheit zweier zentraler Spieler. Running Back Matt Forte und Linebacker Lance Briggs forderten zuletzt öffentlich bessere Verträge. Briggs sagte vielsagend: "So läuft das Business. An meiner Spielweise wird sich nichts ändern. Ich bin zu 100 Prozent ein Bear - bis ich keiner mehr bin."

Deutlich ruhiger auf die neue Spielzeit vorbereiten konnten sich die Falcons. Der Kern der Mannschaft um Quarterback Matt Ryan, Running Back Michael Turner, Top-Receiver Roody White und Tight End Tony Gonzalez blieb zusammen, mit Julio Jones kam ein junger Passempfänger per Draft Pick dazu.

In der Defense gehören die Cornerbacks Brent Grimes und Dunta Robinson mittlerweile ligaweit zur Creme de la Creme. Nicht umsonst macht Cutler seine Bears daher zum Underdog: "Die Falcons sind in der Offense und Defense gleichermaßen erfahren. Im Sommer haben sie ein paar Leute geholt, die sie noch besser machen. Wir werden alle Hände voll zu tun haben."

Another Game of the Week: Rams @ Eagles (So., 19 Uhr)

Alle wollen Michael Vick sehen, den hochexplosiven Spielmacher der Eagles, der vor kurzem einen 100-Millionen-Dollar-Vertrag unterschrieb. Das ist klar und völlig verständlich.

Allgemein wird erwartet, dass Philadelphia nach etlichen Upgrades im Kader um den Titel mitspielen kann. "Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass unser Ziel nicht die Meisterschaft ist", sagt Vick ganz klar.

Aber deshalb darf man nicht davon ausgehen, dass sich die jungen St. Louis Rams kampflos ergeben werden.

Nach einem exzellenten Rookie-Jahr will Quarterback Sam Bradford den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gehen, der neue Offensive Coordinator Josh McDaniels scheint genau der richtige Mann für den Job des Mentors zu sein.

McDaniels scheiterte als Head Coach in Denver zwar kolossal, gilt aber als hervorragender Trainer für junge Spielmacher. Als solcher brachte er bereits Tom Brady, Matt Cassel und Kyle Orton auf den richtigen Weg. Als Neuzugänge begrüßten die Rams Guard Harvey Dahl, Receiver Mike Sims-Walker und Rookie-Tight-End Lance Kendricks.

In der Defensive wurde vor allem in der Secondary nachgebessert. "Alle reden von Philly", wagt Bradford eine verhaltene Kampfansage. "Das ist auch okay, die Jungs verdienen diesen Hype. Aber für uns wäre es schon eine tolle Sache, wenn wir gegen so eine Mannschaft gleich einen Sieg feiern könnten." Nach der ersten Preseason ohne Niederlage seit 1979 ist das Selbstvertrauen offenbar da.

Upset Alert of the Week: Texans vs. Colts (So., 19 Uhr)

Tradtionell gibt es beim Duell der Texans gegen die Colts nur einen Sieger. Seit dem Ligadebüt der Texaner 2002 trifft Houston Jahr für Jahr zwei Mal auf den Rivalen in der AFC South, erst zwei der bisherigen 18 Duelle konnte man gewinnen: 2006 und zum Saisonaftakt 2010. Die Bilanz ist offenkundig verheerend, aber warum sollte am 1. Spieltag zu den bisherigen zwei Heimsiegen nicht der dritte hinzukommen?

Die Vorzeichen dazu sind jedenfalls denkbar günstig. Zwar ist Running Back Arian Foster angeschlagen - eine Adduktorenverletzung könnte ihn für den Saisonstart außer Gefecht setzen -, aber die Offense ist auch mit den Backups Derrick Ward, Steve Slaton und Ben Tate sehr potent. Zumal mit Quarterback Matt Schaub und Wide Receiver Andre Johnson auch durch die Luft einiges möglich sein sollte.

Viel entscheidender ist aber, dass Indianapolis ohne Peyton Manning auskommen muss. Der Star-Quarterback ist nach seiner Nacken-OP noch immer nicht genesen, derzeit ist völlig unklar, wie lange es noch dauern kann. Der frisch verpflichtete Ersatzmann Kerry Collins ist zwar auch kein Blinder, aber die Colts ohne Manning? Das schreit nach einer Niederlage.

Die Texans hätten sich aber auch gegen Manning Chancen ausgerechnet: Nach einer kompletten Vorbereitung unter dem neuen Defensive Coordinator Wade Phillips (zuletzt Head Coach in Dallas) soll Houstons große Schwachstelle, die Defense, endlich besser stehen. Übrigens: in sieben Spielen zwischen einer Phillips-Defense gegen Collins hieß der Sieger sieben Mal Phillips. Dieses Spiel schreit so dermaßen nach Upset, dass man es vielleicht gar nicht mehr als Upset bezeichnen sollte...

Rookie of the Week: Cam Newton

Das Spiel der Carolina Panthers bei den Arizona Cardinals (So., 22.15 Uhr) mag auf den ersten Blick kein Kracher sein. Aber erstens wird mit Spannung erwartet, wie schnell Arizonas neuer Quarterback Kevin Kolb eine Chemie mit seinen Receivern, allen voran Superstar Larry Fitzgerald, gefunden hat.

Zweitens hat auf der anderen Seite ein Neuling das Ruder in der Hand, der gehypt wurde wie selten zuvor ein Nummer-Eins-Pick: Cam Newton, der als amtierender Heisman-Trophy-Gewinner vom College von Auburn in die NFL gedraftet wurde.

Dieser Newton soll der Heilsbringer der in den letzten Jahren so schwachen Panthers sein, tat in der Preseason aber zumeist das, was an Nummer eins gezogene Quarterbacks fast immer machen: Er warf das Ei kreuz und quer über das Feld, aber selten zum Mitspieler. Mit einer Completion Percentage von 42 Prozent war er der schwächste aller Stamm-Spielmacher.

Die Historie hat gezeigt, dass es junge Spielmacher traditionell schwer haben: Keiner der 19 mit Pick Nr. 1 gewählten Quarterbacks, auch nicht John Elway, Troy Aikman oder die Manning-Brüder Peyton und Eli, konnten ihrem Team in der ersten Saison eine positive Bilanz bescheren. Insgesamt liegt die Ausbeute bei 49 Siegen und 122 Niederlagen.

Ein schlechtes Vorzeichen für Partie gegen Arizona: Die wenigsten konnten ihr Ligadebüt erfolgreich gestalten. Newton spielt am Sonntag also nicht nur gegen die Cardinals und deren Fans, sondern auch gegen die NFL-Geschichte.

Mascot of the Week: Boltman

Die San Diego Chargers waren im letzten Jahr statistisch sowohl offensiv als auch defensiv die beste Mannschaft der Liga - und verpassten doch die Playoffs. Unfassbar, wie ist so etwas möglich! Ganz einfach: Man hat Special Teams, die den Namen nicht verdienen und das Team regelmäßig Siege kosten.

Mit Coach Rich Bisaccia kam ein Spezialist auf dem Gebiet der Special Teams, am Sonntag können die Chargers gegen die Minnesota Vikings (So., 22.15 Uhr) und deren Neuzugang Donovan McNabb zeigen, was sie drauf haben.

Kennt eigentlich irgend jemand das offizielle Maskottchen der Chargers? Nein? Kein Wunder: Es gibt keins! Jahrelang trieb der sogenannte Boltman auf den Tribünen sein Unwesen, allerdings verbarg sich hinter der Maskerade bloß ein einfacher Fan.

Die Chargers nahmen den Boltman irgendwann zwar als freien Mitarbeiter unter Vertrag, allerdings behielt Dan Jauregui das Copyright an seinem Kostüm und durfte sich bzw. den Boltman vermarkten, wie er lustig war.

Der Klub verweigerte ihm die Anerkennung als offizielles Maskottchen. Den Fans war es herzlich egal, bei ihnen genoss der Boltman - offiziell oder nicht - absoluten Kultstatus. Im letzten Jahr dann der Schock: Jauregui wollte in Rente gehen!

Er kündigte an, sein Kostüm an den Meistbietenden verkaufen zu wollen. Einzige Voraussetzung war dabei, dass derjenige ein Hardcore-Chargers-Anhänger sein sollte und die Tradition im Stadion fortführen wollte. Bisher ist in der Hinsicht aber wohl nichts passiert. Jauregui pflegt weiterhin als Boltman seinen Twitter-Account, die Versteigerung bei einem großen Internet-Auktionshaus ist nicht mehr verfügbar.

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