NBA

Mavs-Sieg nach Nowitzki-Schock

Von Florian Regelmann
Dirk Nowitzki erzielt in dieser Saison im Schnitt über 24 Punkte für die Mavs
© Getty

Die Dallas Mavericks (24-5) gewinnen das schwere Auswärtsspiel bei den Oklahoma City Thunder (21-11) mit 103:93 und feiern damit ihren 17. Sieg in den letzten 18 Spielen. Allerdings wird der Sieg von den Sorgen um Dirk Nowitzki überschattet. Der Mavs-Superstar verletzte sich am Knie.

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Es waren knapp drei Minuten im zweiten Viertel gespielt, da hielt ganz Dallas den Atem an. Nowitzki, der bis dahin ein überragendes Spiel gemacht hatte (13 Punkte, 3 Assists), traf einen Jumper zur 41:36-Führung der Mavs.

Er zog sogar noch das Foul von Serge Ibaka, verletzte sich aber bei seiner unglücklichen Landung am rechten Knie, nachdem er über seine eigenen Füße gestolpert war.

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Nowitzki hatte offensichtlich große Schmerzen und konnte seinen rechten Fuß überhaupt nicht belasten. Nach einer Auszeit verwandelte Nowitzki noch seinen Freiwurf, um das Dreipunktespiel komplett zu machen, humpelte dann aber ganz langsam in Richtung Kabine und sollte auch nicht mehr ins Spiel zurückkommen.

Butler und Marion Topscorer

Eine genaue Diagnose steht aus, erste Röntgenaufnahmen zeigten aber keinen größeren Schaden. Nowitzki, der zum ersten Mal erklärte, dass ihm das Knie schon seit zwei Wochen Probleme bereitet, wird sich am Dienstagmorgen einer Kernspintomographie unterziehen.

Nowitzki hatte in seiner Karriere schon einige Szenen, bei denen es so aussah, als ob er sich schwer verletzt haben muss - aber er stand immer erstaunlich schnell wieder auf dem Feld. Die Mavs können nur hoffen, dass das auch dieses Mal wieder der Fall sein wird.

Die Mavs verdauten den Nowitzki-Schock gut und bauten ihre beeindruckende Auswärtsbilanz (11-1) dank eines überragenden letzten Viertels weiter aus. Caron Butler (21) und Shawn Marion (20) waren die Topscorer bei Dallas, Jason Terry (13) drehte wie üblich in der Crunchtime auf und Jason Kidd (10 Punkte, 10 Assists, 9 Rebounds) verpasste nur knapp ein Triple-Double. Kevin Durant erzielte 28 Zähler für Oklahoma City.

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Reaktionen:

Dirk Nowitzki (Dallas): "Es war eine beängstigende Szene. Das Foul war am Arm, es ist alles bei der Landung passiert. Ich bin blöd gelandet und habe es mir dabei wohl noch mehr gezerrt, als es ohnehin schon war. Das Knie hat aus irgendeinem Grund plötzlich nachgegeben, ich weiß gar nicht, was wirklich passiert ist. Ich muss mir die Szene selbst mal anschauen. Hoffentlich ist es nur eine Zerrung und hoffentlich bin ich bald wieder in Action."

... über seine früheren Knöchel-Verletzungen: "Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich immer den verstauchten Knöchel nehmen statt dieser Verletzung jetzt. Es ist eine seltsame Verletzung, die ich auch noch nie hatte. Hätte ich mir nur den Knöchel verstaucht, hätte ich wahrscheinlich gleich weitergespielt. Wir werden jetzt mal schauen, wie es morgen aussieht und dann von Tag zu Tag sehen, wie es weitergeht."

Jason Terry (Dallas): "Wir hassen es natürlich, wenn unser Big German ausfällt, aber wir haben ihn in der Halbzeit in der Kabine gesehen und er hat gelächelt. Er hat uns gesagt: 'Kein Problem. Ihr macht das schon. Ich nehme mir den Rest des Spiels frei.'"

Dwane Casey (Assistenztrainer Dallas): "Es war einfach ein großartiger Sieg der gesamten Mannschaft. Die Jungs haben zusammengehalten. Es hat eine Weile gedauert, bis wir unseren Rhythmus gefunden hatten. Dieser Sieg sollte uns noch mehr Selbstvertrauen geben."

Scott Brooks (Trainer Oklahoma City): "Wir haben uns einfach einen schlechten Zeitpunkt herausgesucht, um Würfe nicht zu treffen. Ich habe gewusst, dass Dallas ein Team der Defensive ist. Sie haben eine 24-5-Bilanz, weil sie eine talentierte Truppe zusammen haben. Dirk ist einer der besten Spieler, aber er ist nicht der einzige Spieler, den sie haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Beide Teams mit den erwarteten Starting Fives. Bei Oklahoma City starten Westbrook, Sefolosha, Durant, Green und der seit kurzem wieder genesene Krstic. Dallas beginnt mit Kidd, Stevenson, Butler, Nowitzki und Chandler. Dafür fehlt bei den Mavs Headcoach Rick Carlisle, der sich in der Weihnachtspause einer Knie-OP unterzog und auf Anraten der Ärzte auf den Trip verzichtete. Dwane Casey, der Defensive Coordinator der Mavs, steigt für einen Abend zum Chef auf.

7.: Oklahoma City erwischt eigentlich einen guten Start (8:3), aber dann läuft Dallas von Downtown heiß. Die Thunder verteidigen gut und zwingen die Mavs in Würfe von außen, aber das macht Dallas nichts. Es ist krank, was die Mavs hier alles treffen. Schon 5 verwandelte Dreier. Kidd zum 24:14 für Dallas.

15.: Oh no! Nowitzki trifft den Jumper, zieht sogar noch das Foul von Ibaka, aber er landet ganz unglücklich und verletzt sich dabei am Knie. Er kann seinen rechten Fuß überhaupt nicht belasten, sieht nicht gut aus. Nach einer Auszeit verwandelt Nowitzki noch den Bonusfreiwurf und verabschiedet sich dann sofort in die Kabine.

17.: Nowitzki ist draußen - und die Bank der Thunder ist voll da. Ein Monster-Block von Ibaka leitet den Fastbreak ein, der groß aufspielende Harden mit dem Slam. Die Mavs haben ihre zwischenzeitliche 12-Punkte-Führung (34:22) verspielt, nur noch 44:42 für Dallas.

24.: Sieben Sekunden vor Ende der ersten Hälfte steht Maynor völlig frei an der Dreierlinie und bedankt sich. Ausgleich. 56:56.

32.: Ohne Nowitzki geht bei den Mavs im dritten Viertel alles über Marion. Immer wieder kommt er dicht am Korb der Thunder zum Abschluss, auch Stevenson spielt schon wieder stark. 76:73 Mavs.

36.: Harden und Ibaka, wer sonst, leiten einen 7:0-Run der Thunder ein, aber dann schießt Ajinca aus der Ecke den Dreier rein! Richtig, Alexis Ajinca trifft den ersten Dreier seiner Karriere! Der Franzose steht überhaupt nur im Kader, weil Brian Cardinal (Magen) ausgefallen ist. 80:79 Thunder.

43.: Terry war drei Viertel lang mal wieder eine totale Katastrophe, aber sobald es so richtig drauf ankommt, dreht der Jet mal wieder auf. Terry schon mit 9 Punkten im letzten Viertel. Das Highlight: Ein Dreier mit ablaufender Shot-Clock ins Gesicht von Jeff Green. Oklahoma City trifft überhaupt nichts mehr. Die Mavs-Zone bringt den nächsten Gegner zur Verzweiflung. 90:84 Dallas.

48.: Das passt! Es ist natürlich Terry, der per Sprungwurf die letzten Punkte des Spiels erzielt. Der nächste starke Sieg für die Mavs.

Der Star des Spiels: Jason Terry. 13 Punkte, 8 Assists, 5 Turnovers. 6/17 aus dem Feld. Wer am Ende auf die nackten Zahlen schaut und das Spiel nicht gesehen hat, würde nie denken, dass Terry der Star des Spiels sein könnte. Er ist es aber. Egal, wie schlecht er drei Viertel lang auch spielen mag, wenn es darauf ankommt, ist Terry zur Stelle. Im letzten Viertel lief im Grunde jeder Angriff über Terry, der entweder selbst abschloss oder seine Mitspieler einsetzte. Der Closer der Mavs hat wieder zugeschlagen.

Der Flop des Spiels: Kevin Durant/Russell Westbrook. Wer auf der einen Seite Terry für sein herausragendes Schlussviertel lobt, der muss auf der anderen Seite die Stars der Thunder kritisieren. Als Durant und Westbrook im letzten Viertel zurück aufs Feld kamen, war die Partie völlig ausgeglichen. Nowitzki war bekanntermaßen nicht mehr dabei - es wäre jetzt die Aufgabe von Durant und Westbrook gewesen, das Spiel für ihr Team zu gewinnen. Kein Duo erzielt in der NBA mehr Punkte im Schnitt als die beiden, aber an diesem Abend lief in der entscheidenden Phase nichts zusammen. So reicht es nicht, um Dallas zu schlagen.

Analyse: "Ich persönlich denke, dass wir besser sind als jedes andere Team in der Liga." Diese Aussage machte Terry vor einigen Tagen. Ob die Mavs jetzt das aktuell beste Team sind, oder ob es die Spurs, Celtics oder Heat sind, darüber lässt sich sicher streiten. Fakt ist, dass Dallas im Moment schlicht und ergreifend beeindruckend gut ist.

In Dallas hatte man ein paar Sorgen, dass man durch die lange Weihnachtspause aus dem Rhythmus kommen könnte. Eine völlig unbegründete Sorge, wie sich herausstellen sollte.

17 Siege in den letzten 18 Spielen, eine 11-1-Bilanz auswärts, jetzt schon zum zweiten Mal in Oklahoma City gewonnen. Und das, obwohl man Nowitzki verlor. Macht nichts, dann scort eben Marion wie zu seinen Suns-Zeiten. Es war die perfekte Mannschaftsleistung. Außerdem hat wieder ein Team nur 42 Prozent aus dem Feld gegen Dallas geschossen. Das sind alles Fakten, die für sich sprechen.

Besonders herauszuheben ist beim 24. Saisonsieg erneut die Leistung in der Defense. Es scheint fast so, als ob die Mavs die Intensität in der Defense beliebig erhöhen können. So wie sie es gerade brauchen. Lächerliche 12 Punkte ließ Dallas im letzten Viertel zu. Und wieder hieß das magische Wort Zonenverteidigung.

Jedes Team weiß inzwischen, was auf einen zukommt, aber dennoch stellt die Mavs-Zone ein Team nach dem anderen vor unlösbare Probleme. Die Thunder, ohne Frage eines der offensivstärksten Teams der NBA, wirkten im Schlussviertel total hilflos. Durant fiel nichts mehr anderes ein, als unmotiviert einen Dreier nach dem anderen zu ballern. Es ist absolut bemerkenswert, wie sich Dallas diese neue Identität eingeimpft hat. Die Mavs waren auch physischer als die jungen Thunder und zeigten mehr Leidenschaft.

Abgesehen von den wohl zum Glück kleineren Verletzungssorgen um Nowitzki und auch um Roddy Beaubois, der laut Carlisle noch immer weit von einem Comeback entfernt ist, könnte die Welt in Dallas nicht besser aussehen. In den nächsten sechs Tagen stehen weitere vier Spiele auf dem Programm - gut möglich, dass es weitere vier Siege werden. Ob mit oder ohne Nowitzki.

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