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NBA - Miamis No-Names sorgen für Furore: Die nächste Generation der Heat-Rohdiamanten

Max Strus ist einer der Rohdiamanten, die in den vergangenen Wochen in Miami aufgeblüht sind.
© getty

Das Superstar-Duo der Heat, Jimmy Butler und Bam Adebayo, hat einen Großteil der Saison verpasst, dennoch hält sich Miami beständig in der Top 4 im Osten. Dabei hat sich ein Quartett von ungedrafteten No-Names in Leistungsträger verwandelt - und wieder einmal gezeigt, welch hervorragende Arbeit in der Spielerentwicklung am South Beach geleistet wird.

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"Holt die ganze Band zurück", jubelte Chris Bosh vor wenigen Tagen als Antwort auf einen Tweet, der ein weiteres, durchaus überraschendes Comeback eines alternden Ex-Stars in der NBA verkündete: Mario Chalmers ist zurück bei den Miami Heat.

Der mittlerweile 35-jährige Guard hat seit der Saison 2017/18 kein Spiel mehr in der Association absolviert, Anfang der 2010er-Dekade war er an der Seite der Big Three um Bosh, LeBron James und Dwyane Wade Teil der Heat-Meisterteams. Und auch heute noch "könnten wir das alte Pick'n'Roll rausholen", scherzte Bosh. "Ich bin fit."

Einen Anruf dürfte die Heat- und Raptors-Legende bislang allerdings noch nicht erhalten haben. Und auch Chalmers oder der ebenfalls nach zweieinhalb Jahren in die Liga zurückkehrende Nik Stauskas werden über eine übersichtliche Rolle als Corona-Lückenfüller auf Zehntagesverträgen nicht hinauskommen.

Stattdessen baut Miami in Zeiten eines durch Corona-Wellen sowie zusätzlicher Verletzungssorgen stark dezimierten Kaders auf die eigene Stärke aus dem Inneren. Genauer gesagt hilft ein Quartett aus No-Names, das Team während der Absenz der Stars über Wasser zu halten. Ein Quartett, das teils schon lange im Schatten der großen Namen in Miami auf diese Chance hingearbeitet hat.

Miami Heat: Rotationsspieler aus der Not heraus

Die Namen Max Strus, Gabe Vincent, Caleb Martin oder Ömer Yurtseven haben noch vor wenigen Wochen wohl bei den wenigsten NBA-Fans große Emotionen ausgelöst. Vincent erlangte Ende November immerhin Berühmtheit, weil er beim potenziellen Dunk des Jahres von Anthony Edwards ein Offensiv-Foul zog.

Viel zu sehen gab es von Vincent und Co. in den ersten Saisonwochen ansonsten nicht. Abgesehen von Strus bekamen die jungen Bankspieler nur vereinzelt Minuten, meistens in der Garbage Time. Das sollte sich Ende November notgedrungen ändern.

Zunächst machten Verletzungssorgen in Miami Schlagzeilen, in Person von Bam Adebayo (Daumen-OP) fällt der beste Big Man seit Anfang Dezember aus - und wird dies auch noch eine Weile tun. Zudem hat Franchise-Star Jimmy Butler (Steißbein) über einen knapp vierwöchigen Zeitraum von Ende November bis Ende Dezember zwölf Spiele verpasst. Hinzu kamen zuletzt zahlreiche Corona-Ausfälle, sodass sogar eine Partie verschoben werden musste.

Die Tiefe der Heat wurde vor Saisonbeginn mit Sorge betrachtet, daher dürfte es als harter Nackenschlag bezeichnet werden, wenn das eigentliche Star-Trio um Butler, Adebayo und Kyle Lowry nur in 14 der 36 Spielen überhaupt auf dem Parkett steht. Aber: Miami ließ sich davon kaum beeindrucken, holte sieben Siege aus elf Spielen ohne Butler und Bam, ist mit 23-14 und Platz vier im Osten auf Kurs Heimvorteil in den Playoffs und gehört sowohl offensiv wie defensiv jeweils zur Top 10 der Liga.

Das haben die Heat nicht allein Lowry, dem inkonstanten Tyler Herro oder einem lange Zeit schwächelnden Duncan Robinson zu verdanken. Stattdessen sind es eben Strus, Vincent, Martin oder Yurtseven, die eine Chance bekommen, sie genutzt und in vermehrter Einsatzzeit ihr Können gezeigt haben.

Miami Heat: Von No-Names zu Leistungsträgern

Beweise gefällig? Die No-Names haben sich zu echten Rotationsspielern und mehr noch, teils sogar zu Leistungsträgern gemausert. Angefangen bei Strus, ein brandgefährlicher Scharfschütze, der allein im Dezember seinen vorherigen Karriereschnitt verdoppelte (14,3) und in den vergangenen fünf Spielen, bevor auch er ins Corona-Protokoll musste, 22,6 Punkte bei einem überragenden True-Shooting-Wert von 69,6 Prozent auflegte - inklusive Gamewinner gegen Detroit.

Über die komplette Saison trifft der 25-Jährige 40,4 Prozent seiner 6 Dreier pro Partie, teilweise erhält er mehr Minuten als Robinson. Meistens setzt Head Coach Erik Spoelstra den Flügelspieler ganz ähnlich ein wie Robinson, lässt ihn um Screens flitzen oder nach Hand-Offs abdrücken. Sein schneller Release lässt mittlerweile auch die Konkurrenz aufhorchen.

"Die gegnerischen Coaches weisen ihre Spieler mittlerweile darauf hin, wenn ich im Spiel bin. Sie schreien dann: 'Strus! Shooter! Shooter", erzählte er dem Miami Herald. "Sie wissen langsam, wer ich bin. Das ist schön zu hören. Vergangene Saison gab es das noch nicht."

Strus hat sich all das hart erarbeiten müssen. Im Draft 2019 ging er leer aus, in seiner ersten Saison in der G-League riss er sich das Kreuzband. In der darauffolgenden Offseason erkämpfte sich Strus einen Platz im Training Camp der Heat und einen Two-Way-Vertrag, der nach guten Leistungen in der Saison 20/21 schließlich in einen normalen Zweijahresvertrag umgewandelt wurde. Er ist nicht der einzige Fall einer beeindruckenden Entwicklung im Kader der Heat.

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