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NBA - Victor Wembanyama ist als Center um Welten besser: Die Rookie Watch

Von Robert Arndt
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Die Rookie Watch ist zurück und beleuchtet vor allem Victor Wembanyama und seinen Wechsel auf die Center-Position. Außerdem blicken wir auf die Top 5 und zeigen, wo OKCs Big Man Chet Holmgren schon jetzt Spitzenreiter in der NBA ist.

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"Die Spurs verschwenden die Rookie-Saison von Victor Wembanyama!" Nicht selten hörte man diesen Vorwurf in den vergangenen Monaten. Das Point-Guard-Experiment mit Jeremy Sochan, dazu zuletzt das Minutenlimit (25) nach der unglücklichen Knöchelverletzung in Dallas. San Antonio hatte schon immer einen eigenen Weg, um Spieler zu entwickeln, bei Wembanyama ist die Aufmerksamkeit aber um ein Vielfaches höher. Gleiches gilt für die Empörung über einige Maßnahmen der Organisation um Head Coach/Präsident Gregg Popovich.

Letztlich ist es müßig, dies von außen zu beurteilen. Gewisse Dinge lassen sich aber schon feststellen, wie eben das Debakel mit Sochan oder aber die Maßnahme, Wembanyama zunächst auf der Vier starten zu lassen. Es brauchte 15 Niederlagen in Serie, bevor Popovich Wemby als Center starten ließ. Zwar haben die Spurs seither auch nur drei von 16 Spielen gewonnen, kommen seither aber als semi-kompetentes Basketball-Team daher (Net-Rating: "nur" -8,2; Platz 26 in der NBA).

Davon profitiert insbesondere Wembanyama selbst, der in diesem Zeitraum 19,7 Punkte, 10,9 Rebounds sowie fast 4 Blocks pro Spiel in nur 27 Minuten auflegt. Hier der Vergleich zu seinen Zahlen vor dem Positionswechsel am 8. Dezember.

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bis 8.12.1930,218,943,226,59,72,52,6
seit 8.12.1327,119,747,032,310,93,93,9

Man sieht schnell: Wembanyama ist effizienter geworden, was vor allem daran liegt, dass er weniger Dreier nimmt. Der Franzose ist ein fähiger Shooter, auch wenn er bisher nicht einmal 30 Prozent seiner Jumper netzt. Wie Kirk Goldsberry (ESPN) herausarbeitete, nahmen 83 Spieler in dieser Spielzeit mindestens 200 Sprungwürfe - keiner trifft weniger effizient als Wembanyama.

Auf der anderen Seite ist Wemby aber kaum zu stoppen, wenn er den Ball am Ring erhält. Durch den Einsatz als Center agiert der Franzose viel häufiger in Korbnähe. Knapp 42 Prozent seiner Abschlüsse nimmt der Hüne nun am Korb, 73 Prozent davon sind drin. Das ist noch kein elitärer Wert, aber deutlich effizienter als seine teils schweren Sprungwürfe.

San Antonio spielt nun vermehrt mit vier kleineren Spielern um Wemby herum, das Pick'n'Roll zwischen ihm und Devin Vassell, der lange nur Sixth Man war, ist eine Konstante im Spiel der Texaner geworden. Darüber hinaus kommt Wemby mittlerweile vermehrt über Blöcke aus der Bewegung an den Ball, ähnlich wie es die Jazz mit Lauri Markkanen machen. Das gibt dem Franzosen Platz für einen Drive oder erzeugt ein Mismatch im Post.

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Mit der neuen Starting Five aus Tre Jones, Vassell, Julian Champagnie und Sochan ist das Spacing auch besser geworden, sodass Wemby mehr Platz hat. Die Stichprobe ist zwar klein, doch dieses Lineup ist in nur 39 Minuten schon jetzt die beste Spurs-Fünf der Saison (+18). In Jones hat Wembanyama nun seinen klassischen Point Guard, übernimmt aber auch selbst mehr Verantwortung in Sachen Spielaufbau - so zuletzt gesehen bei seinem ersten Triple-Double gegen die Detroit Pistons in gerade einmal 21 Minuten.

Man sollte Wemby hier nicht mit Nikola Jokic vergleichen, aber der 20-Jährige hat ebenfalls einen hohen Basketball-IQ, um von der Freiwurflinie die richtigen Aktionen zu erkennen, dazu läuft er immer wieder auch selbst das Pick'n'Roll. San Antonio war unter Popovich schon immer ein Team, welches sich abseits des Balles viel bewegte, Wemby liebt hier vor allem die kurzen Bodenpässe. Manche sind etwas ambitioniert, trotzdem ist es eine weitere nicht zu unterschätzende Facette in seinem Spiel.

Und auch defensiv hilft Wembanyama als Center, weil ein 2,24-Meter-Mann unter dem Korb eben immer eine gute Option ist. So lässt der Franzose gerade einmal eine Wurfquote von 42,8 Prozent zu. Das wird in der NBA nur von Bam Adebayo (42,4) und Isaiah Stewart (42,7) getoppt, wobei Wemby deutlich mehr Würfe als die beiden verteidigt.

Zu was der Top-Pick im Stande ist, zeigte sich vor allem im Spiel gegen die Bucks, als er unter anderem Giannis Antetokounmpo in der Crunchtime böse abräumte. Was dem Spurs-Center an Masse fehlt, macht er mit seiner Länge wett, wie man gegen Giannis sah. Er ist einfach so lang, dass es kaum eine Rolle spielt, wenn er mit dem Kontakt etwas nach hinten geschoben wird. Seine Block Percentage von 9,84 wird übrigens in der Geschichte der NBA nur von Manute Bol übertroffen, der in den Achtzigern dreimal über 10 Prozent lag.

Die vergangenen Wochen haben so gezeigt, in welche Richtung es gehen kann und vermutlich auch wird. San Antonio wird einen weiteren (hohen) Lottery Pick abgreifen und irgendwann werden die Texaner sicherlich auch den Kader umbauen, um das Team besser zu machen.

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Rookie Watch, Notizen: Scoot Henderson

Im Schatten von Wembanyama und Chet Holmgren kommt Nr.3-Pick Scoot Henderson langsam auch in der NBA an, auch wenn er bei der 62-Punkte-Klatsche der Blazers in OKC kaum Eigenwerbung betreiben konnte. Der Wurf bleibt weiterhin ein Problem (True Shooting: 44,9 Prozent; Letzter mit fast fünf Prozentpunkten hinter Andrew Wiggins), trotzdem sind Ansätze zu sehen, warum viele vor der Saison so optimistisch beim Guard waren.

Das Playmaking ist definitiv da und auch in der Defense reibt sich Henderson trotz Größennachteilen auf: Man merkt, dass der Point Guard schon zwei Jahre professionell in der G-League aktiv war. Pässe wie dieser hier können nicht viele spielen, nun muss man sich in Geduld üben.

Sollte der Wurf kommen, wird es Henderson im Pick'n'Roll deutlich leichter haben. Für den Moment können es sich seine Gegenspieler noch leisten, unter dem Block durchzugehen. Was jedoch auch auffällt: Henderson ist kein Monster-Athlet wie ein Ja Morant oder Russell Westbrook, vielmehr wird er mehr über seine Skills kommen müssen.

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Rookie Watch, Notizen: Duop Reath

Wo wir gerade bei den Blazers sind: Neben Zweitrundenpick Toumani Camara ist auch Center Duop Reath eine angenehme Überraschung. Der Australier deutete sein Potenzial schon bei der WM an und bekommt in Portland die Chance, sich zu etablieren. Mit 27 Jahren ist der Big kein klassischer Rookie, aber als Stretch Five könnte er durchaus eine Nische bedienen.

37 Prozent von Downtown bei drei Versuchen pro Partie sind ein guter Start, dazu hat der Boomer gute Hände und fällt vor allem durch gutes Positionsspiel auf. Mal sehen, wie viele Minuten er noch sieht, wenn Deandre Ayton von seiner Verletzung zurückkehrt.

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Rookie Watch: Die Top Five

Platz 5: Keyonte George (Utah Jazz)

  • Draft: 16. Pick
  • Position: Guard

Keyonte George: Seine Stats für die Utah Jazz

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Saison3325,010,936,933,14,52,1
seit 08.12.1222,611,842,638,53,11,6

Inzwischen kommt der Jazz-Rookie wieder von der Bank. Diese Rolle passt für den Moment besser zum Youngster, der meist zusammen mit Mikrowell Jordan Clarkson den Backcourt bildet. Wie Clarkson sucht auch George noch die richtige Mischung aus Scoring und Playmaking. Die Ansätze sind durchaus vielversprechend, auch wenn die Quoten keine Offenbarung sind. Zumindest ein guter Bankspieler sollte in George stecken, wenn er besser als Creator wird, könnte sogar ein kleiner Star im Guard verborgen sein.

Platz 4: Dereck Lively II (Dallas Mavericks)

  • Draft: 12. Pick
  • Position: Center

Dereck Lively II: Seine Stats für die Dallas Mavericks

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Saison2925,28,772,37,61,31,4
seit 08.12.1125,58,871,47,51,41,3

Fehlte zuletzt wegen einer Knöchelverletzung, ist aber für Dallas kaum zu ersetzen. Mit dem 19-Jährigen auf dem Feld haben die Mavs sogar ein durchaus akzeptables Defensiv-Rating von 113,7 (das wäre ein Top-10-Wert!) vorzuweisen, ohne ihn sind es 118,8.

Hier und da merkt man doch, dass er Rookie ist, wie zum Beispiel gegen Cleveland, als er von Jarrett Allen komplett dominiert wurde. Dennoch überwiegen weiter die positiven Aspekte. Ein Rimrunner mit Ball Skills und guter Länge wird auf der Fünf immer gesucht.

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Platz 3: Jaime Jaquez Jr. (Miami Heat)

  • Draft: 18. Pick
  • Position: Forward

Jaime Jaquez Jr.: Seine Stats für die Miami Heat

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Saison3730,513,951,036,03,82,7
seit 08.12.1635,116,250,032,73,92,9

Seit unserem letzten Ranking hat Jaquez nur einmal weniger als 30 Minuten gespielt, darunter war natürlich auch seine 31 Punkte/10 Rebounds-Performance an Weihnachten gegen die Sixers, die zeigte, wozu Jaquez in der Lage ist. Wir wiederholen uns, aber er ist einfach ein guter Basketballer mit guten Fundamentals auf beiden Seite des Feldes. Man würde sich wünschen, dass er mehr Dreier nimmt (nur 3,1 pro Spiel), das könnte sich über die Jahre aber noch entwickeln. Gelingt das, steckt im Mexikaner ein verdammt guter Rollenspieler, aber auch zum jetzigen Zeitpunkt ist der Forward nicht mehr aus dem Lineup der Heat wegzudenken.

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Platz 2: Victor Wembanyama (San Antonio Spurs)

Platz 1: Chet Holmgren (Oklahoma City Thunder)

  • Draft: 2. Pick 2022
  • Position: Forward/Center

Chet Holmgren: Seine Stats für die OKC Thunder

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Saison3729,818,055,940,17,32,72,5
seit 08.12.1729,919,260,343,16,62,82,6

Wir haben weiter oben ausführlich darüber geschrieben, wie Wembanyamas Spiel in den vergangenen Wochen Fahrt aufgenommen hat. Für den Top-Spot reicht das aber nicht. Holmgren präsentiert sich dafür einfach zu konstant, liefert wie ein Uhrwerk und steht inzwischen wieder bei 50/40/80-Splits. Man kann natürlich auf die Schwäche beim Rebound hinweisen, doch Holmgrens Einfluss als Rim Protector, Driver und Shooter ist so groß, dass es diesen Makel locker kaschiert.

Als Beschützer des Rings steht Holmgren Wemby in Nichts nach, nur 45 Prozent beträgt die Erfolgsquote der Gegner. Direkt am Ring ist sogar niemand in der NBA besser als Holmgren, hier lässt er nur eine Quote von 59 Prozent zu - und das bei fast 16 Contests pro Spiel. Diesen Wert unterbot im Vorjahr nur Jaren Jackson Jr. (57 Prozent) und der wurde dann mit dem Award des "Defensive Player of the Year" ausgezeichnet. Dafür dürfte es beim OKC-Rookie nicht reichen. Dennoch ist er - wie auch Wembanyama - schon jetzt einer der besten Verteidiger in der NBA.